14. Kapitel

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     Unmengen an Stufen und Gänge später saßen wir im Saal an einem Tisch. Auch hier war der Tisch rund. Nur gab es hier mehrere runde Tische, damit alle an dem Gespräch mit teilhaben konnten. Cas, Nila, Wren, Howlan, Fero und ich saßen mit den beiden Männern, die uns begrüßt hatten und ein paar anderen am Tisch. Alle starrten uns an. Cas räusperte sich als erster. »Wir haben eine Annahme, dass es einen Verräter in unseren Reihen gibt und dass es bald Krieg geben wird«, fing er an. Im Saal wurde es ganz still und alle sahen Cas an. Die beiden Männern, die vermutlich Conall und Corvin hießen, wovon ich aber nicht wusste, wer wer von ihnen war, sahen Cas ausdruckslos an.
      »Welche Beweise hast du dafür?«, fragte der größere von beiden. Cas seufzte. »Beweise? Für einen Verrat? Noch habe ich keine, Conall. Aber ihr wisst, dass an der Grenze die Ritter über unsere Toten herziehen. Jeden Tag haben wir jemanden geschickt, um sie zu warnen. Der König sah das aber als Warnung dafür, dass wir den Frieden brechen werden. Er sendet seine Armee, um uns zu töten. Covina kann das bezeugen.« Alle schnappten bei meinem Namen nach Luft und ich fragte mich, was das zu bedeuten hatte.
      War ich so gefährlich? Oder kannten sie mich alle nur, weil mein Vater einst selbst bei den Drachen Hilfe ersucht hatte, sie aber nie bekommen hatte? Warum also schnappten alle so nach Luft? Hatten sie erwartet, dass ich tot sei? Vermutlich. Sie sahen mich an, als wäre ich ein Geist. »Ich kann das bezeugen. Am Tage meines 19. Geburtstag hat mein Vater bekannt gegeben, dass er eine Armee senden möchte. Sie wollen euch töten, weil sie Angst haben, ihr könntet den Friedenvertrag brechen.«
      Conall lachte kalt. »Und warum sollten wir ihr glauben?« Conall sah Cas an. »Sie ist ein Mensch und hat aus welchen Gründen auch immer vor 12 Jahren überlebt! Warum sollten wir ihr glauben?« Zu meinem Erstaunen war es Cas, der sprach. »Sie kam durch die Mauer hindurch. Von selbst.« Conall sah zu mir und ich fühlte direkt, wie sein Blick tief in mich hineinglitt. Mich so intensiv musterte, dass sein Blick bis in die Tiefe meiner Seele glitt. Bis in jede verdammte Zelle. Automatisch spannte ich mich an.
      »Und das soll ausreichen? Wie du schon sagtest, wir haben Verräter in den Reihen.« Mit diesem Satz wurde mir klar, dass er es wusste. Dass Conall ebenfalls wusste, dass es Verräter gab. Alle schnappten nach Luft, als ihr „Anführer" das sagte. Sein Blick glitt zu Cas. »Warum sollten wir also davon ausgehen, dass wir ihr glauben sollen?« Cas dunkler Blick flirrte eine Sekunde lang zu mir. Abwägend. Unsicher. Doch dann sah er Conall an. Er räusperte sich und schien nach den richtigen Worten zu suchen.
     »Wir können ihr vertrauen, weil mein Vater ihr vertraut hat.« Alle schienen die Luft anzuhalten. Fero, Nila, Wren und Howlan sahen erst Cas an, dann mich. Auch ich war von seinen Worten verwirrt und verstand nicht, was er meinte. Sein Vater? Ich verstand nicht. Der einzige Drache, den ich kannte... der Drache mit dem Teddy! Deswegen hatte Cas so sehr danach gefragt. Deswegen hatte er... die Welt um mich herum drehte sich. So stark, dass ich im ersten Moment Angst hatte, vom Stuhl zu kippen. Doch Cas war noch nicht fertig. Er fuhr fort.
      »Sie gab ihm als kleines Mädchen diesen Teddy, um ihn aufzuheitern. Er nahm ihn an und redete nur noch über das gütige Menschenmädchen, dass ihn nicht als Ungeheuer gesehen hatte oder gar nicht nach seiner Macht trachtete. Er hatte Totenwache bei seiner Frau und meiner Mutter und bei seiner Tochter und meiner Schwester gehalten, als sie kam. Dann... zwei Jahre später erreichte ihn die Nachricht, dass sie sterben würde, wenn sie niemand heilte.« Bei seinen letzten Worten verstand ich, in welche Richtung das laufen würde.
      Instinktiv wollte ich meine Ohren zuhalten, um diese Worte auszublenden. Doch ein Teil in mir wusste, dass das nicht passieren würde. Dass das niemals passieren würde. Doch er sprach weiter und ich musste mir seine nächsten Worte anhören. »Mein Vater war der Einzige von euch allen, der sich bereiterklärte, ein siebenjähriges Mädchen zu retten. Ein unschuldiges Mädchen. Er rette sie und gab ihr seine ganze Lebensenergie. Deswegen solltet ihr ihr vertrauen. Weil mein Vater es getan hat.«
      Bei seinen letzten Worten brach seine Stimme und der Schmerz darin ging mir durch Mark und Knochen. Mein Herz wurde schwer. Ich hatte seinen Vater getötet. Er war für mich gestorben. In mir war die Energie eines Drachen. Die Welt wankte und wenn ich nicht auf einem Stuhl gesessen hätte, dann wäre ich umgefallen. Es war so, als würde ich fallen. Weit. Bis in die unendlich schwarze Tiefe. Bis ich hart auf dem Boden der Tatsachen aufkam und mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. In meinen Ohren rauschte mir das Blut, meine Gedanken drehten sich und meine Brust wurde verdammt eng. Ich hatte das Gefühl, jeden Moment zu ersticken. Alle starrten mich an.
      Ich war wie ein sonderbares Wesen für sie. Meine Haut prickelte und meine Brust hob und senkte sich in flachen Atemzügen. Das, was Cas gesagt hatte, konnte ich nicht glauben. Deswegen sah er mich so an. Deswegen hatte er so reagiert. Weil sein Vater... wie wild schüttelte ich den Kopf. Nilas Blick lag auf mir und ihre Lippen bewegten sich, doch ich hörte nicht, was sie sagte. Es war, als wäre ich unter Wasser und konnte sie nur verzerrt hören. Dazu rauschte das Blut so laut in meinen Ohren, dass ich nichts Anderes mehr hören konnte. Ruckartig stand ich auf.
      Die Wände schienen näher zu kommen und mich zu erdrücken. Alle starrten mich weiter an, Nila sagte etwas. Dann Howlan. Dann sogar Cas. Doch ich hörte sie alle nicht. Wie ferngesteuert schob ich den Stuhl laut nach hinten. Das Geräusch sollte eigentlich so laut wie ein Donnergrollen in meinen Ohren widerhallen, doch es wurde vom Rauschen in meinen Ohren verschluckt. Zitternd wandte ich mich ab und lief auf die Türe zu. Das schwere Holz kam mir wie eine Gefängniszellentür vor.
     Jeder Schritt war schwer, jeder Schritt war zittrig. Dennoch öffnete ich die Türe und trat hinaus. Laut scheppernd knallte die Tür hinter mir ins Schloss, während ich nach links wanderte. In die Richtung, aus der wir gekommen waren. Die Welt drehte sich noch immer und ich hatte das Gefühl, unter mir würde sich ein weiter Abgrund auftun. Die Schwärze darin war verlockend. Sie wisperte mir zu, wie sanft sie sein würde, doch darauf fiel ich nicht herein. Ich durfte mich nicht fallen lassen.
      Konnte mich nicht fallen lassen. Noch nicht. Stattdessen trugen mich meine zittrigen Beine voran. Den Weg, den wir gekommen waren. Hinter mir hörte ich, wie die Tür aufsprang. Nila rief meinen Namen, doch ich lief weiter. Jetzt ergab alles Sinn. Seit ich sieben war, waren meine Sinne besser geworden. Doch für mich war das seit zwölf Jahren normal. Ich hatte mich nie gewundert. Jetzt wunderte ich mich darüber, wie ich das nicht hatte merken können. Ich wunderte mich darüber, wie mein Vater sie dennoch angreifen konnte, wenn einer von ihnen sein Leben für meins gab.
      Tränen verschleierten mir die Sicht und ich hatte das Gefühl, an dem brodelnden Schmerz, der meinen ganzen Körper erfasste, jede Zelle, jede Faser, zu ersticken. Das kleine verletzliche Etwas in meiner Brust wand und krampfte immer stärker, während die engen Mauern im Gang immer näher kommen zu schienen. Alles erdrückte mich. Nila rief noch immer meinen Namen, dann kam eine zweite Stimme dazu. Cas. Doch Cas rief nicht meinen Namen, sondern sprach auf Nila ein.
      So hörte es sich zumindest an. Ich lief zittrig weiter. Anstatt es mir selbst zu sagen, hatte Cas es vor allen eröffnet. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Er hatte es mir nicht selbst gesagt. War der Wahrheit ausgewichen. Stattdessen stellte er mich vor allen bloß. Vermutlich sagte er ihnen auch noch, dass ich die Mörderin seines Vaters war. Dass ich daran Schuld war. Schluchzer stiegen in meiner Kehle auf, doch ich hielt sie noch zurück. Er musste nicht hören, wie verletzt ich war. Er musste es nicht hören.
      Niemand sollte das hören. Obwohl ich gerade schlecht von ihm dachte, wusste ein kleiner Teil von mir, dass er nicht gesagt hätte, sie könnten mir vertrauen, wenn er wirklich dachte, ich hätte seinen Vater umgebracht. Seufzend verwarf ich diese Gedanken und hastete die unzähligen Stufen nach unten. Im Hof angekommen ließ ich mich, da meine Beine mich nicht länger trugen, auf eine Stufe sinken und weinte darauf los. Heiße Tränen rannen meine Wangen hinab und wurde vom frischen Wind sogleich getrocknet und fortgewischt. Schluchzer ließen meinen Körper erbeben und der Schmerz wollte und wollte nicht aufhören.
      Er war wie die Sturmflut, die nicht verebben wollte. Welle um Welle des Schmerzes schlug auf mich ein, zog mich immer weiter nach unten, bis ich das Gefühl hatte, zu ertrinken. In diesem Moment fühlte ich mich lebendiger als jemals zuvor. Dieser Schmerz war echt, drückte er doch meine Menschlichkeit aus. Drückte er doch aus, wie echt war. Es war surreal, jetzt daran zu denken, wie real dieser Moment war. Doch er zeigte meinen wahren Schmerz, gepaart mit der Tatsache, dass mein Vater, obwohl Cas' Vater mich gerettet hatte, sie alle ausrotten wollte.
      Drachenherz... so hatte mich meine Mutter genannt. Aus Spaß. Weil ich ein Kriegerherz hatte. Sie hatte ja nicht ahnen können, dass sich das bewahrheiten würde. Bitter lachte ich angesichts der Ironie auf. Drachenherz. Ein Spitzname, der sich bewahrheitet hatte. Ich hatte ein Drachenherz. Zumindest die Energie davon floss in meinen Adern, in jeder Zelle meines Körpers. Nun lachte ich noch lauter, während weitere Tränen meine Wangen hinabliefen. Jedes Schluchzen wurde zu einem Lachen.
     Für Außenstehende musste ich verrückt wirken. Vielleicht war ich das. Jedenfalls schien ich kurz davor zu stehen, verrückt zu werden. Durchzudrehen. Der Boden unter mir wankte noch immer gefährlich, der Schmerz schien mit jedem Atemzug schlimmer zu werden. Ich wollte das alles nicht wahrhaben. Das musst ein schlechter Scherz sein. Bitte... jemand muss mir sagen, dass das nur ein Witz war, schoss es mir durch den Kopf.
      Doch niemand kam, um mir diese schöne Lüge zu erzählen. Niemand. Stattdessen flatterten Vögel zwitschernd über die Burg hinweg und ließen sich vom Wind tragen. Einer nach dem anderen. Lächelnd beobachtete ich sie für einen Moment dabei. Dann wandte ich wieder den Blick ab und ließ mich wieder von dem Schmerz einnehmen. Eigentlich war das traurig, dass ich dem Schmerz so eine Kontrolle über mich gab.
      Der bodenlose Schmerz zog mich in seine dunklen Tiefen, grub seine Klauen in mich und ließ mich den Schmerz in jeder Faser meines Körpers spüren. Überall. Sitzen tat weh. Atmen tat weh. Ja, selbst meine Zehen taten weh. Der Schmerz war unerträglich. Mein Herz krampfte noch immer und ich hatte noch immer das Gefühl zu ersticken. »Du wusstest das gar nicht?«, erklang Conalls Stimme. Überrascht blickte ich auf, da ich ihn nicht gehört hatte. Vielleicht, weil ich so in meinem Schmerz gefangen war, dass dieser meine Sinne in einen dunklen Nebel hüllte.
      »Nein... meine Eltern haben mir erzählt, ich sie einfach von selbst geheilt. Wie ein Wunder«, gab ich mit krächzender Stimme zu. Das war die Wahrheit. Das hatten sie mir erzählt und ich hatte es geglaubt. Ohne zu zweifeln. Jetzt, im Nachhinein, kam es mir dumm vor. Cas hatte recht gehabt. Ich war ein naives, törichtes Mädchen. Nichts weiter. So langsam verstand ich auch, warum er gesagt hatte, ich hätte vor zwölf Jahren sterben sollen. Vielleicht wäre das besser gewesen. Dann wäre sein Vater vielleicht noch am Leben und ich wäre an der Krankheit gestorben. Meine Eltern hätten sich vielleicht aufgerafft, um noch einen Sohn zu bekommen, auch wenn die Ärzte meine Mutter davon abgeraten hatten. Dennoch hätten sie es versucht.
Mein Tod hätte so vielen Leuten gefallen. Den Lords, die eh nach dem Thron leckten und ihn bekommen hätten, wäre ich gestorben. Mein Vater wäre mich endlich los gewesen und Cas hätte seinen Vater behalten können. Den Rest seiner Familie, die er noch gehabt hatte. »Cas hätte es dir erst selbst sagen sollen«, meinte Conall, ließ sich neben mir auf eine Stufe sinken und streckte die langen Beine von sich, die in eine beige Hose gehüllt waren.
      Seine dunklen Haare glänzten im Licht der Sonne, die kurz zwischen den Wolken hindurchspitze. Seine grünen Augen lagen auf mir. Wieder einmal so intensiv, wie nichts anderes zuvor. »Ja, das hätte er«, erwiderte ich etwas zu scharf auf seine Worte. Viel zu bissig. Allerdings konnte ich mich auch nicht zurückhalten. »Er ist nicht... sehr feinfühlig. Vergib ihm also. Cas ist seit dem Verlust seiner Familie nicht mehr der Gleiche. Früher war er anders. Gütig, freundlich, aufgeschlossen, ja... fast naiv, möchte man sagen. Er glaubte an das Gute in den Drachen und in den Menschen. Letzteres hat ihm fast das Leben gekostet, hätte seine Schwester sich nicht vor ihn geworfen.«
      Neugierig sah ich Conall an, doch er sprach nicht weiter. Sein Blick war in die Ferne gerichtet, als wäre er genau dort, am Ort des Schreckens. Seine Zügen wurden hart, seine Augen kalt. Ja, er erinnerte sich gut daran. Ich sah es in seinen Augen. »Weißt du... Cas hatte es nicht leicht. Aber das soll er dir selbst erzählen. Ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich dir glaube und dass ich davon überzeugt bin, dass deine Intention echt ist. Cas weiß das noch nicht. Ich lasse ihn erst noch für das, was er dir gerade zugemutet hat, auf heißen Kohlen sitzen. Ich werde meine Leute dazu bringen, dass wir uns euch anschließen und gemeinsam kämpfen.«
      Ich runzelte die Stirn. »Nur dafür bist du hier?« Conall schüttelte seinen Kopf und seine wilden Locken fielen dabei hin und her. »Nein, ich bin hier, um mit dir zu reden. Du siehst beschissen aus.« Ich verzog die Lippen. »Na vielen Dank.« Conall lachte herzhaft auf. »Das sollte keine Beleidigung sein. Ich beleidige keine Prinzessinnen. Aber ernsthaft, wenn du Fragen hast, kannst du sie mir stellen, Corvin, mein Seelenverwandter ist so wie du, nur da er schüchtern ist, dachte ich, dass ich einfach Fragen beantworten kann, wenn du welche hast.« Seine Güte überraschte mich.
      Bei unserer Ankunft hier hatte er sehr wütend und verschlossen gewirkt. Doch das Gegenteil schien der Fall zu sein. Er war sehr aufgeschlossen und nett. »Kann ich mich verwandeln?«, war die erste Frage die ich stellte. Conall zuckte mit den Schultern. »Jeder Körper reagiert anders darauf. Manche können es, manche können nur Flüge hervorrufen, andere können Krallen ausfahren und andere können Feuer heraufbeschwören.« Ich nickte. »Warum... warum zeigen sich manche Dinge jetzt erst stärker und warum friere ich ab und an obwohl Drachen eigentlich nicht frieren?« Conall grinste leicht. »Wie gesagt, jeder Körper ist andres. Es kann wie bei Drachen sein, nur das du dich vielleicht nicht verwandelst. Manchmal rufst du den „Drachen" in dir hervor und dann ändert sich etwas in deinem Körper oder du lässt die Energie schlafen. Das ist immer unterschiedlich.«
      Vermutlich würde ich keine bessere Antwort bekommen, denn er gab sich viel Mühe, es mir zu erklären. »Wie kann ich herausfinden, ob ich mich verwandeln kann?«, hakte ich nach. »Bei den meisten Menschen, denen das widerfahren ist, passiert es einfach. Meistens passiert ist, wenn sie nicht beherrscht sind. Wenn sie die Kontrolle über Emotionen verlieren. Egal, welche. Sei es Wut, sei es Schmerz, sei es Trauer oder gar Sehnsucht oder Erregung. Es kann immer passieren, wenn du die Kontrolle verlierst, denn dann möchte der Drache so schnell wie möglich die Kontrolle übernehmen und dich schützen oder leiten.«
      Neugier und interessiert hörte ich zu. »Danke, dass du mir das alles sagst«, erwiderte ich und war wirklich froh darüber. Conall wank ab. »Ich wollte dir nur ersparen, noch weiter in Schmerz zu versinken und dir Antworten verschaffen. Ich dachte, das wäre ganz gut.« Ich nickte, doch noch waren meine Fragen nicht versiegt. Es gab so viel, was ich ihn fragen wollte. So viel, was ich wissen wollte. »Und wann setzt die langsamere Alterung ein? Bis jetzt bin ich normal gealtert.«
Er lächelte. »Das ist wieder unterschiedlich. Sobald der Drachenanteil in dir das erste Mal die Kontrolle übernommen hat, alterst du langsamer.« Ich nickte. Das ergab Sinn. Mal wieder. Alles schien von mir abzuhängen, nur leider wusste ich nicht, wann all dies sein würde. Ich hoffte, es würde noch vor der bevorstehenden Schlacht beginnen. »Dann werde ich also so alt wie ein Drache?« Conall nickte. Die Vorstellung jagte mir auf der einen Seite große Angst ein, auf der anderen Seite fand ich die Vorstellung sogar gut. Langsamer zu altern. Ich konnte meine jungen Jahre länger genießen und auch meine älteren Jahre.
      Ich konnte alles länger genießen. Jedenfalls hörte sich das besser an, als unsterblich zu sein. Ich konnte immer noch an Altersschwäche sterben. »Und Corvin ist so wie ich?«, hakte ich nach, um mich von diesen Gedanken für einen Moment abzubringen. Conall nickte. »Ja, er kann nur Flügel bekommen aber er ist so wie du.« Ein kleines Lächeln huschte über seine Lippen. Ein verliebtes Lächeln. Ich grinste. »Du magst ihn wohl sehr, nicht wahr?« Conall nickte. »Ja, ich liebe ihn seit unserer ersten Begegnung, in der er seine Flügel das erste Mal ausprobiert ist und praktisch vom Himmel vor meine Füße gefallen ist.«
      Bei der Vorstellung schlüpfte tatsächlich ein ehrliches und herzhaftes Lachen über meine Lippen. Im nächsten Moment erklang eine Stimme hinter uns. »Oh, tut mir leid. Ich dachte, du bist allein.« Die sonst so vor Kälte und Härte triefende Stimme war sanft und leise und jagte mir einen angenehmen Schauer über den Rücken. Cas.

Dragon Heart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt