Das Frühstück war vorbei und die Stimmung gedrückt. Wolken rückten immer näher und schienen unsere Pläne vereiteln zu wollen. Wir mussten nach Dalenka. Der Krieg stand schon auf der Türschwelle und wartete nur darauf, hereinzutreten. Wir konnten keine Zeit verlieren. Noch nicht jedenfalls. Wir konnten es einfach nicht. Zeit verlieren war nicht drin. Das sah ich nicht ein. Das sah niemand ein. Doch wir saßen hier und beobachteten die dichten Wolken, die vom Wind herangetragen wurden.
Bäume wiegten sich im starken Wind, Geheule ertönte aus den Ritzen der Burg, Fensterläden klapperten, Vögel waren still und versteckten sich. Regen zog heran. Vielleicht noch kein Gewitter, aber starker Regen. Vom Meer her. Betrübt sahen wir alle aus dem Fenster hinaus. »Entweder wir fliegen bei starkem Regen oder wir fliegen über den Wolken aber für Covina könnte die Luft dort oben zu knapp werden«, meinte Wren.
Nila schlug diese Idee sofort aus. »Dort oben kommt sie um. Das ist keine Lösung. Außerdem wollen wir nicht, dass sie krank wird. Wir sollten warten, bis der Regen vorüber ist. Die Wolken sind nicht so zahlreich, dass es den ganzen Tag regnen wird. Wir könnten einfach später fliegen.« Cas starrte stumm aus dem Fenster, als würde er dort die Antwort sehen. Na ja, so wirkte es jedenfalls. Ob er sie dort wirklich sah, wusste ich nicht.
Seine dunklen Augen waren gen Horizont gerichtet, dort, wo sich die dunklen Wolken türmten. Eine nach dem anderen und immer näher kamen. Der Wind schien immer heftiger zu werden. Unruhig sahen alle Cas an und schienen auf eine Antwort zu warten. Auf das, was er zu sagen hatte. Es dauerte ein bisschen, bis Cas uns ansah. In seinen Augen erkannte ich rein Garnichts. Ich konnte ihn nicht einschätzen, konnte seine Antwort nicht erkennen. »Ich stimme Nila zu. Für Covina wäre das zu gefährlich und selbst wenn wir über den Wolken fliegen würden hieße das nicht, dass das sicher wäre. Wir warten ab. Bei den Windböen, die herrschen, sollte es bald vorbei sein.«
Alle nickten. Auch ich. Mit dieser Möglichkeit war ich einverstanden. Abwarten. So schwer es mir auch fallen würde. In mir herrschte diese Unruhe. Diese Unruhe, die mir sagte, dass ich etwas tun musste. Irgendetwas. Doch ein Teil in mir wusste genau, dass das ungut war. Ich musste einfach warten. Als ich sah, wie Wren mit dem Geschirr davonlief, stand ich auf und schloss mich ihm an. Seine braunen Augen fielen auf mich. »Du bist nicht im Küchendienst eingeteilt, Vina. Cas schneidet mir den Kopf ab, wenn ich dich nach dem gestrigen Tag einspanne, um das Geschirr zu waschen.«
Verwirrt sah ich zu Cas, der uns beide aufmerksam musterte und vermutlich jedes Wort hörte. In seiner Menschengestalt waren seine Sinne schon geschärft, in seiner Drachengestalt noch schärfer. Das erzählte man sich in den Geschichten. Ob das stimmte, wusste ich nicht. »Ich kann das schon machen, Wren. Ich bin nicht zerbrechlich«, erwiderte ich, sah dabei aber Cas an. Er schien zu wissen, dass diese Antwort auch ihm galt, denn er wandte den Blick ab und sprach leise mit Fero über etwas.
»Aber-«, fing Wren an, doch ich unterbrach ihn. »Bitte lasst mich helfen.« Das Flehen in meiner Stimme fühlte sich komisch an. In meinem ganzen Leben hatte ich nicht so flehen müssen. Überhaupt nicht. Wren seufzte, fuhr sich mit einer Hand über seine kurzen Haare, dann nickte er. »Na schön aber bitte trag nicht zu viel auf einmal.« Ich rollte mit den Augen und eilte zum Tisch zurück. Einen Teller nach dem anderen räumte ich ab, bis ich schließlich bei Cas ankam. Um an seinen Teller zu kommen, da er nicht gewillt schien, ihn mir zu geben, stellte ich mich hinter ihn.
Sein Körper spannte sich an, so schnell, dass es für menschliche Augen im ersten Moment gar nicht ersichtlich war. Eine Gänsehaut überzog die Haut an seinem Nacken, die ich sehen konnte. Er räusperte sich und drückte mir stumm den Teller in die Hand. So fest, dass ich beinahe die anderen Teller hätte fallen lassen. Fero beobachtete ihn mit einem Schmunzeln, während ich davon ausging, dass er meine Nähe nicht ertrug. Auch als wir zum Saal gelaufen waren, hatte er Abstand gehalten.
Einen Abstand von zwei Metern, als würde er meine Nähe nicht ertragen. Vielleicht war das auch so. Vielleicht ertrug er sie nicht. Stumm lief ich auf den Ausgang des Saals zu und sah Wren, der mich zu sich winkte. Die Küche war nicht so weit weg und doch taten meine Arme schon nach einer Weile weh. Das Training, dass mir mein Vater verwehrt hatte, machte sich bemerkbar. Die Muskelmasse, die ich einmal gehabt hatte, hatte sich aufgelöst.
Einfach so. Seit zwei Jahren trainierte ich nicht mehr. Er hatte es nie erlaubt. Ich hatte nur ab und an ein paar Übungen machen können, da er mich so in den Tag am Hofe eingespannt hatte, dass kaum noch Zeit für mich geblieben war. Eine Schande. »Warum möchte eine Prinzessin freiwillig Geschirr spülen?«, hakte Wren nach, als wir alles in ein Becken gaben. Ich sah ihn an. »Siehst du hier eine Prinzessin? Echt? Wo?« Ein Schmunzeln zuckte an seinen Lippen. »Na direkt neben mir.« Ich rollte mit den Augen.
»Weißt du... es ist nur ein Titel für mich. Ich bin nicht besser als ihr. Ich bin... ein Lebewesen. So wie ihr. Ich esse, so wie ihr. Ich muss pissen, so wie ihr. Entschuldige für dieses Wort, Gewohnheit wenn man mit der Garde trainiert. Ich schlafe, so wie ihr. Wo ist der Unterschied außer, dass ihr zu feuerspeienden Drachen werdet?« Wren grinste. »Wenn alle Prinzessinnen so wären wie du, dann würde es sicher besser für viele einfachen Bürger aussehen.« Sein Kompliment rührte mich.
»Ich versuche nur nicht, in Klassen einzuteilen, verstehst du? Das ist nicht richtig. Sie sind genauso Menschen wie ich einer bin. Ich hatte eben Glück. Ich bin eine Prinzessin. Sie hatte weniger Glück, doch das bedeutet nicht, dass ich nicht für sie sorgen kann.« Wren war nicht der erste, dem ich diesen Gedanken offenbarte. Auch Faya wusste davon. Früher hatte sie sich immer vor mir verbeugt und alles für mich getan. Das hatte mich so aufgeregt, dass ich ihr erst gesagt, sie sollte es nicht machen. Sie tat es weiter, bis ich nur noch einen Weg sah. Ich befahl es ihr, da sie anders nicht auf mich hörte.
Ab und zu kommen diese Seiten von ihr noch zum Vorschein, doch nur noch selten. Wir sind eher wie Freundinnen. Der Gedanke daran, dass sie im Schloss war und mich vermutlich dafür hasste, dass ich sie belogen hatte, schmerzte mir in der Brust. »Ich weiß echt nicht, wie Cas so feindselig gegenüber dir sein«, damit machte er sich an die Arbeit. Heißes Wasser köchelte in dem Becken in der Küche. Heißes Wasser, dass mit einem Feuer darunter erhitzt wurde. Lächelnd half ich Wren beim Abwasch.
Es tut gut, sich nützlich zu machen. Mit jeder waschenden Bewegungen, indem die Teller und alles andere sauber wurde, schienen sich auch meine Gedanken von den bösen Gedanken zu reinigen. Vor mir sah ich Hoffnung aufkeimen. Die Hoffnung, dass alles doch irgendwie klappen würde. Die Hoffnung, dass mein Vater begreifen würde, dass er die Drachen nicht töten konnte. Dass er das einfach nicht tun sollte. »Wie... wie alt bist du eigentlich, Wren?«, hakte ich nach. Wrens Blick glitt zu mir.
»Im menschlichen Alter gerechnet bin ich ungefähr zwanzig, aber eigentlich bin ich bereits schon fast 80 Jahre auf dieser Welt.« Meine Augen wurden groß und ich fragte mich, wie es war, so alt zu sein, aber dennoch so... jung. Drachen waren nicht unsterblich. Sie alterten nur langsamer. Viel langsamer. Die Energie in ihren Herzen sorgte dafür. Doch verbrauchten sie diese Energie zu viel, dann alterten sie schneller.
»Stimmt es, dass ihr früher Menschen geheilt habt? Also Brüche und andere Haut- und Knochenverletzungen?« Wren nickte. »Ja, das taten wir mit der Energie in unseren Herzen. Ich selbst habe das einmal getan und damit vielleicht ein Jahr verloren oder so. Keine Ahnung. Es macht mir nichts aus. Die Wunde war sehr groß, doch so überlebte der Junge. Es war ein kleines Opfer, dass ich jederzeit wieder bringen würde.«
Seine Worte rührten mich und ich wollte noch etwas sagen, als Cas hereinkam. Seine Miene kühl und distanziert. »Bist du sicher, dass du das richtig kannst?« Er deutete auf den tropfenden Teller in meiner Hand. Woher diese neue Feindseligkeit plötzlich kam, wusste ich schon wieder nicht. Cas hatte Stimmungsschwankungen ohne Ende. So viele, dass ich gar nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. »Ich kann das sehr gut. Keine Angst, du wirst schon nicht von einem dreckigen Teller essen müssen!«, fauchte ich. Cas runzelte die Stirn.
»Mist... das meinte ich gar nicht. Ich habe... ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meinte nur, ob du nicht zu... müde dafür bist. Du hast kaum geschlafen. Und deine Hand zittert leicht.« Wieder deutete er auf meine Hand und leider musste ich feststellen, dass ich das Zittern gar nicht bemerkt hatte. Auch meine Narbe pochte verdächtig.
Schnell legte ich den Teller ab und wurde rot angesichts der Tatsache, dass ich ihn so angefahren hatte, obwohl er sich nur um mich gesorgt hatte. Röte schoss in meine Augen und am liebsten Hätte ich mit Wren die Hautfarbe getauscht, denn dann hätte man meine Röte nicht gesehen. Doch das würde nicht passieren. »Mir tut es leid... ich habe dich verdächtig, wieder gemein zu mir zu sein«, murmelte ich, betrachtete aber meine zitterndene Hand, die einfach nicht aufhören wollte zu zittern. Immer weiter und weiter zitterte sie. Cas trat auf mich zu.
»Es wird sicher einen Tag geben, an dem du mich nicht zu Unrecht beschuldigst«, wisperte er. Wren schien instinktiv ein paar Schritte zurückzutreten, als wolle er uns unseren Raum lassen. Blinzelnd sah ich Cas an, der meine Hand betrachtete. Ehe ich noch einmal blinzeln konnte, nahm er meine Hand in seine. Seine Handfläche war rau und schwielig, wie sie es vorhin auch auf meinem Mund gewesen war. Doch jetzt war diese Geste ein Stück intimer. Sanft strich sein Daumen über meine Hand und ich spürte etwas Elektrisierendes, dass über meine Haut glitt und sich dann in sie hineingrub. Wie kleine Funken, die über meine Hand tanzten.
Als er meine Hand weiterhin streichelte, berührte einer seiner Finger meine Narbe. Für eine Sekunde verharrte er in seiner Bewegung und sah mich an. Im ersten Moment dachte ich, er würde sich angewidert lösen, so wie alle, die wussten, dass ich, eine Prinzessin, eine Narbe hatte. Doch sein Blick war sanft, als er über die wulstige Haut strich und weitermachte. Weitere Funken versanken in meiner Haut und mir wurde klar, dass er meine Nerven in meiner Hand besänftigte. Mit jeder verstreichenden Sekunde.
Es war ein schönes Gefühl, dass mich umgab. Er gab mir seine Energie. Sie schien sich in meiner Haut sehr wohlzufühlen, denn ich fühlte ihr freudiges Pulsieren. Fast so, als würde es ein Lied summen, dass nur seiner Energie kannte. Dann, als das Zittern nachgelassen hatte, ließ er meine Hand los. Der Moment der Intimität war vorbei, doch er war mir immer noch nah. Sein Blick war dunkel und eine glühende Emotion funkelte hell in seinen Augen. »Du solltest dich rausruhen, bevor wir später fliegen.«
Seine Stimme war so sanft, wie ich sie noch nie gehört hatte. Dennoch öffnete ich meine Lippen zu einem protestierenden Laut, was ihm gar nicht zu gefallen schien. Er unterbrach mich, bevor ich überhaupt zu Wort kam. »Es wäre wirklich besser, wenn du dich ausruhst. Du hast Wren schon sehr geholfen aber ich denke, dass du dich ausruhen solltest, bevor du später bei der Versammlung noch vom Stuhl kippst, weil du schlecht geschlafen hast und müde wirkst.«
Schlecht geschlafen war eine Untertreibung. Immer wieder war ich aufgewacht und hatte mich an meinen Traum erinnert. Einen Traum, den ich am liebsten sofort wieder vergessen hätte. Auf der anderen Seite fühlte ich mich aber nicht so müde, nicht zu helfen. Dennoch spürte ich dieses leichte Brennen in den Augen, dass mir sagte, ich sollte mich ausruhen. Meine Hand hatte sicher auch nicht umsonst gezittert. Doch ich wusste, warum ich mich nicht ausruhen wollte. Denn das bedeutete, dass ich mich meinen Gefühlen und meinen Gedanken stellen musste. In jeder Sekunde.
Es bedeutete, an Faya zu denken, die im Schloss war und sich um mich sorgte, es bedeutete, an meine Eltern zu denken, die vor lauter Kriegsgedanken vielleicht gar nicht dazu kamen, sich Sorgen um mich zu machen. Meine Mutter sorgte sich vielleicht aber mein Vater war so mit seiner Strategie beschäftigt, dass er sich sicher nicht sorgte. Ich würde nur darüber nachdenken, was in den nächsten Tagen so passieren würde.
»Ich will mich nicht ausruhen«, wisperte ich leise, nannte aber keinen Grund. Cas runzelte die Stirn und sah mich an. Vermutlich stand mir die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben, doch wenn ich mich aufs Bett legte, würden mich die Gedanken wie eine Sturmflut überrollen und mich in einen tiefen Abgrund reißen, aus dem ich vielleicht nicht mehr herauskommen würde. Es war also riskant, mich auszuruhen. »Warum nicht?«, hakte Wren nun nach und fühlte sich nicht mehr ganz so ausgeschlossen.
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und wusste, dass ich ihnen die Wahrheit sagen sollte. Dass sie die Wahrheit verdienten und dennoch hatte ich einen Kloß im Hals. Die Worte lagen mir auf der Zunge, schienen aber nicht weiter zu kommen, als würden sie mir an der Zunge kleben. Trotzdem versuchte ich, es zu erklären. Irgendwie. Bei jedem Wort fühlte sich meine Zunge schwer an. »Wenn ich... mich ausruhe, dann überströmen die Gedanken mich. Das ist ermüdend«, gestand ich, ging aber nicht weiter auf die Gedanken ein.
Beide starrten mich einen Moment lang an. Ohne etwas zu sagen. Doch das war Verständnis in ihrem Blick, als wüssten sie, von welchen Qualen ich sprach. Als wüssten sie, wie schlimm es sein konnte, in Gedanken und Erinnerungen gefangen zu sein. Natürlich wussten sie es. Sie hatten ihre Freunde sterben sehen. Ihre Familie. »Ich begleite dich zu deinem Zimmer und dann können wir ja etwas reden, während du dich ausruhst«, schlug Cas aus heiterem Himmel vor. Eigentlich war es kein Vorschlag.
Sein Tonfall ließ keinen Raum für Widerspruch. Es grenzte an einen Befehl. Einen Befehl, der so gut gemeint war, dass ich ihn gerne ausführen würde. Also nickte ich, verabschiedete mich von Wren und dann liefen wir los. Cas hielt wieder seinen Abstand. Doch die Mauer, die er gerne zwischen uns aufrechterhielt, schien mir kleiner geworden zu sein. Wenn ich genau hinsah, konnte ich erste Dinge in seinem Wesen erkennen, in seiner Seele. Ich sah die Verletztheit, die in ihm schlummerte, da er sie unterdrückte. Ich sah das Leid, den Kummer und den Verlust. Er hatte alles verlassen. Na ja, vielleicht nicht alles. Er hatte noch seine Freunde, doch seine Familie war fort. Wegen gierigen Menschen.
Wegen Menschen, die mehr Leben haben wollten. Mehr Jahre in ihrem Leben. Da war das in meinen Augen vollkommen sinnlos. Vollkommen in Gedanken versunken merkte ich erst, als ich seinen brennenden Blick spürte, dass auch er mich ansah. Röte schoss mir in die Wangen und ich wandte ertappt den Blick ab. Für den Rest des Weges wagte ich es nicht mehr, ihn anzusehen. Im Gegenteil. Statt ihn anzusehen und auch in seine Richtung zu blicken, starrte ich den Steinboden unter meinen Füßen an.
Es war heller Stein. Ein hellerer und glatterer Stein wie an den Wänden, wie mir schien. Fasziniert beobachtete ich sein Glänzen im Schein der flackernden Kerzen. Mein Herz pochte wild in meiner Brust, während wir auf das Zimmer zuliefen. Kaum hatten wir es betreten, pochte es noch wilder, schossen mir doch die Erinnerungen in den Kopf, die hier vorhin passiert waren. Seine Nähe... seine Wärme.
Schnell schüttelte ich diese Gedanken ab und fragte mich, was mit mir los war. Gestern noch hatte er mich angefaucht, beschimpft und mies behandelt. Und jetzt dachte ich darüber nach, wie nahe er mir gekommen war und wie es dabei in meinem Inneren gekribbelt hatte. Schnell schüttelte ich den Kopf und wandte mich dem Bett zu. »Über was möchtest du reden?«, fragte ich an Cas gewandt, als ich mich auf das Bett sinken ließ und die Matratze sanft unter meinem Gewicht nachgab. Cas sah mich an.
In seinen Augen lag etwas, das ich nicht deuten konnte. »Du hast von einem Drachen gesprochen, dem du deinen Teddy gegeben hast. Warum hast du ihn ihm gegeben?« Etwas daran erstaunte mich, dass er sich ausgerechnet das in meiner Erzählung gemerkt hatte. Denn das war... ein kleines Detail gewesen, doch ihm schien es wichtig zu sein. Warum auch immer. Vielleicht wollte er mich so einfach besser verstehen. Ich wusste es nicht.
»Also ich... ich habe das ja eigentlich schon erwähnt, aber er sah so traurig aus. Mein Teddy spendete mir damals immer Trost und da dachte ich, dass ihm der Trost helfen würde. Zumindest ein bisschen«, erklärte ich mich, während ich mich auf dem Bett ausstreckte. Cas nickte, wirkte nachdenklicher und sah aus dem Fenster. Der Himmel wurde immer dunkler. Ein lauter Donner erklang und ließ mich zusammenzucken, während Cas sich nicht einmal rührte. Er sah einfach weiter aus dem Fenster.
In Gedanken schien er vollkommen woanders zu sein. »Wie sah der Drache aus?«, erklang seine Frage. Leise. Zögerlich. Als fürchtete er sich vor der Antwort. Verwundert runzelte ich die Stirn. Kannte er den Drachen vielleicht? Möglich war es ja. »Ein rotschimmernder Drache mit bernsteinfarbenen Augen. Er war riesig. Aber vielleicht lag es nur daran, weil ich so klein war. Jedenfalls war er wirklich sehr traurig und-« Er unterbrach mich. »Wie alt warst du?« Seine Stimme war hart. Kalt. Unruhe machte sich in mir breit und ich fürchtete mich davor, was passieren würde, wenn ich antwortete.
Diese Härte in seiner Stimme machte mir Angst. »Ich... ich war ungefähr fünf Jahre alt. Zwei Jahre vor meiner Krankheit.« Er wandte sich zu mir. Jegliche Wärme, die ich vorhin noch gesehen hatte, war verschwunden. Da war nur Kälte und Hass. Mal wieder. Verwirrt sah ich ihn an, doch ehe ich fragen konnte, was los war, stürmte er aus meinem Zimmer, schlug die Tür hinter sich zu und ließ mich allein. Wieder grollte der Donner, doch diesmal zuckte ich nicht zusammen. Reglos starrte ich auf die Tür.
Dann brach der Regen auf uns herab. Während der Regen laut gegen das Fenster prasselte und in Strömen daran herablief, lag ich auf dem Bett und starrte auf die Tür, als könnte Cas so dazu bringen, zurückzukommen, um mir zu sagen, was verdammt nochmal sein Problem war.
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Dragon Heart ✔
FantasyDrachen wurden damals für die Energie in ihren Herzen gejagt, die Menschen dazu verhelfen kann, länger zu leben. Bis die Drachen mit Hilfe der Hexen eine Mauer zogen, die alle tötete, die unehrliche Absichten hatten. In all der Zeit hat niemand es g...