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"Wie meinst du das?", wollte Namjoon verwirrt wissen. Wenn Jin seine verstorbene Verlobte gar nicht geliebt hatte, warum hing er dann so sehr an ihr?

"Ich möchte nicht darüber sprechen", murmelte Jin und senkte seinen Kopf. Namjoon's Herz schien bei dessen traurigem Anblick zu zerbrechen. Wieso musste ausgerechnet Jin so etwas erleben!? Er war doch so unschuldig..

"Wir nehmen die Bahn", holte Jackson's Ruf von weiter vorne den Silberhaarigen aus seinen Gedanken. Die Haltestelle war schon zu sehen, was bedeutete, dass sie gleich mit einer von Drogen und Alkohol verseuchten U-Bahn fahren mussten, die hier im Untergrund ihre Runden drehte.
Sein Blick glitt zu Taehyung, welcher sich mittlerweile beruhigt hatte und ihn feindselig anstarrte. Namjoon konzentrierte sich wieder auf Jin. Er konnte dem Blick des Blauhaarigen nicht standhalten, doch übelnehmen konnte er es ihm auch nicht. Er hatte es verdient, dass dieser auf ihn wütend war.

"Namjoon..?"

"Ja?"

Jin hob seinen Blick und sah ihm direkt ins Gesicht. Erschrocken über den Anblick blieb Namjoon stehen. Der Ältere hatte glasige Augen und sah ganz und gar nicht gut aus.
"Weißt du irgendwas über meine Mutter?"

Jin's Mutter? Namjoon konnte sich nur schwer daran erinnern, dass Shin Sungkyeol mal erwähnt hatte, dass diese als Verkäuferin in einer Bäckerei arbeitete und Nachts als Stripperin unterwegs war.
"Ich kann dir nur sagen wo sie arbeitet, aber das weißt du bestimmt selbst."
Bestätigend nickte Jin und holte tief Luft. "Kannst du herausfinden, ob ... es ihr gut geht?"
Angestrengt überlegte der Silberhaarige, doch ihm fiel nichts ein, mit dem er Jin's Mutter ausfindig machen konnte. Ohne sein Handy war er aufgeschmissen und dieses anzumachen wäre zu riskant.
"Es tut mir leid.."

"Ist schon okay."

Endlich kamen sie an der Haltestelle an, woraufhin Jin wieder in sein Schweigen verfiel, während er in sich zusammengesunken auf einer der Bänke saß. Die Sorgen um seine Mutter kreisten in seinem Kopf umher. Er könnte es nicht ertragen, wenn sie auch noch...

"Hey Jin? Ist alles okay?", Jungkook's leise Stimme drang zu ihm durch und ließ ihn aufschrecken. "Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken."

"Nein nein, alles gut. Ich habe nur Kopfschmerzen", sagte Jin wahrheitsgemäß und seufzte.

"Oh nein, das wird bestimmt bald besser. Die Luft hier unten ist echt schlecht", der Jüngste rümpfte die Nase, was Jin zum Schmunzeln brachte. "Da hast du recht."

"Du lächelst ja wieder!", freute Jungkook sich und umarmte den Braunhaarigen plötzlich. Etwas überrumpelt erwiderte dieser die Umarmung und fühlte sich tatsächlich etwas besser, als Jungkook ihn wieder losließ.

"Leute, die Bahn kommt", gab Jackson Bescheid und kurz darauf kam diese mit einem unangenehmen Quietschen vor ihnen zum Stehen. Gemeinsam stiegen sie vorne ein, wo Jackson für alle bezahlte. Daraufhin setzten sie sich auf die freien Plätze im ersten Wagon. Instinktiv zog Jin den Silberhaarigen auf den Platz neben sich.

Jin starrte aus dem Fenster der U-Bahn. Die Unterwelt flog an ihm vorbei, wie in einem Film. Mal wurde es hell von Clubs, Bars oder Laternen, mal sah er nur tiefe Schwärze. Müde war er nicht mehr. Der kurze Schlaf in Jimin's Auto hatte ihm gereicht, doch sein Arm schmerzte leicht.
Neugierig schob er den Ärmel seines Hoodies nach oben und betrachtete die Einstichstelle, an der ihm das Beruhigungsmittel gespritzt wurde.
Alles was er in dem faden Licht der Bahn sehen konnte war ein winziger brauner Punkt, als hätte man ihm einfach Blut abgenommen.
Doch von einer Blutabnahme bekam man keine Kopfschmerzen, obwohl diese bestimmt von dem ganzen Stress der letzten Stunden kamen.

"Tut es weh?", fragte Namjoon ihn leise und legte seinen Zeigefinger sanft auf die Stelle an Jin's Arm.

"Ein wenig", antwortete der Ältere und seufzte.

"Es tut mir leid.."

"Namjoon bitte- wie oft hast du dich jetzt schon entschuldigt? Lass das. Es ist nicht deine Schuld und ich habe dir schon längst verziehen."
Überrascht sah ihn der Silberhaarige nun an.
"Jetzt guck nicht so", Jin musste lächeln. Er konnte nicht lange auf Namjoon böse sein, um ehrlich zu sein konnte er es überhaupt nicht. Der Silberhaarige war viel zu knuffig.

Namjoon kam gar nicht dazu, noch etwas zu sagen, denn die U-Bahn hielt erneut an einer Haltestelle und eine kleine Gruppe betrunkener Typen stieg ein.
Zwei von ihnen schwankten gefährlich, bis sie von den anderen beiden auf zwei Sitze gedrückt wurden, wo sie lallend umkippten.
"Das wird mir langsam zu anstrengend mit denen."

Seufzend driftete Namjoon in seine Gedanken zurück. Er war früher auch einmal Teil einer solchen Gruppe, die jede Nacht betrunken und Hause ging. Hätte Yoongi ihn damals nicht dort herausgeholt, wäre er wahrscheinlich immer noch dabei..

Wettlauf gegen die ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt