24. Kapitel

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     Die Sonne schob sich gerade über den Horizont, als ich mich in die Lederkluft zwang. Meine Haare band ich wieder zu einem Zopf, nahm den Köcher und zog ihn mir auf den Rücken. Das Schwert baumelte kurz darauf an meiner Hüfte, den Bogen hatte ich in der Hand. Genau in dem Moment ging die Tür auf. Cas trat herein. Seine angespannte Miene sprach Bände. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. Während der Nacht hatten die Drachen versucht die Hexen mit leichten Feuern zurück zuhalten. Leider ohne großen Erfolg, denn sie hatten sie mit Hilfe von Magie einfach erstickt.
      Die Armee meines Vaters war nicht mehr weit weg. Das bedeutete für mich, mich jetzt auf den Weg zu machen, bevor alles zu spät war. Angst und Panik drohten mir in den Kopf zu steigen und ich spürte das Beben meines Körpers viel zu deutlich, als ich auf Cas zulief. Meine Sinne waren verstärkt, weswegen ich sein und mein Herz wild pochen hörte. So laut, dass ich einen Moment befürchtete, die ganze Welt könnte es hören. Das hier war nicht gut. Überhaupt nicht gut. Wir könnten sterben.
      Ich könnte sterben, bevor ich auch nur den Mund öffnete. Doch das war mir egal. Einmal holte ich tief Luft, ließ die Luft in meine Lungen strömen und versuchten so viel Sauerstoff zu tanken, wie möglich. Ich versuchte damit klarzukommen, doch es fiel mir mit jeder Sekunde schwerer und schwerer. Meine Eltern... gut, vielleicht würde ich nur meinen Vater sehen und Damian, aber ich würde meinen Vater mit Sicherheit sehen. Obwohl ich ihn das letzte Mal vor knapp einer Woche gesehen hatte, kam es mir viel länger vor.
      Es kam mir so vor, als würden Jahre zwischen unserer letzten Begegnung liegen und das war nicht gerade das, was ich empfinden sollte. Doch ich tat es. Cas zog mich fest in seine Arme, als ich ihn erreichte. Seine Arme umgaben mich wie ein fester Schild. Sein Geruch hüllte mich ein und das stetige Schlagen seines Herzens gab mir für einen Moment das Gefühl, in Sicherheit zu sein. Es wog mich in diesem Gefühl, dass alles gutgehen würde. Doch sollte meine Überzeugung nicht klappen, dann hätten wir ein Problem.
      Dann würde ich so schnell wie möglich zurückmüssen, um mich an ihre Seite zu stellen. Sie würden außerhalb der Burg warten. So lautete der Plan. Cas wollte mich selbst zu meinem Vater fliegen, aber es war mir zu riskant, ihn mitzunehmen. Damit war Cas zwar nicht wirklich einverstanden, aber ich würde meine Meinung dazu nicht ändern. Selbst dann nicht, wenn er mich praktisch mit seinen Blicken anflehte. Oder wenn er mich so fest an sich presste, als könnte er somit verhindern, dass ich mich von ihm löste.
      Als können mich nur seine Arme jemals wirklich behüten. »Du musst mich schon loslassen«, hauchte ich an seiner Brust. Cas schnaubte und klang nicht wirklich überzeugt davon. Im Gegenteil. Er drückte mich noch näher an sich. Ein Zittern ging durch seinen muskulösen Körper. Er hatte Angst. Seit gestern unterdrückte er sie, doch ich wusste es besser. Zwar kannte ich ihn nicht lange, und doch schien ich ihn schon so lange zu kennen. Cas war leicht zu durchschauen, wenn man einmal hinter seine Fassade geblickt hatte. Wenn man einmal verstanden hatte, wie es in ihm aussah, dann wusste man, nach was man zu suchen hatte.
      Vor den anderen, besonders vor Conall, tat er gerne so, als sei er stark und als hätte ihm der Verlust seiner Familie nichts ausgemacht, doch ich wusste, dass auch er Rachengedanken hatte und das er keinen lebend davonkommen lassen würde, sobald sie einmal angriffen. Sie alle waren wie... seine Familie. Er würde niemanden verschonen, wenn seinen Freunden oder jemanden anderen etwas geschah. Er war loyal. Herzensgut. Er besaß Kampfgeist und Mut, der stärker als seine Angst war. Niemand... wirklich niemand würde es mit ihm zutun haben wollen. Nicht einmal ich wollte das.
      Schweren Herzens löste ich mich von Cas und schenkte ihm ein halbherziges Lächeln. Auf der eine Seite brachte mich seine Angst um mich zum Lächeln, auf der anderen Seite hatte ich Angst. Angst, um ihn. Angst um die anderen. Angst um mich selbst. Ich hatte einfach Angst, doch der Wille in mir, das Richtige zu tun, war stärker. Cas blinzelte. Im ersten Moment wusste ich nicht wieso, doch bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass er Tränen zurückhielt. Sein Körper zitterte noch immer.
      »Bitte pass auf dich auf, ja? Sobald du merkst, dass du keine Chance hast, gehst du. Dreh ihnen nicht den Rücken zu. Geh einfach, ja? Und wenn es gar nicht anders geht, dann rufst du mich. Halte dich nicht zurück. Versprich es mir.« Der Ernst in seiner Stimme und in seinen Augen ließ mir keinen Raum für Widerspruch. Deswegen nickte ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Versprochen, Cas.« Er wirkte fast erleichtert. Dann drückte er einen Kuss auf meine Stirn. Mehr nicht. Ich wusste, dass er mich nicht küssen würde. Wir beide brauchten schließlich Motivation.
      Wir wollten keinen Abschiedskuss, denn keiner von uns beiden wollte sterben. Ich würde dafür kämpfen. Er würde dafür kämpfen. Wir alle würden dafür kämpfen. Ohne Ausnahme. »Dann geh jetzt, bevor ich es mir doch anders überlege und dich ankette.« Es sollte lustig gemeint sein, doch ich sah den Schmerz in seinen Augen. »Denk daran, du wirst mich für den Rest deiner Tage ertragen müssen, Cas.« Die Worte schmeckten bitter auf meiner Zunge. Nicht, weil ich sie nicht so meinte, sondern weil ich nicht wusste, wie lange seine Tage noch waren. Wie viele Tage uns blieben.
      Heute konnte es vorbei sein. Oder morgen. Oder vielleicht doch erst in einigen Jahren. Niemand wusste das. »Ich zähle darauf, ja? Wer nennt mich denn sonst einen Mistkäfer und macht mir klar, wie idiotisch ich manchmal sein kann?« Nun war das Lächeln auf seinen Lippen schon echter. Ich drückte noch einen Kuss auf seine Wange, dann verließ ich mein Zimmer. Jeder Schritt war schwer, als ich den Gang entlang lief. Howlan passte mich an der Ecke ab, schenkte mir ein Lächeln und ehe ich etwas sagen konnte, drückte er mich flüchtig in seine Arme. Seine blonden, langen Haare kitzelten mich, als er mich an sich drückte. Die Umarmung tat gut. So gut wie nichts anderes auf der Welt. Dennoch löste ich mich nach ein paar Sekunden aus seinen Armen und rang mir ein Lächeln ab. Howlan lächelte zurück. Sein Lächeln war etwas breiter. »Tritt ihnen schön in den Arsch.«
      Bei seiner Wortwahl musste ich leise lachen, war sie doch typisch für ihn. Meine Stimmung erhellte sich für einen kurzen Moment. »Darauf kannst du Gift nehmen.« Er lächelt aber in seinen Augen lag auch Angst. Trotzdem ließ er mich passieren. Meine Beine zitterten bei jedem Schritt, jeder Schritt schien so verdammt schwer. Ich beeilte mich nach draußen zu kommen. Innerlich verfluchte ich die vielen Gänge und die Stufen, die mich erst nach unten führten. Als ich endlich unten war, sah ich Fero, Nila und Wren im Hof stehen. Bei ihnen ein Pferd, dass nervös auf der Stelle tanzte.
      Es dauerte nur eine Sekunde um zu erraten, wer da bei ihnen war. Eilig hastete ich die letzten Stufen nach unten. Firehearts Kopf schnellte zu mir und ehe ich etwas sagen konnte, preschte er auf mich zu. Das Donnern seiner Hufte hallte von den Wänden wider. »Wir konnten ihn nicht aufhalten. Er hat sogar die ganze Herde mirgebracht«, hörte ich Nila sagen. Mein Herz stockte. Ich hätte ahnen sollen, dass er sich nicht vertreiben ließ. Ich hätte ahnen sollen, dass er mich beschützen würde.
      Komme, was wolle. Stattdessen hatte ich Hoffnungen gehabt, dass er es verstehen und nicht kommen würde. Im Nachhinein fiel mir auf, wie dumm das war. Wie töricht. Realistisch zu denken war wohl nicht gerade meine Stärke und würde es auch nie sein. Vermutlich jedenfalls. Ich strich dem Hengst über das Fell. »Du sturer Hengst«, brachte ich hervor. Er schnaubte nur und schmiegte sich an mich. Meine gestärkten Sinne verrieten mir, dass vor der Burg einige Pferde waren und grasten. Eine gewisse Unruhe herrschte dennoch. Mit einem mulmigen Gefühl strich ich Fireheart über das Fell und wünschte mir, er würde gehen. Doch das würde nicht passieren. Das wusste ich. Also schwang ich mich auf seinen Rücken.
      Fero, Nila und Wren musterten das Geschehen aufmerksam. »So ein Glück muss man mal haben«, murmelte Fero. Langsam trat Fireheart auf sie zu. Allen drein schenkte ich ein Lächeln. Wren sagte: »Pass auf dich auf.« Ich nickte. Als hätte Fireheart ihn verstanden schnaubte er laut. Auch er würde mich beschützen. So viel stand jedenfalls fest. Nila hatte Tränen in den Augen, lächelte aber trotzdem. Fero nickte mir stumm zu. Also trieb ich den Feuerbringer unter mir an. Er trottete auf das Tor zu.
      Dahinter tummelte sich eine Herde an schwarzen Pferden. Sie hoben die Köpfe, als wir an ihnen vorbeiliefen. Fireheart schien ihnen zu sagen, dass es noch nicht so weit war, denn sie rührten sich nicht. Hinter ihnen, in nicht mehr weiter Ferne, flogen Drachen über den Himmel, unter ihnen Gestalten mit wehenden Mänteln. Ich wandte den Blick ab und trieb den Hengst in die Richtung meines Vaters. Mein Herz klopfte wild in meiner Brust. Nur dank dem Hengst der mich trug hatte ich neuen Mut gefasst. Neue Stärke. Ich konnte das. Ich musste es nur versuchen. Mich nicht abschrecken lassen. Das war jedenfalls der Plan.
      Fireheart trabte schneller auf die dunkle Menge zu, die sich vor uns erstreckte. Je näher wir ritten, desto mehr konnte ich die Helme ausmachen, die in der Sonne glitzerten. Mein Herz schlug viel zu schnell und ich war so nervös, wie lange nicht mehr. Es schien mir Jahre her zu sein, dass ich das letzte Mal mit ihnen gesprochen hatten. Ob sie erwarteten, dass die Drachen mich entführt hatten? Ob sie dachten, ich wäre unfreiwillig hier? Oder ahnten sie, dass ich freiwillig hier war? Aber würden sie dann angreifen wollen? Meine Gedanken überschlugen sich, während Fireheart immer schneller wurde. Seine Beine bewegten sich anmutig und seine Hufe wirbelten Staub hinter uns auf.
      Er schien zu wissen, dass wir keine Zeit zu verschenken hatten. Mir wurde ganz schwummrig, je weiter wir ritten. Der Hengst unter mir gab mir Kraft, dennoch hatte ich Angst vor dem, was passieren würde. Denn ich war mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde. Die Sonne stieg langsam ganz auf und wärmte mich mit ihren Strahlen. Dennoch konnte sie nicht die Wärme in meinem Inneren verdrängen. Es war, als wäre mein Inneres aus Eis. Als würde es nur noch aus Eis bestehen und aus nichts anderem.
      Je weiter wir ritten, desto mehr schien die Armee meines Vaters zu werden. Immer mehr Ritter schienen wie aus dem Nichts zu kommen. Sie liefen über die Ebene, als wäre es nichts. Erste Ritter gingen in Haltung, als sie mich kommen sahen. Vermutlich erkannten sie mich in diesem Aufzug und auf dem Pferd nicht. Im ersten Moment wirkte ich vielleicht wie eine Hexe. Schließlich saß ich auf einem Feuerbringer. Der Unterschied war nur, dass mich ein Feuerbringer erwählt hatte, nicht ich den Feuerbringer.
      Die Armee meines Vaters hielt an, als dieser den Befehl gab. Seine Worte wurden vom Wind herangetragen. Ein lauter, kalter Befehl. Die Autorität in seiner Stimme ließ alle anderen erstarren. Niemand wagte es mehr, etwas zu sagen. Sie alle hielten inne und starrten meinen Vater an. »Das ist meine Tochter. Ihr werdet ihr nichts tun!« Zum ersten Mal waren das Worte, die Ruhe in mir ausströmten, auf der anderen Seite hatte ich dennoch Angst, was gleich passieren würde. Erschrocken schnappte ich nach Luft, als ich neben meinem Vater meine Mutter erblickte.
      Es war das erste Mal, dass ich sie in einer Rüstung sah. Das erste Mal überhaupt, dass ich ein Schwert an ihrer Hüfte sah, unter ihr ihre weiße Stute, die ungeduldig den Kopf hin und her warf und auf ihrer Trense herumkaute. Obwohl ich ohne Sattel auf Fireheart saß, hatte ich keine Angst zu fallen. Er war frei. Er war es immer gewesen und das würde ich ihm nicht nehmen. Niemals. Er war ein freies Tier mit einem freien Willen.
      Wenn ich die Stute meiner Mutter so sah, verstand ich jetzt, was es wirklich bedeutete, etwas aus freiem Willen zu tun. Fireheart war hier, weil er es wollte, nicht weil er dazu gezwungen worden war. Er war hier, um an meiner Seite zu sein. Die unzähligen Pferde, die sich anscheinend über die Berge gezwungen hatten, schienen müde zu sein, unruhig und voller Angst. Einen Vorteil, den man vielleicht nutzen konnte, sollte ich versagen. Ein paar Meter entfernt hielt ich vor der Armee an und kam mir so klein vor. Es waren tausende Ritter. Wie viele vermochte ich nicht zu sagen, da ich nach nur drei Reihen den Überblick verlor.
      Zu meiner Überraschung wirkte mein Vater kälter als sonst und starrte mich nur an. Meine Mutter saß neben ihm und... sagte nichts. Als wäre ich nie weggewesen. Als wäre ich gerade von einem Ausritt gekommen. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. In meinem Bauch rumorte es, während Fireheart die Ohren anlegte und schnaubte. Beruhigend strich ich ihm über das Fell. »Hallo, Vater. Hallo, Mutter«, begrüßte ich beide. Mein Vater rührte sich nicht. Gar nicht. Es war... als wäre er... leblos? Doch wann hätte das passieren sollen?
      Unsicher sah ich zu meiner Mutter. »Wie bist du ihnen entkommen?«, fragte sie und zeigte zum ersten Mal eine Regung auf ihren eingefrorenen Zügen. »Ich bin ihnen nicht entkommen, Mutter. Ich bin freiwillig gegangen, um sie zu warnen. Sie sind sehr nett und ich möchte nicht, dass ihnen etwas passiert. Wenn ihr hier seid, weil ihr denkt, dass sie mir etwas getan haben, dann irrt ihr euch. Sie haben mich aufgenommen und sind meine Familie geworden. Sie verstehen mich und ich verstehe sie.«
      Ein kaltes Lachen hallte über die Ebene. Am Anfang dachte ich, dass es von meinem Vater kam, doch es kam von meiner Mutter. Irritiert hielt ich inne und sah sie an. Verschwunden war die Frau, die ich als meine Mutter gekannt hatte. Verschwunden war die Frau, zu der ich immer aufgesehen hatte. Ich verstand nicht, wer das war. »Denkst du wirklich wir sind wegen dir hier? Ich wusste immer, dass du durch meine Erzählungen zu ihnen gehen würdest. Ich wusste auch, dass Cas dein Gefährte sein würde. Allerdings hatte ich gehofft, er würde dich hassen, weil sein Vater dir das Leben rettete. Ich hätte wissen müssen, dass ein Mann wie er dir nicht widerstehen kann. Mein Plan hätte so gut klappen können. Aber jetzt stehst du vor uns. Bereit, uns den Krieg zu erklären.« Ihre Worte ergaben keinen Sinn.
      Überhaupt keinen. »Was... was soll das heißen?«, stammelte ich und krallte mich fester in die Mähne von Fireheart. Er scharrte mit den Huften und wurde unruhig. So unruhig, das ein Teil in mir nicht wusste, was er tun sollte. Dennoch bewegte er sich nur auf der Stelle. »Ach, meine liebe Tochter. Denkst du wirklich, dass dein Vater hier der Böse ist? Wer denkst du hatte denn den Plan, dir von den Drachen zu erzählen? Wer denkst du hatte den Plan gemacht? Meine Schwestern sind auf dem Weg hierher. Es war schon immer unser Plan diese Kreaturen zu stürzen. Du warst nur... na ja... ein Fehler. Eigentlich hatte ich kein Kind gewollt. Ich war froh, dass durch das Blut deines Vaters und mit ein bisschen Magie keine Hexe aus dir wurde. So konnte ich dich dann noch besser für unseren Plan nutzen. Die Drachen von innen zu zerstören. Doch ich hatte nicht erwartet, dass Cas dir verfallen würde oder einer von den anderen. Doch wie ich sehe sind sie das. Dein Vater ist sein Leben lang unter einem Bann gestanden. Er steht es auch jetzt noch. Er sagt und tut das, was ich will. Du wirst also einsehen müssen, dass wir kämpfen werden. Außer du schließt dich uns an, meine Tochter.«
      Das alles kam mir in diesem Moment vor, wie ein böser Traum, aus dem ich nicht aufwachen konnte. Das hier... in meinen Augen musste das ein Traum sein. Doch das war es nicht. Meine Mutter hatte diese Worte gesagt und lächelte mich kalt an. Mein Vater stand leblos da. Damian, der neben ihm auf dem Pferd saß, zeigte zwar Regung, aber war genauso kalt wie meine Mutter. Pläne... das alles... das war ihr Plan gewesen. Sie sah jung aus, weil sie von der Energie der Drachen genährt hatte... sie war... sie war die wahre Verräterin. Mein ganzes Leben lang hatte ich zu ihr aufgesehen und jetzt... Jetzt stellte sich heraus, dass das alles zu ihrem Plan gehörte.
      Doch in ihrem Plan hatte sie nicht mit einkalkuliert, dass Cas Gefühle für mich haben würde. Wut kochte in mir auf. Er war mein Gefährte. Niemand von ihnen würde ihn anrühren. Niemand. »Dann ist es wohl beschlossen. Wir werden kämpfen.« Meine Stimme war kalt und bitter. Hart. Entschlossenheit schwang in ihr mit. Es war entschieden. Ich wusste, dass ich ihre Meinung nicht ändern konnte. Meinen Vater hätte ich überzeugen können, doch sie... sie konnte ich nicht überzeugen. »Du möchtest wirklich so sterben, Covina? Denk doch nur einmal daran, was für ein Leben wir haben könnten.«
      Ich schüttelte den Kopf. »Das Leben möchte ich nicht, Mutter.« Ich spuckte dieses Wort förmlich aus. »Ich möchte ein Leben an Cas' Seite. Mit oder ohne Thron. Vorzugsweise ohne, denn solche Leute möchte ich nicht regieren. Ich möchte ein Leben in Frieden. Mit Glück und ganz viel Liebe. Das ist mein Plan. Dein Plan ist voller Dunkelheit und Verderben. Ihr mögt zwar in der Überzahl sein, aber ihr kämpft nicht mit Herz. Wir werden kämpfen und für einander einstehen. Komme, was wolle.«
      Mit einem Schenkeldruck gab ich Fireheart zu verstehen, rückwärst zu laufen. Ich kehrte ihnen nicht den Rücken zu, bis ich sicher war, dass sie nicht schießen würden. Erst dann wirbelte der Hengst herum und preschte davon. Staub verschluckte uns, während Tränen in meine Augen traten. Doch ich zerbrach nicht. Jedenfalls noch nicht.

Dragon Heart ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt