Kapitel 41

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Einige Sekunden musste sich Blade Knight sammeln bevor sie ein spöttisches „Was?“ von sich geben konnte, doch in diesen Sekunden hatte Natascha schon bemerkt das sie durchaus richtig lag. Blade Knight hatte ihre Deckung als Ablenkung fallen gelassen und stand nur auf dem linken Bein, es sah fast wie eine Einladung für Natascha aus. Das Ganze rief praktisch ‚Lass das Thema fallen und uns weiterkämpfen. Du bekommst auch einen Freistoß.‘
Lilith hoffte ihre Unsicherheit gut überspielt zu haben, doch als sie Natascha in die Augen blickte bemerkte sie ihren Fehler. Der trainierten Agentin waren die Änderungen in ihrem Verhalten zu offensichtlich gewesen und nun wiederholte sie noch einmal den Namen von der jungen Kämpferin.
„Du bist Lilith.“, diese Aussage war nicht mehr zu vergleichen mit dem in gedankenversunkenen, geflüsterten Namen von vorher. Sie war fest und wurde wohlüberlegt ausgesprochen.
Lilith bemerkte wie sie unter der Maske alle Farbe verlor. Was sollte sie nun bloß machen? Die Agentin wusste es und mit ihr bald auch all die anderen Avenger. Was wird Tony nur mit ihr machen? Mit einem getrübten Blick hob Lilith den Kopf. Sie hatte ihn wohl unbewusst gesenkt als sie überlegt hatte.
„Du würdest mir nicht zufällig den Gefallen tun und das niemandem sagen, oder?“ Unsicher schielte Lilith zu ihrer Freundin herüber. Ihr war bewusst wie viel es verlangt war ein solches Geheimnis für sich zu halten, aber sie sah keine andere Möglichkeit. Fury würde sie nicht einfach wieder gehen lassen, sobald er sie einmal in seinen Händen hatte und sie wollte nicht wirklich für ihn arbeiten. Sollte er also erfahren wer sie war musste sie harte Maßnahmen ergreifen und dazu gehörte ein vorgetäuschter, überzeugender Tod, eine neue Identität, ein Umzug, ein neuer Held, ein neues Gesicht und nach Möglichkeit ein komplett anderes Leben. Was ihr noch vor wenigen Monaten nichts ausgemacht hätte, doch nun hatte sie einen Grund zu leben und Freunde. Auch wenn diese deutlich älter waren und hinter der Heldin her waren die sie spielte.
„Unter zwei Bedingungen“, riss Natasha Lilith aus ihren Gedanken. Als sie nicht weiter redete nickte Lilith einmal kurz um ihr zu signalisieren das sie zuhörte. Sofort redete Natasha weiter: „Erstens, du sagst es ihnen bald und bis dahin ärgerst du Fury noch ein wenig. Zweitens du gibst mir eine Handynummer die ich den anderen vorlegen kann. Wir brauchen Fortschritte und Fury wird sie irgendwann finden. Wir wissen beide, dass es ein großes Risiko ist aber ich glaube, dass es das wert ist.“
Mit einem leichten Nicken zog Lilith ein Stück Papier aus einer ihrer Taschen und einen Stift aus einer anderen, bevor sie anfing eine Nummer aufzuschreiben und mit BK unterschrieb. Mit einem Lächeln auf den Lippen übergab Lilith Natasha den Zettel.

„Lilith ich weiß das du nicht schlafen willst, mir geht es ja genauso, aber so kann das nicht weitergehen. Ab sofort gehst du spätestens alle 3 Tage, 72 Stunden, mindestens 12 Stunden schlafen. Du wirst nicht länger als das sechsfache aufbleiben. Du wohnst praktisch hier, daher hast du ein Zimmer direkt neben meinem bekommen. Du bist schon wieder viel zulange wach und dein Körper versucht es dir zu sagen doch du hörst nicht zu. Komm, einen Pyjama hat Pepper dir gekauft, ich zeige dir dein Zimmer.“ Tony hatte wirklich lange mit Pepper und den Anderen überlegt was sie mit Lilith machen sollten, schon vor einer Weile, doch das gab den Anstoß auf den sie gewartet hatten. Die Teenagerin ging kaum nach Hause, kam sofort nach der Uni zum Tower, ging spät oder eher früh und machte nicht den Anschein direkt nach Hause zu gehen. Sie schlief in der Uni oder arbeitete an ihren Projekten.
„Wenn du nichts dagegen hast wird Jarvis deinen Schlaf überwachen und mir Bescheid geben, solltest du einen erhöhten Puls zeigen. Ich wäre sofort für dich da. Allerdings müssten wir dafür sorgen das du keine Waffen im Raum hättest, sonst würde es für mich zu gefährlich werden. Ich weiß du würdest mich nicht mit Absicht angreifen, doch ich kann das Risiko nicht eingehen.“ Lilith wusste nicht was sie machen sollte. Ihr war bewusst das Tony Recht hatte und welchen Gefahren er sich mit diesem Vorschlag aussetzte, doch sie konnte nicht schlafen. Daher hatte sie die letzten Nächte immer als Blade Knight verbracht. Lilith wusste das die Avengers immer auf Patrouille waren um sie erneut zu finden, doch es war ihr egal. Sie konnte nicht schlafen, wollte es einfach nicht. Lilith wurde von Tony aus ihren Gedanken gerissen. „Lilith ich weiß das du Albträume hast und dich die ganze Nacht herumtreibst. Ich werde dich nicht hier einsperren. New York braucht dich, aber du wirst unvorsichtig, wenn du zu müde bist und das kann schnell gefährlich werden, nicht nur für dich. Ich bitte dich ja auch gar nicht jeden Tag zu schlafen. Ich kann dir auch Schlafmittel besorgen, aber du musst regelmäßig schlafen. Du bist noch ein Kind und das kann deine Entwicklung schädigen. Bitte geh schlafen. New York kommt heute ohne dich aus. Blade Knight hat doch schon alle Kriminellen verschreckt. Geh schlafen.“ Tony versuchte auf Lilith einzureden, indem er immer wieder sagte, sie solle schlafen gehen, doch das Mädchen konnte nur an einen Satz denken den Tony gesagt hatte. ‚New York kommt heute ohne dich aus.‘ Der Avenger wusste es. Seit wann? Wieso suchten die Avengers dennoch nach ihr? Hatte er es ihnen nicht gesagt?
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„Seit wann? Warum?“ Lilith hatte nicht gemerkt, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Ihr Gehirn lief auf Hochtouren und auch das andere Genie überlegte fieberhaft. Was hatte Lilith gemeint? Als es bei ihm Klick machte antwortete er nicht sofort, er war sich nicht sicher. Sollte er ihr die Wahrheit erzählen? Die Antwort lautete ja. Wenn er es nicht tat, würde sie es irgendwann selbst herausfinden und ihm nicht mehr trauen. Also erzählte er ihr wie er es herausgefunden hatte.
„Es tut mir leid ich hätte es dir sagen sollen, aber ich hatte Angst. Nicht vor dir, nicht in dem Sinne, sondern vor deinem Verschwinden. Ich hatte Angst das du nicht mehr kommst. Deshalb wissen auch die anderen nichts. Sie hätten dich anders behandelt und dir wäre etwas aufgefallen. Bitte du kannst mich nicht verlassen, nicht mehr. Du bist mir ans Herz gewachsen, mit wem soll ich über Technik reden? Mit wem soll ich die anderen in den Wahnsinn treiben? Mit wem soll ich spaß haben? Um wen soll ich mich sorgen, wenn er wieder nicht schläft?“, endete Tony seine Erzählung. Er klang mehr als nur verzweifelt. Er klang als ob er nicht mehr wissen würde welchen Sinn sein Leben eigentlich hatte. Lilith war doch seine kleine. Er konnte nicht mehr ohne sie, das bemerkte er erst jetzt. Jetzt wo er Gefahr lief aus ihrem Leben gestoßen zu werden. Wann hatte sie sich so weit in sein Leben geschlichen?
„Erzähl es keinem und lass mir meinen Freiraum. Ich finde keinen anderen Job und will ehrlich gesagt auch keinen. Ich mag die Atmosphäre und wie ihr euch um mich kümmert, es erinnert mich an Familie. Daran das ich nicht allen egal bin. Ich fände es traurig, wenn ich das verliere was Familie für mich am nächsten kommt, doch solltest du mich verraten bin ich weg.“ Lilith machte eine Sache klar, sie wollte nicht weg aber noch weniger wollte sie entlarvt werden und ihrer Freiheit beraubt.
Tony verstand das natürlich, er wollte sie ja auch nicht verlieren. „Machen wir doch einen Deal. Du gehst regelmäßig schlafen und ich bekomme eine DNA-Probe und dafür verrate ich dich nicht. Was hältst du davon?“ Tony wusste, dass es ein schlechter Deal für sie war aber er hoffte dennoch das sie ihn eingehen würde.
„Nur, wenn ich ab sofort auch dabei sein darf, wenn du an deinen Anzügen werkelst.“
„Na gut. Deal. Du gehst schlafen ich verrat keinem wer Blade Knight ist. Ich bekomme eine DNA-Probe und du darfst dabei sein, wenn ich an meinen Anzügen bastle.“

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Blade Knight (On Hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt