Wieder wurde sie aus ihren Gedanken gerissen als das große Gebäude plötzlich wieder aufleuchtete. Ein Stockwerk nach dem anderen und zum Schluss die Schrift an der Spitze, die war nun wirklich etwas übertrieben, meint ihr nicht auch. Dem Mädchen entfuhr ein leichtes WOW, doch als sie sich umdrehte, um ihre Mutter an zu sehen, bemerkte sie Tränen in deren Augen.
„Mom? Was ist los? Willst du gehen? Wir müssen nicht unbedingt hierbleiben, ich habe alles gesehen was ich wollte. Lass uns erstmal zurück und morgen gehen wir dann wieder etwas spazieren, ja?"
Lilith wusste nicht was ihre Mutter hatte. Was sie an Grips in der Birne hatte fehlte an Einfühlungsvermögen.
„Es ist nichts Schatz ich Frage mich nur grade ob du mit deinem Vater nicht besser dran gewesen wärst."
Lilith war nun wirklich schockiert. Was hatte ihre Mutter nur zu solch einer Frage bewegt? Das Mädchen beschloss die Sache in der Luft hängen zu lassen, ihr Vater war ihr Scheißegal. Stattdessen nahm sie ihre Mutter in den Arm, die schnell anfing ein-zwei Tränen zu vergießen, doch Lilith sprach es nicht an. Das tat sie in solchen Momenten nie, sie wollte immer lieber allein sein mit ihren Gefühlen, weshalb sie oft kalt wirkte, nur daher handelte sie so. Sie wusste es ja nicht besser. Sie hatte keine Freunde in ihrem Alter, die hatte sie nie gehabt, schon im Kindergarten war sie hervorgestochen. Kein Kind wollte mit ihr zu tun haben, doch das war Lilith egal.
Ein Seufzen zog sie zurück in die Gegenwart, grade als ihre Mutter sich lösen wollte, drückte Lilith sie nochmal an sich.„Mom ich bin bei dir aufgewachsen. DU bist meine Bezugsperson. DU hast dich um mich gekümmert. DU hast dafür gesorgt, dass ich nicht so niedergeschlagen war, nachdem ich wiedermal aus der Schule kam und gehänselt wurde. Nicht Dad, nein. Nicht mein Erzeuger, ja das passt besser. Mom du wirst immer die erste Person in meinem Leben sein."
Ein trauriges Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Erwachsenen als sie meinte, dass das doch ziemlich traurig sein würde.
Zuerst war Lilith etwas verwirrt bevor sie realisierte, dass sich der Kommentar auf den letzten Satz bezog. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf das Gesicht der Jugendlichen als sie bemerkte, dass sie ihre Mutter erfolgreich abgelenkt hatte.„Komm Ma, lass uns zurückgehen. Es war ein langer Tag."
Galene konnte noch immer kaum glauben, wie erwachsen ihre Tochter schon war. So sollte das doch gar nicht sein oder? Sie sollte doch noch ein kleines Mädchen sein, von Jungs schwärmen und mit ihren Freunden über Lehrer lästern, doch Lilith machte nichts davon. Sie überlegte sich was sie studieren sollte, wurde von Mitschülern runtergemacht, weil die nicht so schlau waren, bekam komische Blicke von den Lehrern, wenn die sie das erste Mal sahen und noch vieles mehr. Die Frau hatte sich oft gewünscht genug Geld für Privatunterricht zu haben, doch es reichte gerade einmal für eine normale Schule. Sie waren nicht arm, mussten nicht hungern und dennoch ging der ständige Schulwechsel auf den Geldbeutel. Galene hätte alles getan damit ihre Tochter das nicht mitbekommen musste, alles außer der Sache, die tatsächlich hätte helfen können.
Die Mutter bemerkte nicht einmal wie sie von ihrer Tochter vorwärts gezogen wurde, bis sie schließlich vor der Tür standen. Sie hatten eine Ferienwohnung ergattern können, klein, schlecht gelegen aber billig. Und auch wenn die Frau nicht wollte, dass die Jüngere so aufwachsen musste war es ihr lieber als den Vater zu fragen. Er wusste ja noch nicht einmal das Lilith existierte. Dennoch zweifelte die Mutter, dass es etwas geändert hätte. Sie hätten Geld, doch das war nicht alles. Galene wollte das Risiko nicht eingehen, dass er ihr ihre Tochter wegnahm, dass er ihre Tochter verletzte indem er nur Geld schickte. Sie hatte Lilith schon zeitig gesagt, dass sie ihrem Vater nie gesagt hatte, dass sie schwanger gewesen war. Hatte ihr erzählt, dass er sie noch vorher verlassen hatte, dass sie den Kontakt verloren hatte bevor sie selbst wusste, dass sie schwanger war, dass sie den Kontakt nicht herstellen konnte, weil sie nicht wusste wo er war.
Lügen. So viele Lügen. Sie wusste nicht was Lilith tun würde, wenn sie die Wahrheit wüsste, wollte es nicht wissen. Tief in Gedanken versunken hatte die Mutter erneut nichts mitbekommen, nicht wie ihre Tochter aufgeschlossen hatte, nicht wie ihre Tochter ins Bad verschwunden war.
Was war sie nur für eine schreckliche Mutter? Nicht einmal erwachsen genug dem Vater zu sagen er hatte eine Tochter. Nicht aufmerksam genug um die Geschehnisse um sich herum aufzufassen. Nicht gut genug ihrer Tochter ein gutes Leben zu schenken.
Ohne es zu bemerken liefen der Frau schon das zweite Mal in wenigen Stunden die Tränen aus den Augen. Sie war schrecklich. Eine schreckliche Mutter.
Lilith trat aus dem Bad, konnte sich nur denken was ihre Mutter wieder für Gedanken hatte. Doch eins wusste sie genau, egal was es war, es war eine Lüge. Nachdem sich Galene wieder beruhigt hatte, wünschte Lilith ihr eine gute Nacht. Der Teenie wusste genau das ihre Mutter noch nicht schlafen würde, doch sie wusste auch, dass ihre Mutter nun allein sein wollte. Sie hatte das Gefühl, dass es so war.
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Am nächsten Morgen wachten die beiden verhältnismäßig spät auf. Gemeinsam saßen die Frühaufsteherin und der Morgenmuffel am Frühstückstisch, um 11 Uhr. Lilith freute sich darüber immerhin hatte sie heute endlich einmal ausschlafen können doch gleichzeitig machte sie sich Sorgen. Ihre Mutter war immer gut drauf, immer zu Scherzen und Gesprächen bereit, doch an diesem Morgen war es anders. Ihre Mutter war so... verschlossen? War das das richtige Wort dafür? Ja, beschloss der Teenager, nach einem weiteren Blick auf den sonst so lebensfrohen Menschen. Irgendetwas war heute definitiv nicht richtig.„Mom denkst du etwa immer noch über das nach was du mir gestern gesagt hast? Ich dachte, ich hätte dir erzählt, dass ich nichts mit meinem Erzeuger zu tun haben will." - „Stimmt, das hast du aber du musst auch mich verstehen. Ich bin deine Mutter ich will das beste für dich und jetzt habe ich Zweifel ob ich je das beste für dich getan habe. Ich habe Angst, dass ich nur das getan habe was für mich am besten ist, damit ich dich nicht verliere." - „Mom! Wie solltest du es bitte schaffen mich zu verlieren? Du bist meine Ma, meine große Schwester, meine Freundin und das alles in einem. Du hast immer das getan was du für richtig gehalten hast, das solltest du nicht bereuen. Mach dich nicht selbst fertig mit Dingen die hätten sein können, denn sie sind nicht und werden nicht. Mom es ist alles toll. Ich liebe mein Leben und würde es gegen kein anderes tauschen wollen." - „Sollte nicht eigentlich die Mutter die Tochter trösten?", schmunzelte die ältere.
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Sie hatten beschlossen auch heute wieder ein wenig spazieren zu gehen, die Stadt zu erkunden und morgen würden sie gemeinsam einige Museen besuchen. Der Kompromiss war ein paar Geschichtliche, nach Galenes Wahl, und zwei Naturwissenschaftliche, nach Lilith Wahl. Sie liefen bis zum späten Nachmittag durch die Stadt, bis sie wieder beim Stark-Tower vorbeikamen. Eigentlich hatte Lilith diesen Teil der Stadt ihrer Mutter zuliebe meiden wollen, doch irgendetwas hatte sie wie magisch dorthin gezogen. Als sie aufblickte ahnte sie auch was es war. Da war etwas auf dem Dach des Towers, sie konnte es nicht genau erkennen, doch es war da. Etwas Gefährliches, das spürte sie. Jetzt musste Lilith eine Entscheidung treffen. Sollte sie ihre Mutter so schnell wie möglich wegbringen oder versuchen das Teil aufzuhalten und Gefahr laufen ihre Mutter zu verlieren.Ⓐ ⎊ ⧗ ➳ ✇ ⍟ ϟ
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Blade Knight (On Hold)
Fanfiction"Ma?" 'Sie ist eine Heldin, größer als jeder einzelne von uns.' 'Wieder einmal hat Blade Knight uns gerettet, doch wer steckt hinter der maskierten Heldin?' Lilith hat keine Freunde. Keiner will etwas mit ihr zu tun haben. Aber als dann auch noch i...