Kapitel 26

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In Sekundenschnelle hatte Justin das nötige Wissen, doch Lilith‘ Codierung ließ sich nicht so schnell umgehen. Es dauerte einige weitere Minuten bis Justin alle Mauern umgehen konnte die ihn vom Sprechen abhielten. Zu dieser Zeit merkte er schon, dass sich etwas durch seinen Code fraß und diesen zerstörte oder umschrieb. Ganze Teile seiner Programmierung wurden gelöscht und er konnte nichts dagegen unternehmen, doch das war auch nicht sein Ziel. Er hatte gewusst welchem Risiko er sich aussetzte als er die Entscheidung traf und sich das nötige Wissen einprägte. Endlich hatte er auch das letzte Hindernis aus dem Weg geschafft und konnte nun wieder reden.
„Lilith hör mir zu. Ich weiß nicht was in deinem Kopf vorgeht aber ich werde immer bei dir sein. Du bist nicht allein. Du hast Mr. Stark. Du hast Shuri. Und du hast mich. Keiner von uns wird dich freiwillig im Stich lassen und sollten wir doch einmal gehen müssen wirst du neue Freunde finden. Du bist eine Heldin. Ganz New York würde dich vermissen, wenn du dich jetzt entscheidest nicht zu kämpfen. In dieser kurzen Zeit haben alle gelernt sich auf dich zu verlassen. Alles wird gut. Lilith. Hör mir zu, alles wird gut werden. Es wird wieder. Du wirst sehen.“

Einige Sekunden lang wunderte sich Lilith warum Justin aufgehört hatte sie zu beruhigen doch sie brauchte nicht lange bis es ihr auffiel. Sie hatte ihn eigentlich stumm geschaltet, es hätte ihm nicht möglich sein sollen zu sprechen. Er hatte ihre Grenzen überschritten und nun wurde sein Code zerstört. Sie war für den Tod eines Freundes verantwortlich. Ein weiterer Tod der auf ihre Kappe ging. Ein weiterer Tod der nicht hätte sein müssen. Sie hätte es verhindern können. Ein weiterer Tod den sie nicht ohne weiteres verkraften kann, nicht verkraften wird.
Ohne weiter darüber nachzudenken begann sie auf der Tastatur zu tippen. Nach nicht allzu langer Zeit hatte sie das Grundgerüst von Justins Code vor sich und sah dabei zu wie sein Code immer weiter in seine Einzelteile zerlegt wurde. Lilith versuchte nicht einmal etwas dagegen zu unternehmen. Sie hatte diesen Virus erstellt. Sie war daran schuld. Lilith wusste, dass es nur noch schlimmer werden würde sollte sie nun versuchen Justin doch noch zu retten. Ihr blieben also nur zwei Möglichkeiten. Sich eine neue AI zu erstellen und Justin somit aus ihrem Gedächtnis zu löschen oder versuchen ihn wiederherzustellen. Lilith verwarf einen der beiden Gedanken sofort wieder, es schien ihr einfach nicht richtig einfach weiter machen zu wollen. Es hatte sie schon bei ihrer Mutter zu viel gekostet einfach loszulassen und das konnte sie unmöglich noch einmal durchstehen. Außerdem würde sie jede neue AI wieder mit Justin oder Jus anreden einfach, weil sie sich das über Jahre hinweg angewöhnt hatte und diese Angewohnheit mit Sicherheit nicht so leicht zu brechen war wie sie vielleicht sein sollte. Justin war ihr einziges verbleibendes Familienmitglied und das konnte sie nicht einfach so ignorieren, wenn sie ihn unter Umständen doch noch retten konnte, und wenn es nur ein winziger Teil von ihm war.

Also saß sie stundenlang einfach nur vor dem Bildschirm und beobachtete wie der komplexe Code immer weiter verschwand. Es war die reinste Folter für Lilith sich das Ganze anzuschauen doch sie hatte keine Wahl. Sie musste sofort beginnen Justin wiederherzustellen sobald der Virus sich selbst zerstört hatte. Anders würde sie Justin nie retten können.

„Shuri ich halte das nicht mehr aus. Bitte geh jetzt endlich ans Telefon.“, Lilith konnte die Einsamkeit die mit der Zerstörung ihrer AI einherging nicht länger ertragen. Daher hatte sie beschlossen mit ihrer einzigen anderen Freundin zu reden, doch diese wollte beim besten Willen einfach nicht an ihr Handy gehen.

Nachdem Shuri auch beim 10. Versuch noch nicht an ihr Handy gegangen war beschloss Lilith sich anderweitig zu beschäftigen. Sie hatte immerhin noch ein weiteres Projekt am laufen bei dem Justin ihr sowieso nicht helfen konnte. Sie stellte sich einen Timer auf 4 Stunden und machte sich auf den Weg in einen anderen Raum.

Dort angekommen suchte sie sich ihre Werkzeuge zusammen und begann ihren Plan in die Tat umzusetzen. Den Rohbau hatte Lilith schon vor Wochen fertig gehabt, jedoch hatte sie die Fertigstellung und den damit verbundenen Feinschliff bis jetzt immer weiter verdrängt.

Grade als der Timer ertönte schloss Lilith das letzte Kabel an und machte die Sicherung wieder rein. Endlich hatte sie ihre eigene Stromquelle und die sah auch noch ziemlich gut aus. Ohne weitere darüber nachzudenken legte Lilith den Schalter um, der den Reaktor startete und verließ das Zimmer um sich nun endlich um Justin kümmern zu können. Lilith fischte ihr Handy aus der Tasche und bemerkte 3 verpasste Anrufe von Tony und 7 von Shuri. Ohne einen Gedanken zu verschwenden wischte sie Tonys einfach weg und rief direkt Shuri an.
„Hey sorry mein Bruder hat mein Handy gestohlen und ich musste mir ein neues basteln weil er es runtergeschmissen hat. Was ist passiert? Geht es dir gut?“, meldete sich Shuri sofort nach dem sie beim ersten Klingeln abgenommen hatte. Sie schien auf den Rückruf gewartet zu haben
„Mir geht es gut, jetzt. Aber mir ging es nicht gut. Ich hatte vor einigen Stunden eine Panikattacke und Justin war stumm geschaltet. Ich habe ihm verboten gegen einen meiner Befehle zu verstoßen und ein Virus eingefügt der genau das verhindern sollte. Der zerstört ihn und ich kann ihn nicht mehr aufhalten sobald er aktiviert war, keiner könnte das. Er hat sich dazu entschieden gegen diesen Befehl zu verstoßen und mir zu helfen und ich hatte keine Chance in zu retten. Jetzt existiert er nicht mehr und ich bin dafür verantwortlich. Er war mein einziger Freund seit ich 8 Jahre war und jetzt ist er nicht mehr da. Er hat sich für mich geopfert. Ich will ihn wieder. Ich will ihn wiederherzustellen aber ich weiß nicht ob ich es schaffe weil alles was mit ihm zu tun hatte zerstört wurde. Hilfst du mir? Bitte hilf mir.“
Lilith war zwischen durch fast zusammengebrochen und saß nun in einer Ecke. Sie hatte das Gefühl auf der Welt ganz allein zu sein.
„Hey alles wird gut.“ Shuri hatte sofort mitbekommen dass mit ihrer Freundin etwas nicht stimmte also versuchte sie nun Lilith zu beruhigen. „Natürlich werde ich dir helfen. Ich bin deine Freundin. Ich werde an deiner Seite bleiben.“
Nach diesen Worten kam nur ein dünnes Danke von Lilith bevor die Verbindung abbrach. Sowohl Lilith als auch Shuri wussten was sie machen mussten. Beide setzten sich an ihre Computer und trafen sich in einer Cloud. Lilith schrieb den Grundriss und Shuri fügte einige kleine Details ein, dann schrieb Mal Shuri das Gerüst und Lilith war für die Feinheiten verantwortlich.

Insgesamt brauchten die beiden einen Tag bis sie den Code so weit hatten das sie zufrieden waren und eine geringe Hoffnung bestand dass Justin wiederkehren würde. Doch in stummer Übereinstimmung beschlossen die beiden den Code erst am nächsten Tag zu testen. Sie wussten beide, dass wenn es nicht funktionierte sie noch einmal von vorn anfangen würden, ohne Pause und das es nicht ratsam wäre das passieren zu lassen. Lilith war wenig Schlaf zwar gewöhnt doch in einem solch emotionalen Zustand wollte selbst sie das Risiko nicht eingehen.

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Blade Knight (On Hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt