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I couldn't have dreamed you into existence because I didn't even know I needed you.
You must have been sent to me.- Kamand Kojouri
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Erschöpft sank Breanna in die Arme Nathairas, die ihr beruhigend über den Kopf strich. Wenn man die Rudelhierarchie auf die Wölfinnen übertrug, war sie der Gamma, die dritte in der Befehlskette. Sie korrigierte sich in Gedanken. Jetzt wohl die zweite. Oder niemand mehr, denn ihre Gruppe hatte sich in den letzten Stunden über ganz Europa verteilt. Dennoch war Nathaira die einzige, bei der sie sich den Augenblick der Schwäche erlauben könnte. Ihre Frau, Kelly, war selbst zu aufgelöst, weil sie nun ihren Job aufgeben musste.
„Findest du es nicht merkwürdig, nicht zu wissen wo die anderen sind?", murmelte Nathaira. Breanna nickte, traute sich aber nicht zu sprechen, weil sie noch immer mit den Tränen kämpfte. Wenn sie reden würde, würden die Tränen fließen und wenn sie einmal flossen, würden sie nicht mehr aufhören, da war sie sich sicher. „Ich kenne doch gar kein anderes Leben mehr, als das Leben mit euch. Jetzt müssen Patrick und ich das Land verlassen und uns in einer neuen Gruppe zurechtfinden. Das macht mir Angst."
Breanna seufzte. Sie hatte gehofft für fünf Minuten nicht die Starke sein zu müssen, hatte sich nach einer Pause davon gesehnt andere zu trösten, ihnen Hoffnung zu spenden, Mut zu zu sprechen. Fünf Minuten Pause vom vorwurfsvollen Blick ihrer großen Liebe, die ihr Leben aufgrund einer Fehde aufgeben musste, mit der sie nichts zu tun hatte. Sie straffte ihren Rücken. „Es ist schwer, Natti. Aber du wirst das schaffen. Das Wichtigste ist doch, dass du und Patrick zusammen seid, nicht wahr?" Ein Schatten huschte über das Gesicht der jungen Wölfin. Ihr Gesicht verzog sich aber nur für den Bruchteil einer Sekunde, so dass Breanna glaubte es sich eingebildet zu haben.
Ihre Augen spielten ihr mit Sicherheit schon Streiche so übermüdet war sie. „Aber wir bleiben in Kontakt oder? Du sagst mir doch wo du bist? Wir telefonieren?" Breanna hörte das Flehen in ihrer Stimme so deutlich, die Verzweiflung der jungen Frau war fast physisch greifbar. Die Intensität der Reaktion überraschte sie. Niemandem war es leicht gefallen die große Familie, die sie einmal waren, zurückzulassen. Freunde, Jobs, ihre Häuser, den Großteil ihres Besitzes. Aber wenn sie nicht alle ihre Instinkte täuschten, grenzte Nathairas Verzweiflung schon fast an Panik. Beruhigend versuchte sie der jungen Frau das Leben in einer neuen Gemeinschaft schön zu reden, was ihr garnicht so leicht fiel, denn auch sie wusste nicht, wohin es für Nathaira und Patrick gehen würde. Es könnte in die Sonne Spaniens oder die Kälte Russlands gehen, nach Bella Italia oder Schweden. Es war wie eine gemischte Tüte Bonbons in die man hineingriff. Man konnte flaumige, weiche Mäuse herausziehen oder dicke, schwere Salmiakkugeln. „Du wirst mir auch fehlen." Trostspendend zog sie ihr Gegenüber in ihre Arme und streichelte ihr beruhigend über den Rücken. Aber auch wenn Nathaira ihr fehlen würde, würde sie, ebenso wie die anderen neun Wölfinnen, den neuen Aufenthaltsort der einzelnen Familien niemals erfahren. Nur so konnten sie weiterhin sicher sein, konnten mit ihren menschlichen Partnern, Verlobten und Freunden das selbstbestimmte Leben führen, für das in der Vergangenheit so viele gekämpft hatten und gestorben waren.„Nathaira? Es ist Zeit." Von den beiden Frauen unbemerkt war Patrick in das Zimmer des Hotels getreten. Direkt hinter ihm betrat Kelly das Zimmer. Die junge Frau hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, was durch ihre vom Weinen geröteten Augen Lügen gestraft wurde. Breanna schmerzte es ihre Gefährtin so zu sehen, aber sie hatte vor dem Handfasting gewusst, worauf sie sich eingelassen hatte. Zumindest theoretisch.
Patrick trat auf seine Frau zu, die schnell nach ihrem Mantel griff und anschließend gleichzeitig ihre Arme um Breanna und Kelly schlang. „Wir werden uns wiedersehen", flüsterte sie. Statt einer Antwort drückten die beiden Frauen Nathaira fester an sich. Erst als Patrick sich ungeduldig räusperte, ließen sie einander los. Mit einem letzten traurigen Blick wurde sie anschließend aus dem Hotelzimmer geschoben.
Breanna schloss die Tür hinter den beiden und lehnte einen Augenblick ihre glühende Stirn an das kalte, raue Holz. Sie atmete tief ein und aus, hoffte darauf die aufsteigende Panik so herunter zu kämpfen.
Erst als sie den Körper ihrer Gefährtin an ihrem Rücken spürte, den federleichten Kuss in ihrem Nacken fühlte, ebbte der Sturm in ihrem Inneren ab. Vorsichtig drehte Breanna sich in Kellys Armen um und zog die junge Frau so an sich, dass kein Blatt mehr zwischen sie passte. „Ich liebe dich." Sanft küsste Kelly die Wölfin. „Also", sie lächelte scheu, „verrätst du mir jetzt, wohin es für uns geht?"Breanna lächelte. „Ich habe noch nicht nachgesehen, weil ich dachte wir schauen gemeinsam?" Die freudige Erregung in Kellys Augen ließ die eisige Kälte, die ihr Herz seit Stunden gefangen hielt ein klitzekleines bisschen schmelzen. Sie setzte sich an den winzigen Schreibtisch in dem Hotelzimmer und zog Kelly auf ihren Schoß. Aufgeregt schrieb sie eine Nachricht an die Notfallnummer. Jetzt hieß es warten, bis man sich bei ihnen meldete. Danach würde sie wie schon die anderen zehn Wölfinnen Flüge buchen, ihre Konten auflösen und zum ersten Ort fliegen. Dort würden sie mit neuen Pässen, Telefonnummern und dem eigentlichen Ort ihres neuen Lebens ausgestattet werden.
Das Warten ließ sie nervös mit den Fingern auf der Tischplatte trommeln. „Der schlimmste und der beste Ort an den es uns verschlagen könnte?", fragte Kelly und riss sie aus ihren Gedanken. „Russland wäre eine Katastrophe, Italien ein Traum. Und für dich?" Breanna fürchtete sich davor in ein Land zu kommen, dass sich nicht mal an grundlegende demokratische Prinzipien hielt. Natürlich könnten sie vermutlich immer noch ablehnen, aber ohne Rudel, ohne Rückhalt, ohne Gemeinschaft leben zu müssen, sich allein verwandeln zu müssen und generell ganz neu anfangen zu müssen, schien ihr nahezu unmöglich.
Bevor Kelly antworten konnte, bewegte sich das Smartphone leise brummend auf dem dunklen Holz. Kelly klopfte das Herz bis zum Hals. „Wo du hingehst, dahin gehe auch ich. Der Ort ist egal, denn du bist mein Zuhause." Unwillkürlich schossen Tränen in Breannas Augen. Womit hatte sie diese Frau nur verdient? Sie sah auf ihre Lippen und stahl sich einen letzten Kuss, bevor sie nach dem Smartphone griff.
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War der Nikolaus heute bei euch?
Vorsicht, wenn ihr eure Stiefel anzieht. 😉♥️Wenn ihr irgendwo neu anfangen könntet, wo wäre das? Und welcher wäre der schlimmstmögliche Ort?
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Fighting Fate (Adventskalender 2020)
WerewolfKnurrend stand der riesige, rostbraune Wolf über dem regungslosen Körper der jungen Frau. Vor ihm warteten die Männer, denen er ihren Körper versprochen hatte, als Strafe für ihren Ungehorsam. In ihren Gesichtern spiegelten sich Gier, Wollust und Er...