Kapitel 6: Nächtliche Gedanken

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Kapitel 6: Nächtliche Gedanken

Im Zimmer war es dunkel. Der Mond war nur als kleiner Streifen zu sehen, der unter dem Rollo des abgedunkelten Fenster hindurchsickerte. Britney lag mit offenen Augen da und starrte an die Zimmerdecke. Sie hatte sich einige Zeit herumgewälzt, doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. Seufzend drehte sie sich auf den Bauch. Ihr Blick fiel auf das Amulett, das auf dem Nachttisch lag. Sie streckte die Hand aus und schaltete die Nachttischlampe an, bevor sie das kleine Medaillon in die Hand nahm. Sie drehte es zwischen ihren Fingern hin und her und betrachtete eingehend die eingelassenen Steine darin. Warum wollte jemand unbedingt dieses Schmuckstück besitzen? Sie wusste nicht, ob es wertvoll war, hatte aber nie geglaubt, dass es einen Wert besaß, der über Sentimentalität hinausging. Und was hatte dieser Name zu bedeuten - Medaillon der fünf Schlüssel?! Davon hatte sie noch nie gehört. Sie setzte sich auf und rieb sich über das Gesicht. Wenn es so weiterging, würde sie niemals schlafen können. Vielleicht würde ja ein Glas heißer Milch helfen. Sie mühte sich aus dem Bett, zog ihren Morgenmantel vom Stuhl neben dem Bett und schlüpfte hinein. Dann tapste sie mit nackten Füßen aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, sodass sie sich zurechtfinden konnte. Sie bog um die Ecke und...bekam einen Riesenschreck. Auf dem Küchentisch war eine Kerze entzündet, in dessen Schein Renzo saß, in den Händen eine Gitarre.

,,Meine Güte, hast du mich erschreckt."

Er legte den Kopf schief. ,,Warum denn das?"

,,Ich hätte nicht erwartet, um diese Uhrzeit jemanden anzutreffen."

,,Das könnte ich ebenfalls behaupten. Was treibt dich hier nach unten? Nächtliche Heißhungerattacke?!"

Die Blauhaarige verdrehte leicht die Augen.

,,Nee, das ist es nicht. Ich kann nicht schlafen und dachte, vielleicht hilft ja eine heiße Milch mit Honig."

Mit diesen Worten ging sie an Renzo vorbei und öffnete die Kühlschranktür. Mit einem geübten Griff holte sie den Milchkanister heraus und öffnete den ersten Küchenschrank, um nach einer Tasse zu suchen.

,,Kalt."

Sie drehte sich mit gerunzelter Stirn um. Renzo beobachtete sie mit einem leicht süffisanten Grinsen im Gesicht, die Arme und das Kinn auf die Gritarre gestützt. Sie schloss den Schrank wieder und öffnete den nächsten, woraufhin das Grinsen breiter wurde.

,,Noch kälter."

,,Würdest du mir verraten, wo die Tassen stehen?!"

,,Nö, das wäre ja langweilig."

Britney schlug sich mit der Hand gegen die Stirn.

,,Der Traum meiner schlaflosen Nächte - nachts Topfschlagen zu spielen."

Sie langte unter sich und legte probeweise eine Hand an den Knauf des Unterschrankes.

,,Warm."

Sie öffnete den Schrank.

,,Wärmer."

Im unteren Regal befanden sich tatsächlich Tassen. Mit einem triumphierenden Grinsen zog sie eine heraus und präsentierte sie Renzo. Dieser schmunzelte: ,,Heiß. Herzlichen Glückwunsch, du hast die Tassen gefunden."

,,Danke."

Sie stellte ihren Fund auf den Küchentisch und goss sich Milch ein. Dann stellte sie die Tasse in die Mikrowelle und stellte diese an.

,,Warum bist du eigentlich wach, Renzo?"

Der Rothaarige seufzte und fuhr sich durch sein langes Haar.

,,Ich schlafe grundsätzlich schlecht. Heute ist einer dieser Tage, an denen ich gar nicht zur Ruhe finde."

Die Milch war fertig. Britney nahm sie heraus und setzte sich ihm gegenüber.

,,Woran liegt das?"

Er zuckte mit den Schultern. ,,Frag mich was leichteres. Nonna hat vermutet, dass es mit meiner Zeit vor ihr zu tun hat...ich schlafe auch nicht gerne alleine."

Bei der Erwähnung ihrer Großmutter zog die Blauhaarige automatisch die Schultern hoch.

,,Ich...ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit ihr verbringen können."

Renzo legte leicht den Kopf schief. ,,Das geht mir sowieso durch den Kopf. Nachdem sie Peppe und Tina getrennt hatten, warst du gar nicht mehr bei uns, nicht mal zu Besuch."

,,Mom wollte keinen Kontakt mehr zu euch. Sie sagte, Dad hätte ihre Gefühle zu sehr verletzt."

,,Komisch. Nonna hat mir gesagt, Tina hätte Peppe betrogen."

Britney runzelte die Stirn. So hatte es ihre Mutter nie ausgedrückt und sie hatte nie gefragt. Renzo beobachtete sie kurz, dann winkte er ab.

,,Hey, mach dir keinen Kopf. Was geschehen ist, ist geschehen. Leb lieber im hier und jetzt. Was mich zu einem anderen Thema bringt - hat dein Treffen mit den drei Fragezeichen heute was gebracht?!"

,,Sie haben mir angeboten, meinen >>Fall<< zu übernehmen."

,,Ah ja...also halten sie es wirklich für etwas, was man weiter verfolgen sollte. Was hast du geantwortet?"

Renzo hatte wieder leise Gitarre zu spielen begonnen - eine langsame, sanfte Melodie, die die Blauhaarige irgendwie beruhigte.

,,Das ich es mir überlege."

Der Rothaarige verspielte sich und die Gitarre gab einen misstönenden Ton von sich.

,,Du hast nicht ja gesagt, obwohl sie es dir angeboten haben?! Ich weiß zwar immer noch nicht, was passiert ist, aber es muss so einschlagend gewesen sein, dass die Drei dir helfen wollen. Und du sagst nein."

,,Ich habe nicht nein gesagt, Renzo, nur, dass ich es mir überlege. Ich will eigentlich hier erstmal ankommen und nicht gleich wieder in irgendwas reingeworfen werden."

Er legte die Gitarre auf den Küchentisch.

,,Das verstehe ich schon, aber willst du nicht deine Ruhe haben? Was, wenn du nochmal in die Bedrouille gerätst?!"

So ungern Britney das auch zugab, auf eine gewisse Art hatte er ja Recht. Sie seufzte schwer.

,,Na gut, wenn es dich glücklich macht, lasse ich die drei Jungs nachforschen. Zufrieden?!"

Renzo grinste. ,,Sehr. Ich kann dich auch jederzeit zu ihnen hinfahren, solltest du ein Taxi brauchen."

,,Das ist sehr nett von dir. Ich dachte allerdings, dass du Dad im Restaurant helfen musst. Warum bist du so scharf darauf, mit zu kommen?"

Eine zarte Röte erschien auf seinem Gesicht und er räusperte sich. Dann murmelte er etwas in seinen nicht vorhandenen Bart.

,,Wie war das?"

Diesmal war ,,...auf Justus." das Einzige, was sie verstehen konnte.

,,Renzo, ich verstehe kein Wort. Was hast du gesagt?"

,,Ich stehe auf Justus.", platzte es aus ihm heraus, ,,Und dich zu fahren gibt mir die Möglichkeit, mich vielleicht mit ihm zu unterhalten. Verurteil mich nicht."

Britney kicherte. Sie war selbst überrascht, wie leicht es ihr viel, sich in Renzos Nähe zu entspannen. Langsam kroch nun endlich auch die Müdigkeit in ihre Knochen. Sie gähnte.

,,Tu ich nicht. Ich nehme dein Angebot gerne an, wenn dir das so wichtig ist. Aber jetzt gehe ich wirklich schlafen. Danke für das Gespräch. Gute Nacht."

Kaum berührte ihr Kopf in ihrem Zimmer das Kissen, da war sie auch schon eingeschlafen.

Die drei ??? - Teenage Dream Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt