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Maybe there isn't such a thing as fate.
Maybe it's just the opportunities we're given,
and what we do with them.
I'm beginning to think that maybe great, epic romances don't just happen.
We have to make them ourselves.

- Marissa Meyer

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„Wie kannst du es wagen!" Das Knurren des Wolfes war so laut, dass es beinah die Stimme in seinem Kopf überhörte, deren wütendes Kreischen Zeugnis von seinem Fehler ablegte.
Die gefletschten Zähne vor seiner Kehle zitterten zusammen mit dem dumpfen Grollen, das aus dem Maul des Wolfes kam.

Lorcan lag still. Wartete ab.
Egal was kam, er hatte es verdient.
Feyre zu beißen hatte nicht nur ihr Vertrauen missbraucht, den mühselig erarbeiteten Frieden zwischen ihnen in winzig kleine Stücke gesprengt und jede Chance darauf, dass sie Alexander für ihn verlassen würde, zunichte gemacht. Fast noch schlimmer war, dass er  auch sein Rudel, seine Familie enttäuscht hatte. All diejenigen desillusioniert hatte, die auf einen Frieden gehofft hatten, die sich nach ihren Söhnen und Töchtern sehnten und die jede Sekunde ihres Lebens hofften ihren Seelenverwandten, dass fehlende Teil in ihrem Herzen doch noch zu finden.
Lorcan lag still. Wartete ab.
Egal was kam, er hatte es nicht anders verdient.

Auch der letzte Wolf hatte sich inzwischen unter dem strahlend kalten Vollmond verwandelt. Kein Laut war zu hören, keine Bewegung wahrzunehmen. Alle hielten gespannt den Atem an. Jeder wartete auf sein Signal. Seine Entscheidung.

Ihre Entscheidung.

Mit einem Mal ließ der kleinere Wolf von ihm ab. Die gefletschten Lefzen entspannten sich. Das Tier entfernte sich und er rappelte sich langsam auf. Musterte sein Gegenüber, dessen seidig schimmerndes, goldbraunes Fell ihn einludt mit seiner Schnauze hindurch zu fahren. Das Farbenspiel nachzufahren. Sie war so schön. Unendlich schön.

„Du hast mir das Wertvollste genommen, was ich hatte: meinen freien Willen. Du hast all das bestätigt, was ich Schlechtes von dir geglaubt habe. Wie konntest du das nur tun?" Die letzten Worte hallten nur noch als ein leises Wispern in seinem Kopf nach. Lorcan ahnte was nun geschehen würde. Geschehen musste. Feyre würde ihn ablehnen. Sie konnte ihn nach seinem Übergriff nur ablehnen. Sie musste ihn ablehnen. Oder?

Mit einem ohrenbetäubenden Jaulen, was zu gleichen Teilen Schmerz, Wut und etwas anderes, ursprünglicheres, was er weder definieren konnte, noch verstand, beinhaltete, wandte Feyres Wölfinnengestalt sich von ihm ab und ging erhobenen Hauptes zwischen den regungslosen Wölfen des Rudels hindurch.

In den Augen der Rudelmitglieder sah Feyre die Hoffnung. Es machte sie krank. Sie wollte in ihre Entscheidung nicht hunderte andere Menschen oder Wölfe mit einbeziehen. Diese Entscheidung sollte nur sie und Lorcan betreffen. Und Alexander. Aber das hatte Lorcan ihr verwehrt. Das hatte das Schicksal ihr verwehrt.

Während sie weiterlief, spürte sie die Anspannung in den Wolfskörpern der Omegas, die fast schon greifbar war. Sie waren bereit zu kämpfen, waren bereit sich zu nehmen, was Lorcan ihnen so unbedacht versprochen hatte; bereit zu Ende zu bringen, was sie vor einem Mondzyklus begonnen hatten.

Feyre beschleunigte ihre Schritte, bis sie rannte. Sie spürte nach wenigen Metern den weichen Waldboden unter ihren Tatzen, den eiskalten Wind, der durch ihr Fell fuhr, der ihre Lungen füllte. Laufen. Ihr menschlicher Verstand, ihre Bedürfnisse wurden mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt. Das Wesen der Wölfin drängte an die Oberfläche, wurde Motor ihres Handelns.

Fighting Fate (Adventskalender 2020)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt