Meine Beine waren schwer, mein Rücken schmerzte von dem Gewicht der Satteltasche und dem Gewicht des Köchers und dem Bogen. Der Mantel hielt den eisigen Wind nicht immer davon ab, mir über das Gesicht oder gar die Arme zu streichen. Hier oben war niemand. Gar niemand. Noch immer hörte ich das Brüllen des Drachen, dass mir durch Mark und Knochen ging, aber sonst nichts. Wenn der Drache still war, war es auch hier oben still. Wie lange ich schon unterwegs war, wusste ich nicht.
Die Sonne war gewandert, doch da ich nicht gut darin war, den Sonnenstand zu deuten, konnte ich nicht sagen, wie lange es war. Es musste aber schon länger sein, da meine Oberschenkel schmerzten und ich das Bedürfnis hatte, einfach auf den kalten Boden zu sinken. Nur die Decke, die ich mit einem Lederband an der Tasche befestigt hatte, spendete mir noch dort etwas Wärme, die aber auch nicht half, die Kälte, die sich langsam aber sicher in meine Glieder schlich, zu verdrängen.
Selbst die Sonne, deren Strahlen mein Gesicht umschmeichelten, schaffte es nicht, gegen dein eisigen Wind anzukommen. Der Geruch von Kiefern und Schnee lag in der Luft. Ein Geruch, den ich sonderbar schön fand. Meine Beine trugen mich mittlerweile nur noch schleppend nach oben, während die kühle Luft meine Lungen strömte. Eigentlich war ich trainiert. Eigentlich war ich fit. Doch meine Beine taten so weh. Das Schwert, das an meiner Hüfte baumelte, schien mich gar nach unten zu ziehen, so schwer kam es mir vor. Als ich eine kleine Anhöhe erreichte, die eben war, ließ ich mich auf einen Stein sinken und trank einen Schluck Wasser.
Der erste Schlauch würde bald leer sein. Mögen die Götter mich erhören und mir versprechen, dass ich irgendwo einen kleinen Bach oder eine Quelle mit Wasser finden würde. Zur Not würde es auch geschmolzener Schnee tun. Eine kalte Böe erwischte mich und wehte mir die Kapuze vom Kopf. Seufzend zog ich sie wieder auf und wünschte mir, als die kalte Luft meine Finger streifte, die begann rot zu werden, dass ich an Handschuhe gedacht hätte.
Mein Magen gab ein Knurren von sich und ich gab ihm einen Apfel. Vom Training wusste ich, dass ich nicht zu viel auf einmal essen durfte, denn sonst würde mir das Essen schwer im Magen liegen und meinen Weiterweg wesentlich erschweren. Deswegen nur einen Apfel. Nach ein paar Minuten der Pause, in der sich meine Glieder erholt hatten, lief ich weiter. Dieses Stück Weg hatte kaum eine Steigung. Vor Erleichterung schienen meine Muskeln aufzuseufzen. Meine Füße trugen mich weiter, in die Bäume hinein. Diese schirmten mich zwar vor dem Wind und der Kälte etwas ab, aber nicht davor, dass es unter ihrem Blätterdach relativ dunkel wurde.
Jeder Schritt war schwer. So schwer, wie man es sich kaum vorstellen konnte. Doch ich tat das für ein Ziel. Zwar war dieser Plan in manchen Augen vielleicht dumm und bescheuert, doch um ehrlich zu sein hatte ich schon lange testen wollen, ob ich die Grenze übertreten konnte, denn ich zweifelte keine Sekunde an meinen Absichten. Keine einzige Sekunde. Ich wollte den Drachen nichts Böses. Ich wollte ihnen helfen. Mit ihnen sprechen.
Ihre Seite der Geschichte hören. Mir war klar, dass sie mir das vielleicht nicht sagen würden und vielleicht war mein Plan auch naiv und dumm, doch ich musste es ihnen sagen, bevor die große Armee meines Vaters hier anrückte und einen nach dem Anderen vom Himmel zerrte. Fröstelnd schlag ich die Arme um meinen Leib, während ich durch den kühlen Wald lief. Da auch hier das Licht der Sonne keine Wirkung zeigte und alles in Schatten getaucht war, war es relativ kühl.
Meine Füße trugen mich weiter und weiter, meinem Ziel entgegen. Die nächste Kurve kam und mit ihr auch ein neuer Anstieg. Ein steiler Anstieg. Instinktiv wollte ich anhalten. Meine Muskeln würden mir das noch lange vorhalten. Noch sehr lange, wurde mir bewusst, als ich sah, wie weit hoch ich noch laufen musste, bis ich vielleicht einmal die Grenze erreichen würde. Die Grenze war natürlich nicht ganz oben, aber fast. Seufzend lief ich weiter und betete, dass ich für heute Nacht einen guten Unterschlupf finden konnte. Zumindest einen, wo der Wind nicht so pfeifen würde.
Je höher ich nämlich lief, desto stärker blies der Wind mir kalte Luft um die Ohren. Auch, wenn die Bäume das Meiste abschirmten. Seufzend tat ich einen Schritt nach dem anderen. Der Schmerz in meinen Oberschenkeln kam schnell wieder, doch das war mir egal. Ich dachte an mein Ziel. An das Ziel, es ihnen zu sagen. Mit diesem Ziel vor den Augen lief ich und lief. Meile um Meile. Immer weiter. Immer höher. Die Bäume lichteten sich und schon schlug mir eine kalte Windpeitsche entgegen, zerrte an meinem Umhang und an meiner Kapuze. Bibbernd schnürte ich den Umhang fester.
Die Kälte hatte ich unterschätzt. Das dünne Hemd, unter das der Wind kroch, wenn er einen Weg durch den Umhang gefunden hatte, fühlte sich an wie kalte Nadeln auf der Haut, die immer wieder zustachen. Mit jedem Schritt kam mir der Plan immer undurchdachter vor. Immer dümmer. Und doch lief ich weiter. Mittlerweile hatte ich nichts mehr zu verlieren. Rein Garnichts. Ich hatte nur etwas zu gewinnen. Vor Kälte würde ich schon nicht erfrieren, so viel stand fest. Denn ich hatte eine Decke, den dicken Mantel, der zwar nicht recht fiel gegen diese Windböen anrichten konnte, aber ein Unterschlupf würde sich bestimmt finden. Das sagte ich mir zumindest.
Doch je weiter ich lief und desto dunkler es wurde, desto mehr schwankte meine Hoffnung auf einen Unterschlupf. Weit und breit war nichts als erster Schnee und Leere. Nur Felsen oder noch vereinzelte Bäume waren zu sehen. Sonst nichts. Frustration machte sich in mir breit, während es dunkler und dunkler wurde. Klirrende Kälte legte sich über den Bergkamm und versuchte ihre eisigen Klauen durch meinen Mantel und meine Haut zu schlagen. Da es so gut wie keinen Unterschlupf gab, entschied ich mich, mich wenigstens vor dem kalten Wind zu schützen.
Kurzerhand lief ich hinter einen großen Felsen, der den Wind abschirmte. Den einen Teil der Decke breitete ich am Boden aus, meine Tasche benutze ich als Kissen und Pfeil und Bogen, so wie das Schwert legte ich griffbereit. Dann legte ich mich auf den einen Teil der Decke und wickelte mich in den zweiten Teil ein. Der Wind pfiff durch die Ritzen der Felsen, heult was das Zeug hielt, doch der Fels schützte mich vor dem vollen Ausmaß des Windes. Dennoch zitterte ich wie Espenlaub, obwohl ich fest eingehüllt war.
Es war kalt. Verdammt kalt. Ich fühlte, wie meine Muskeln langsam kalt wurden, wie die Kälte versuchte in jede Zelle meines Körpers vorzudringen. An Schlaf war in diesen Moment überhaupt nicht zu denken. Instinktiv hoffte ich darauf, dass ich nicht erfrieren würde. Wach lag ich also da, während der Wind heulte und die Ritter dort unten vermutlich noch immer Radau machten. Der große Drache schien noch immer am Himmel zu schweben, denn ich hatte ichn nicht zurückkommen sehen.
Obwohl der Wind so an mir zerrte und mir verdammt kalt war, flatterten meine Augen immer wieder zu. Die Müdigkeit war momentan ein großer Bestandteil meines Körpers. Auch sie zerrte an mir. Sagte mir, ich solle endlich schlafen. Irgendwie schlief ich ein. Ohne ein Lagerfeuer, dass mich wärmen könnte, denn hier in der Einöde gab es keine Zweige, die ich anzünden konnte und der Wald war zu weit weg, um noch eins zu holen. Vermutlich hätte ich im Dunkeln so oder so nichts gefunden.
Also schlief ich mit dem Geheule des Windes in meinen Ohren ein und träumte von großen Drachen, die über den Himmel flogen, von Kindern, die bei ihrem Anblick lachten und sich freuten, anstatt zu schreien, träumte von einer Welt, in der Drachen wieder ganz anerkannt waren, in der Drachen wieder ein Teil der Gesellschaft waren. Unserer Gesellschaft. Der Geruch von Feuer stieg mir in die Nase, so wie dessen Knistern. Verwundert riss ich die Augen auf und erstarrte für einen Moment.
Vor meiner Lagerstätte brannte ein Lagerfeuer. Schnell sah ich nach, ob alles noch da war. Alles war noch da. Erleichtert seufzte ich und fragte mich, wer mir das Feuer gemacht hatte. Suchend sah ich mich um, doch am bereits sich blaufärbenden Himmel war nichts zu erkennen. Kein Drache, rein Garnichts. In meiner Umgebung war auch niemand zu sehen. Automatisch fragte ich mich, wer es gewesen war. Ob es der Drache gewesen war. Doch... nein, warum sollte er das tun? Immer noch verwundert rieb ich mir den letzten Schlafsand aus den Augen und dankte der Person stumm dafür, mir ein Feuer gemacht zu haben.
Nachdem ich zwei Äpfel verdrückte, einen großen Schluck trank, das Feuer gelöscht und alles wieder zusammengepackt hatte, ging meine Reise weiter. Jeder Schritt tat mir in den Oberschenkeln weh, doch ich lief weiter. Unbeirrt. Der Wind hatte nachgelassen, dennoch war es kalt. Der Schnee wurde immer mehr und immer dichter, je weiter ich lief. Mit ihm kam die kalte Luft, die meine Finger zu Eis erstarrten ließen. Schon jetzt bereute ich es, nicht mehr am Feuer sitzen zu können.
Doch ich musste weiter. Die Zeit drängte. Ich wandte den Blick auf den Malanwald. In der Ferne glaubte ich die glitzernden Dächer des Schlosses zu sehen, doch das war... fast unmöglich. Alles, was ich sah, war wie sich der Malanwald erstreckte. Ich sah hin, als könnte ich dort die Ritter sehen, die mein Vater schickte. Doch ein Teil in mir wusste, dass ich das nicht konnte. Dass ich nie so weit gucken könnte. Dennoch glaubte ich zu sehen, wie die Flaggen unseres Schlosses im Wind wehten.
Irritiert wandte ich den Blick wieder ab und widmete meine Aufmerksamkeit lieber dem Aufstieg. Ein Aufstieg, der viel wichtiger war, als zu sehen, ob die Ritter schon unterwegs waren. Ich konnte sie ja dennoch nicht sehen. Irgendwann nahm ich die Kälte gar nicht mehr so schlimm war. Vielleicht lag es daran, dass das Blut durch meinen Körper zyklisierte und der Kälte keine Chance gab. Doch selbst meine Hände wurden mit der Zeit erstaunlich warm.
Alles schien sonderbar zu sein. Etwas zu sonderbar. Einbildung, sagte ich mir. Nur Einbildung. Pure Einbildung. Es dauerte nicht lange, dann glaubte ich sogar, der Schmerz in meinen Oberschenkeln würde nachlassen. In der Ferne hörte ich einen Stein rollen und erstarrte. Doch ein kurzer Blick sagte mir, dass es eine Ziege gewesen war, die aber eigentlich zu weit gewesen sein sollte, um sie zu hören. Einbildung, sagte ich mir. Der Wind hatte das Geräusch herangetragen. Unbeirrt lief ich weiter. Immer weiter und weiter.
Die Sonne stieg mit jeder Stunde, in der ich weiter nach oben lief. Langsam begann sogar das Klettern über Fels und Stein. Den Anstieg hatte ich mir leichter vorgestellt. Viel leichter. Anscheinend war ich wieder einmal etwas zu naiv gewesen. Dennoch war ich sogar nach langer Zeit des Kletterns nicht aus der Puste. Erstaunlicherweise. So langsam machte es mir Angst. Mein Körper schien anders zu sein. Mir war noch immer warm, ich sah einen Stein in der Ferne vor mir, ungefähr sechs Meter, klar und deutlich, als würde er genau vor meinen Augen sein.
Der Wind, obwohl er leiser pfiff als gestern, schien dennoch genauso laut zu sein. Langsam reichte es nicht mehr aus mir zu sagen, dass das alles Einbildung war, denn langsam glaubte ich das nicht mehr. Überhaupt nicht. Seufzend schüttelte ich diese Gedanken ab und lief weiter. Es würde niemanden nützen, so zu denken. Schon gar nicht mir. Irgendwann sah ich es in der Ferne. Das Flirren der unsichtbaren Mauer. Die Magie, die sie zusammenhielt, flirrte im Sonnenlicht hin und her, den ganzen Berg entlang. So schien es zumindest. Fasziniert betrachtete ich das Spiel ein paar Momente lang.
Dabei gönnte ich mir einen Schluck Wasser und genoss es, wie das kühle Nass meine trockene und ausgedörrte Kehle hinunterfloss. Besonders das Farbenspiel der einzelnen Striemen war wunderschön. So unglaublich schön. Überirdisch. Nicht von dieser Welt. Ehrfürchtig schritt ich darauf zu. Machte einen kleinen Schritt nach dem anderen, konnte noch gar nicht wirklich glauben, dass ich hier war. Dass ich es endlich geschafft hatte. Mit jedem Schritt in mir wuchs die Zuversicht. Meine Absichten waren rein.
Ehrlich. Ich wollte nichts Böses. Ich wollte nichts rauben. Ich wollte sie einfach nur warnen. Mit diesen Gedanken schritt ich immer weiter darauf zu. Immer weiter und weiter. Bis mich nur noch ein Schritt von der Grenze trennte. Ein Blick nach rechts zeigte mir, dass heute ein schwarz-blauer Drache über den Berg flog. Sein wütendes Gebrüll drang an meine Ohren und ließ mich schlucken. Das, was die Ritter sagten oder taten, schien alles andere als schön zu sein. Vermutlich war es grausam. Falsch. Unhöflich.
Ein Teil in mir vermochte sich nicht vorzustellen, was sie alles taten, um die Drachen heranzulocken. Zu meinem Glück fielen sie noch nicht darauf herein. Das laute und wütende Brüllen des Drachen schien sogar die Wand vor mir vibrieren zu lassen. Instinktiv wollte ich einen Schritt zurückweichen, tat es aber nicht. Stattdessen streckte ich erst vorsichtig die Hand aus, bevor ich ganz langsam auf die Wand zulief. Ein kleines Kribbeln zuckte um meine Finger, als diese die Wand durchbohrten.
Das Kribbeln erfasste meinen Arm, dann meine Schulter. Es war ein angenehmes Kribbeln. Als würde jemand mich kitzeln. Zuversichtlich lief ich weiter. Immer weiter, bis mein Kopf in dieses Kribbeln gehüllt wurde. Die Mauer leuchtete hell auf, als mein ganzer Körper hindurchschlüpfte. Doch es geschah nichts. Weder viel ich tot zu Boden, noch fiel ich in Ohnmacht. Mit wild klopfendem Herzen lief ich weiter. Als ich ganz durch die Mauer hindurch war, staunte ich nicht schlecht.
Ich befand mich nicht mehr auf dem Berg, sondern im Tal. Hinter mir erstreckten sich die Falanberge. Verwirrt sah ich mich um. Ein Schrei ballte in meiner Kehle auf, als ich drei Gestalten sah, die aus dem Wald traten. Der Schrei blieb mir in der Kehle stecken, als sie näher kamen. Ohne Waffen. Ohne böse Gesichter. Binnen einer Sekunde wurde mir klar, wo ich war und wer sie waren. Einer von ihnen hatte bleiche Haut, mit Sommersprossen und feuerrote Haare und grüne Augen, der andere, im starken Kontrast zu ihm, hatte dunkle, fast schwarze Haut, seine Haare waren kurz geschoren.
Seine Augen waren dunkelbraun und dennoch war da dieses Funkeln in ihnen. Der Letzte von ihnen, der an der Spitze lief, hatte dunkelbraune, fast schwarze Haare, die ihm auf die Schultern fielen. Den vorderen Teil seiner Haare hatte er hinten in einem leichten Knoten zusammengebunden. Seine Kieferpartie war markant und wurde von einem leichten Bartschatten geziert. Er trug eine Lederkluft, so wie seine Freunde. Nur anstatt auch einer ledernen Jacke trug er nur ein Leinenhemd, dass an seiner Brust etwas offen war und mir einen Blick auf steinharte, gebräunte Muskeln lieferte. Schnell richtete ich meinen Blick wieder weiter nach oben. Seine Augen waren braun, in der Mitte, um seine Pupille herum, waren sie irgendwie golden.
Doch das warme Funkeln in seinen Augen hatte er nicht. Im Gegenteil. Sein Blick war direkt auf mich gerichtet, so wütend und so voller Hass und Verachtung, dass ich, obwohl ich nur ein paar Zentimeter kleiner als er, mich so klein wie eine Ameise im Vergleich zu ihm fühlte. »Was willst du hier?« Seine Stimme, so kalt wie sein Blick, hatte doch etwas an sich, dass ich mochte. Sie war so rau, so tief und konnte sicher schöner klingen, wenn er sie anders benutze.
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Er starrte mich mit seinem kalten Blick nieder, als wäre ich eine Verbrecherin. Vielleicht war ich das in seinen Augen ja auch. Schließlich war ich ein Mensch. Doch zu Zeiten des Überfalls an die Drachen war ich noch nicht einmal am Leben gewesen. »Ich... also... ich...«, stotterte ich, während ich hilflos versuchte, meine Sprache wieder zu finden, irgendwelche Worte, die ich benutzen konnte. Mein Kopf war allerdings leer unter seinem stechenden Blick. So verdammt leer, dass ich schluckte. Mir wurde ganz schwummrig.
»Du was?«, knurrte er. Der mit den feuerroten Haaren legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Verdammt, Cas. Lass das. Sie hat uns nichts getan und sie wäre nicht durch die Barriere gekommen, wenn sie uns etwas Böses will. Du machst ihr Angst. Wir haben uns geschworen, nicht so zu sein. Nicht jeder Mensch ist böse. Das hat sie doch bewiesen.«
Dieser Cas knurrte seinen Freund an. Ein Knurren, dass aus den Tiefen seiner Brust zu kommen schien. »Na und? Sie hat Pfeil und Bogen dabei und sogar ein Schwert? Wofür braucht sie das wohl?« Sein Vorwurf und seine Vorurteile brachten die Wut in mir zum Überlaufen und ich spürte, wie das Blut in meinen Adern zu kochen begann. »Jetzt hör mal zu ja, als Frau allein durch die Wälder zu reiten ist gefährlich! Da brauche ich eben ein paar Waffen! Und eigentlich bin ich hier, um euch zu warnen, aber ich wusste nicht, dass ihr solche... solche... solche Mistkäfer unter euch habt! Ich will und wollte nichts Böses. Aber wenn ich nicht erwünscht bin, dann gehe ich eben wieder und ihr werdet dann von den Soldaten meines Vaters angegriffen, ohne es zu wissen und sterbt dann alle. Na ja, war nett euch kennenzulernen.«
Wütend starrte ich Cas an, die anderen konnten ja nichts dafür und wandte mich um, nur um einen Moment zu zögern. Verdammt, war das hoch. So verdammt hoch. Meine Oberschenkel hatten noch immer genug von dem langen Aufstieg und jetzt sollte ich schon wieder einen Aufstieg wagen. Das gefiel mir nicht. Doch es machte mich wütend, dass dieser Cas so von mir dachte, obwohl er mich nicht kannte. Das war gemein. »Dein Vater? Wer ist dein Vater?«, vernahm ich eine unbekannte, ruhige, sanfte Stimme. Mir wurde klar, dass sie weder dem mit den feuerroten Haaren gehörte, noch zu Cas.
Also drehte ich mich um. »Der König von Fallana. König Taran.« Sie alle starrten mich an. »Und warum sollten wir glauben, dass du kein Spitzel von ihm bist, wenn er beschlossen hat, gegen den Vertrag zu verstoßen?« Cas. Misstrauisch musterte er mich. Ich zuckte mit den Schultern. »Ich dachte das beweist eure tolle Grenze.« Der Sarkasmus verzerrte meine Stimme. Cas starrte mich nieder, musterte mich oben bis unten.
Der Holzdrache in meiner Hosentasche wog plötzlich schwer. »Jetzt hör schon auf, Cas. Sie will nichts Böses. Hör auf, sie so anzustarren.« Cas wandte sich seinem Freund mit den feuerroten, langen Haaren zu, die leicht im Wind wehten. »Na und, Fero? In all den Jahren hat es niemand durch die Mauer geschafft. Warum sie auf einmal?« Dieser Fero knurrte. »Verdammt, ich weiß, dass du deine Eltern bei dieser Sache und deine kleine Schwester verloren hast, doch auch wir haben alle jemanden verloren. Es reicht langsam, dass du jeden böse ansiehst, wenn du ihn nicht kennst. Nicht jeder will etwas Böses! Und sie hat ja wohl bewiesen, dass es nicht so ist. Könntest du jetzt bitte so gütig sein und sie reden lassen? Aber es wäre besser, wenn wir sie mit in die Burg nehmen. Hier wird es bald kühl und Wren hat erzählt, ohne sein Lagerfeuer wäre sie heute Nacht verkühlt.«
Er deutete auf den jungen Mann neben sich. Dankbar sah ich an. Wren lächelte mir zu. Diese Wärme überschattete die Kälte, die ich von Cas Blick bekam. Cas seufzte, dann nickte er. »Schön, aber ich trage sie nicht. Sie stinkt nach Pferd, einem vier Jahre alten Hengst mit dunkelbraunem Fell und Rauch und Dreck.« Dann leuchtete ein heller Blitz auf und vor mir stand ein bronzefarbener Drache. Mein Mund klappte auf. Er war... so wunderschön. Majestätisch. Seine Augen waren bernsteinfarben. Doch auch hier war diese Kälte in ihnen. Er war noch immer ein Mistkäfer. Bevor ich noch etwas sagen oder tun konnte, flog er bereits davon. Deswegen murmelte ich: »Ich steige auch nicht auf die Rücken von Mistkäfern.«
Fero und Wren lachten.
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Dragon Heart ✔
FantasyDrachen wurden damals für die Energie in ihren Herzen gejagt, die Menschen dazu verhelfen kann, länger zu leben. Bis die Drachen mit Hilfe der Hexen eine Mauer zogen, die alle tötete, die unehrliche Absichten hatten. In all der Zeit hat niemand es g...