Kapitel 20

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Lilith kannte solche Kommentare schon. Die hatte sie jedes Jahr über sich ergehen lassen müssen, was allerdings nicht hieß, dass es sie nicht verletzte. Sie hatte das zarte Pflänzchen der Hoffnung gepflegt, das ältere die ganze Sache anders angehen würden doch dieses kleine Gewächs war offenbar nie dazu bestimmt gewesen zu wachsen.
Erst nun bemerkte der Professor den Neuankömmling und all die Älteren waren fest der Meinung das dieses ‚Kleinkind' nun rausgeschickt werden würde, daher ging das Getuschel erst richtig los, als er nichts machte außer ihr kurz zuzunicken. Lilith fühle sich unglaublich unwohl in ihrer Haut und sie war sich sicher das es nicht besser werden würde, dabei war es egal wie viel Zeit vergehen würde. Sie war das viel zu kleine Mädchen, das beim besten Willen nicht in eine Uni gehörte und schon gar nicht in solch fortgeschrittene Kurse, wie sie sie aber nun einmal besuchte. Lilith suchte sich einen Platz so nah wie möglich an der Tür, sie wollte nur vermeiden zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Das gelang ihr jedoch eher schlecht als Recht, da noch immer alle Augen auf sie gerichtet waren, auch nachdem Professor Schrödinger wieder angefangen hatte zu reden. Verzweifelt versuchte sie den Boden zu überreden sie zu verschlucken und nie wieder auszuspucken, jedoch würde das gegen alle Gesetze der Physik laufen, also würde es wohl niemals Wirklichkeit werden. Lilith versuchte sich so gut wie möglich auf die Vorlesung zu konzentrieren, die der Professor gab, doch die ganzen Studenten ließen ihr einfach keine Ruhe. Von überall wurde sie mit Blicken durchbohrt und die Leute die vor ihr saßen drehten sich zu ihr um, um sie mit Fragen zu durchlöchern. Wäre, dass alles möglich sähe Lilith nun mit Sicherheit aus wie ein Schweizer Käse. Unwohl verzog sich Lilith also nach nur fünfzehn Minuten doch in ihre eigene kleine Welt und baute gedanklich an ihrem Reaktor weiter. Sie hatte das Bild dank der Brille vor Augen und konnte dementsprechend auch an den Blaupausen rumspielen und obwohl sie alles schon einige Male durchgegangen war fand sie noch immer kleinere Fehler die sich bisher vor ihr versteckt hatten. 

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„Was denkt ihr wie es unserer kleinen an ihrem ersten Tag geht? Meint ihr es läuft alles so wie es sollte?" Tony konnte sich nicht helfen, nachdem er von Pepper aus seiner Werkstatt geschleift und bis auf weiteres ein Verbot erhalten hatte diese zu betreten wusste er nicht mehr was er machen sollte. Er hatte die ganze Nacht schon nicht geschlafen. „Verdammt Tony! Du bist ja aufgeregter als Lilith selbst! Komm' jetzt iss endlich etwas. Sie kommt doch eh gleich nach der Uni vorbei und sagt dir wie es gelaufen ist. Dann lass ich dich auch wieder in die Werkstatt, aber so sprengst du dich noch selber in die Luft und das kann ich nicht zulassen." Pepper versuchte sanft auf Tony einzureden und es schien auch gut zu funktionieren. Tony ließ sich langsam auf seinen Platz am Tisch fallen und zog sich den Teller näher. Er wusste sehr gut wie schwer es sein konnte, wenn man zu jung für die Uni war. Auch wenn er damals schon berühmt gewesen war, wurde er von vielen verächtlich angesehen und mit blöden Sprüchen beworfen. Er wollte sich nicht einmal vorstellen wie es für Lilith sein musste, sie war noch jünger als er damals und zudem auch nicht so bekannt, dass hieß wiederum das sie sich wohl noch mehr und vor allem schlimmere Sprüche anhören musste. Tony konnte sich einfach nicht zurückhalten. Er musste wissen wie es seiner Assistentin ging, doch er hatte kein Recht sich nur aus einem solch banalen Grund in Überwachungskameras eines öffentlichen Gebäudes zu hacken und sie zu suchen wurde ihm von Lilith verboten. Was wäre, wenn er sie einfach anrufen würde? 

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Lilith saß in der Cafeteria und versuchte den Blicken zu entkommen indem sie in der hintersten, dunkelsten Ecke saß. Bisher hatte das auch gut funktioniert, doch nun kam ein Junge auf sie zu. Lilith merkte davon nichts, da sie sich voll und ganz ihrem Essen zu gewandt hatte. „Hey Schlampe, warum bist du immer noch hier? Ich dachte ich hätte die klargemacht, dass das hier mein Revier ist. Wenn du dich hier aufhalten willst bekomme ich Geld von dir. Also gib mir jetzt alles was du hast, auch deine Brille."
Der Junge hatte sich fest vorgenommen Lilith aus der Uni zu vertreiben, er wusste selbst nicht genau warum er sie so sehr loswerden wollte, doch er hatte ein schlechtes Gefühl bei ihr. Sie versteckte etwas und das würde ihn früher oder später in Schwierigkeiten bringen.
Kaum das Lilith die Anwesenheit des anderen Menschen bemerkt hatte, wurde ihr auch schon ihr Essen in die Haare befördert. Lilith ließ es einfach geschehen, es gab nichts was sie dagegen ausrichten konnte. Sie saß einfach weiterhin ruhig auf der Bank und wartete auf die folgenden Beleidigungen und Sprüche. Doch statt der Sprüche fand sie sich schnell auf dem Boden wieder, umzingelt von den ganzen Schwachmaten die ihrem Anführer blind folgten. ‚Zweimal an einem Tag? Das Arschloch hat wohl wirklich Spaß daran.', dachte Lilith als die Jungs wieder anfingen sie zu treten. Es waren so viele Erwachsene im Raum und dennoch unternahm kein einziger etwas gegen das Mobbing das in direkter Umgebung von ihnen stattfand, sie alle hatten sich damit arrangiert. „Neuer! Du musst dir deinen Namen bei mir erst verdienen! Komm her! Ich will das du sie trittst. Ich will das sie fleht und ich will das du ihr alles abnimmst was sie hat. Du hast mindestens ein Kurs mit ihr, bring sie zum Heulen. Sie soll dich nicht mehr ansehen können ohne vor Angst in die Knie zu gehen. Los! Fang an!" Der neue sah nett aus, man sah ihm an, dass er das nicht machen wollte. Doch es ging hier um Leben und Tod, nicht wirklich aber es kam dem schon ziemlich nah, was genauer betrachtet schon sehr traurig war. Lilith brachte ein schwaches Lächeln auf die Lippen, er musste es tun, sonst würde auch er bald verprügelt werden. Sie nahm es dem Neuen nicht übel. Lilith war nur froh, dass er ihr die Brille zuerst abnahm. Sonst wäre noch aufgefallen, dass es keine normale Brille war, da sie nicht kaputtgegangen wäre. 

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Langsam schleppte sich Lilith zum Tower. Sie hatte am ganzen Körper blaue Flecken und war sich fast sicher das zwei Rippen zumindest angeknackst waren, doch auf keinen Fall würde sie zulassen, dass Tony davon Wind bekam. Es war leider nur natürlich das man sich den Schwächsten zum vermöbeln aussuchte und wer passte da besser als ein kleines Mädchen? Lilith war wirklich überrascht gewesen als ‚der Neue' ihr ihre Brille heimlich in der Vorlesung zugesteckt hatte. Sie hatte fast mit einem schlechten Scherz gerechnet ist er angefangen hatte sie ehrlich anzulächeln. Er hatte sich eben sie gesetzt und sich höfflich vorgestellt, er hieß Jacob, zudem hatte er sich bestimmt dreißig Mal für das entschuldigt was beim Lunch vorgefallen war. Er hatte gesagt, dass er das nicht noch einmal machen würde doch sie hatte nur lächeln können. Es würde wieder passieren ob er nun wollte oder nicht, irgendwie überzeugten sie ihn schon noch. Lilith hatte das schon einmal mitgemacht.
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Blade Knight (On Hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt