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Every person has the power to change their fate if they are brave enough to fight for what they desire more than anything.

- Stephanie Garber

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Alexander Cael MacRuairidh streckte Feyre Genevieve Kinnear seine rechte Hand auffordernd entgegen. Sein Gesicht erstrahlte in völliger Glückseligkeit: Heute würde das, was vor sieben Jahren seinen Anfang genommen hatte einen Höhepunkt finden. Er sah seine Jugendliebe in einem weißen, wunderschönen, schlichten Hochzeitskleid vor sich stehen und obwohl ihre Züge nun markanter waren, blitzte doch das pausbäckige Mädchen durch, was ihm Mores gelehrt hatte, als er ihre beste Freundin eine dicke Kuh geschimpft hatte. Sie hatte damals vor ihm gestanden, zwei weißblonde, dicke Zöpfe waren bis auf ihre Hüften gefallen. Sie war ihm kaum bis zur Brust gegangen, war aber so furchterregend wütend gewesen, dass er zwei Schritte nach hinten gestolpert und auf seinem Hosenboden gelandet war.

„Vor sieben Jahren habe ich dich gefragt, ob du mit mir gehen willst. Ich habe mir beinahe in die Hose gemacht, während ich gewartet habe, was du antwortest. Und als du endlich ‚ist ok, können wir mal ausprobieren' gesagt hast, war ich der glücklichste aller zwölfjährigen Jungs auf der ganzen Welt." Verschmitzt lächelte er sie an, hob seine linke Hand an ihr Gesicht und streichelte sanft über ihre Wange. Wie verflucht glücklich sie ihn seitdem jeden Tag gemacht hatte und wie sehr er diese Frau liebte, ließ sich nicht in Worte fassen.

Feyre strahlte nicht weniger glücklich zurück. Der Mann vor ihr war seit jeher der einzige den sie gewollt hatte. Er war ihre erste große Liebe und würde auch für diese Lebensspanne ihre einzige sein. Lächelnd legte sie ihre rechte Hand in Alexanders.
„Du bist es, warst es und wirst immer mein Zuhause sein."

Finnegan Stewart nahm die Hände des Brautpaares in die seinen und schlang eine vielfarbige, geflochtene Kordel in einem Unendlichkeitsknoten um sie: ein Streifen roten Stoffs aus dem Pullover, den Feyre getragen hatte, als sie Alexander das erste Mal gesehen hatte und gleichzeitig als Symbol für die Liebe, einen Streifen des blaugrünen Tartanstoffes der Familie MacRuairidh, zu der Feyre nun gehören würde und als Symbol für Hoffnung sowie Klarheit und zu guter letzt einen weißen Streifen aus dem Taufkleid der Familie Kinnear, als Symbol für die Familie, die sie gründen würden.

Gemeinsam sprachen sie die traditionellen Worte des Blutschwures, die seit Jahrhunderten von schottischen Paaren gesprochen wurden, die sich einander beim Handfasting versprachen:

„Wir sind Blut von einem Blute
und Fleisch von einem Fleische.
Wir schenken einander unsere Leiber,
auf dass wir eins sein mögen.
Wir schenken einander unsere Seelen,
bis einer von uns sein Leben aushaucht."

Finnegan lächelte die beiden an, nichts tat er so gerne, wie Liebende zu trauen. Entgegen aller Realisten und Pessimisten glaubte er noch immer an die große Liebe, auch wenn diese ihm als Priester der katholischen Kirche in der Form, wie sie die beiden vor ihm lebten, verwehrt war. Er ließ den Blick über die versammelten Freunde und Verwandten gleiten und sprach die Worte, die den Höhepunkt der Zeremonie markierten: „Ich erkläre euch zu Mann und Frau, bis dass die Liebe endet."

Feyre schluckte bei der Formulierung. Alexander hatte darauf bestanden und sich bewusst gegen die Alternative, bis dass der Tod sie scheide, entschieden, denn er wusste, dass sie sehr viel älter als er werden würde. Dennoch hasste sie es. Sie vergaß ihren Ärger und ihre Angst vor dem Tag, an dem sie ohne ihn würde sein müssen, als seine warmen, weichen Lippen sich auf die ihren senkten.

***

Alexander saß mit Finnegan Steward, dem Priester, der ihn und Feyre getraut hatte, gemeinsam am Tisch in Finnigans spartanisch eingerichtetem Haus. Er umklammerte den Humpen Bier so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Seit Feyre vor drei Wochen verschwunden war und die Wölfinnen sich in alle Hinmelsrichtungen zerstreut hatten, war die Anspannung nicht von ihm gewichen. Jeder Muskel war zum Zerreißen gespannt.
„Vertraust du ihr?" Finnegans Worte drangen kaum zu Alexander durch. Blind starrte er vor sich hin. Beschwor Feyres feine Gesichtszüge herauf, ihr Lächeln, den Duft ihres Haares; für einen Moment glaubte er ihre Stimme zu hören, ihre Berührung zu spüren.
Erst als Finnegan seine Frage mehrfach wiederholte, schreckte Alexander hoch; wütend, dass sein Gegenüber den Geist seiner Frau vertrieben hatte.

„Nein. Aber ich vertraue ihrer Wut. Oder auf ihre Wut." Er sah den Priester schulterzuckend an. „Und glaub mir, das Mädel ist irre wütend." Sein Grinsen wirkte schief und seltsam deplatziert. „Mit der Betonung auf irre."

„Aber sie will nur dir den Aufenthaltsort verraten. Du sollst alleine kommen. Macht dich das nicht misstrauisch? Was wenn es eine Falle ist?" Finnegan fühlte sich gänzlich überfordert. Die Offenbarung der Existenz von anderen Lebensformen hatte ihn vor ein paar Jahren ziemlich überfordert, aber dass Feyre nun gefangen genommen worden war und gegen ihren Willen festgehalten wurde, überforderte ihn. Er war ein verwöhntes Kind des Milleniums, der freie Wille, das Recht auf Unversehrtheit, die unantastbare Würde und ein unerschütterlicher Glaube an den Rechtsstaat erschwerten ihm die Vorstellung, dass es überall in Europa Enklaven von rechtsfreien Räumen geben sollte.

„Unterschätze nie die Wut einer verschmähten Frau." Alexander war sich fast sicher, dass Máire ihn nicht hinterging. Fast. Sie hatte ihm von den beiden Brüdern erzählt, die sie liebte, aber die ihr nicht geben konnten oder wollten, was sie meinte zu brauchen. Ihm war relativ schnell klar geworden, dass sie frustriert und machthungrig war; dass sie mit den Füßen strampelte und den Fäusten auf den Boden schlug, weil ihr verwehrt wurde, was sie begehrte. Und obwohl er keine Ahnung hatte, was sie eigentlich wollte, war es nur eine kleine Unbekannte in einer Gleichung, die ihm im schlimmsten wenigstens einen Hinweis auf Feyres Aufenthaltsort gab oder die ihn letztlich wieder mit seiner Ehefrau zusammenführen würde.

Finnegan war weniger optimistisch. Sehr viel weniger. Aber er verstand, warum Alexander der weiblichen Stimme, die ihn am Telefon lockte und ihm die Rückkehr Feyres verhieß, vertrauen wollte. Vertrauen musste. Sie war der letzte Strohhalm.

„Wann wird sie dir sagen, wohin du kommen sollst? Was brauchst du bis dahin?" Sein Pragmatismus schlug durch. Wer war er auch Alexander zu raten, weiterzumachen und Feyre zu vergessen?

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Darf man aus / für die Liebe alles tun? Ist das Wohl des Geliebten Anlass genug um Gesetze zu dehnen/brechen?
Love or Law? 🤪🤣

Fighting Fate (Adventskalender 2020)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt