"...ich bin so ungefähr viermal die Woche im Gym. Ich weiß; das sieht man, danke." witzelte er und schenkte mir ein Grinsen, welches vor Arroganz nur so tropfte. Innerlich verdrehte ich die Augen. Warum hast du mich nur dazu überredet, Ino?
Seit einer geschlagenen Stunde saß ich mit diesem Trottel in dem asiatischen Restaurant und fragte mich, wie es dazu kommen konnte, einem Blind Date zuzusagen. Natürlich spielte meine beste Freundin da eine große Rolle, auch wenn ich mich selbst dabei ertappt hatte, etwas Hoffnung zu schöpfen. Hoffnung auf einen neuen Start und vielleicht sogar auf eine neue Liebe. Wenn ich mir jedoch den braunhaarigen Typen gegenüber von mir genauer ansah, bereute ich diese Entscheidung zutiefst. Es lag nicht wirklich an seinem Aussehen - gut sah er tatsächlich aus - jedoch verspürte ich nach jeder weiteren Aussage von ihm einen imensen Kopfschmerz. "Du scheinst früher auch Sport gemacht zu haben. Wenn du willst, kann ich dich auch wieder in Form bringen." Das hat er gerade nicht wirklich gesagt. "Gemeinsam zu trainieren macht immer besonders Spaß." Inzwischen hatte seine Stimme eine verruchte Note angenommen, die mich mehr anwiderte, als sie wahrscheinlich sollte. Ich wusste nicht, wo Ino ausgerechnet diesen Typen kennengelernt hatte, doch es reichte mir nun offiziell. Wie veschwand ich also unauffällig? In unzähligen Filmen flitzten die Leute nur schnell auf die Toilette und schlüpften geradezu geübt aus einem theoretisch viel zu kleinen Fenster, welches sich eigentlich immer in einer unmöglichen Höhe befand. Doch dies schien mir in der momentanen Situation viel zu abwegig und albern. Du bist doch nicht auf den Mund gefallen, Sakura. Innerlich schüttelte ich den Kopf, bevor ich ihm ein gekünzeltes Lächeln schenkte und meine Sachen in die Hand nahm. "Entschuldige, aber ich glaube, das wird nichts zwischen uns." unterbrach ich seinen Wortschwall und versetzte ihn somit in eine Schockstarre. Sein Mund öffnete sich vor Sprachlosigkeit und er schaute nur zwischen mir und dem halb angerührten Sushi hin und her. Eigentlich war es wirklich schade um das Essen, doch um es extra einzupacken blieb keine Zeit mehr. Ich war definitiv nicht scharf drauf, nach dieser Aussage auch noch auf einen Kellner zu warten. Unangenehm war es inzwischen allemal. "Was? Wieso?" kam es endlich aus ihm heraus, als ich aufstand und mir meine olivefarbene Jacke überwarf. Inzwischen ist der Herbst auch in unserem Dorf, wie ich es gern nannte, angekommen und Abends wehte dementsprechend immer ein ziemlich frischer Wind. Ich schenkte meinem Date (ich hatte doch tatsächlich seinen Namen vergessen) nur einen entschuldigenden Blick und legte meine Umhängetasche über die Schulter. "Liegt es an dem vielen Sport? Ehrlich, da brauchst du dir gar keinen Druck zu machen. Zusammen kriegen wir dich wieder fit." Okay, genug ist genug. Schaubend hob ich eine Augenbraue und stemmte meine Hände in die Seiten. "Sag mal, was bildest du dir eigentlich ein? Ich treibe selbst regelmäßig Sport und habe es überhaupt nicht nötig, mir sowas von dir anzuhören." schnauzte ich ihn in meiner üblichen Art und Weise an und sorgte so für die gesammelte Aufmerksamkeit des Restaurants. Das juckte mich jedoch überhaupt nicht, im Gegensatz zu meinem ehemaligen Tischnachbarn. "Kannst du nicht leiser reden? Die Leute gucken schon!" flüsterte er, doch ich lachte nur schadenfroh auf. Wenn ich einmal sauer war, konnte ich mich leider kaum noch zügeln. Ein paar meiner engsten Freunde konnten da ein Lied von singen. "Dann lass ich dich jetzt besser allein. Genieß das Sushi." erwiderte ich nur ironisch und verließ fußstampfend das Geschäft. Die Rechnung konnte er schön alleine bezahlen.
Wütend murmelte ich vor mich hin, als ich die dunklen Straßen nach Hause lief. Für einen Freitagabend war es tatsächlich ziemlich ruhig, nur vereinzelnd waren Menschen unterwegs. Am liebsten hätte ich jetzt gegen etwas geschlagen, doch ich wusste, dass die Wut dadurch nicht wirklich verschwinden würde. So ein verdammter Idiot. Wie konnte man nur so sein? Und vor allem: wie konnte ich nur jemals zu so etwas zustimmen? Verärgert dachte ich an Ino und gab ihr teilweise die Schuld an diesem miserablen Abend. Am liebsten hätte ich sie sofort angerufen und ebenfalls zur Schnecke gemacht, doch ich verschob das lieber auf morgen. So wie ich meine beste Freundin kannte war sie gerade mit Sai, ihrem Freund, zugange. Da wollte ich sie sicherlich nicht stören, das kam bereits leider öfter vor. Keinesfalls würde ich jedenfalls noch mal zu einem Blind Date gehen. Natürlich war ich nicht so naiv zu glauben, dass jeder Kerl sich so verhielt, doch er hatte mir die Lust auf einen zweiten Versuch erstmal zunichte gemacht.
Wenigstens war das Restaurant ganz in der Nähe meiner Wohnung gewesen, sodass der Heimweg relativ schnell vonstatten ging. Mit einem erleichterten Aufseufzen öffnete ich die Tür und betrat den Hausflur, welcher in die oberen Stockwerke führte. Da ich schon seit längerer Zeit im vierten Stock wohnte, machten mir die vielen Trepenstufen inzwischen nichts mehr aus. Von wegen unsportlich. Mit einem lauten Scheppern ließ ich die Wohnungstür hinter mir zufallen und genoss die emsige Ruhe meines Zuhauses. Kurz vor dem Start ins Medizinstudium war ich aus dem Elternhaus ausgezogen, um einen kompletten Neuanfang hinzulegen. Nur mithilfe eines Teilzeitjobs im Krankenhaus konnte ich es mir auch tatsächlich leisten. Ab und zu half ich Ino und ihrer Mutter auch im Blumenladen aus, wodurch ich auch zwischendurch an gutes Geld kam. Es war nicht viel, doch immer noch ausreichend.
Ich hing meine Jacke im Flur an die angebrachten Haken und streifte meine Schuhe ab. In der nahliegenden kleinen Küche machte ich mir erstmal einen Tee, um wieder aufzutauen und das Gemüt zu beruhigen. Leider war ich noch viel zu aufgewühlt, um direkt an Schlaf zu denken. Kurzerhand beschloss ich, mich noch etwas mit dem neuen Buch über die Anatomie des Körpers zu beschäftigen, um den Kopf wieder klarer zu bekommen. Das große Bücherregal, welches eine Wand im Wohnzimmer schmückte, schien mich daher regelrecht zu rufen. Bevor ich jedoch den passenden Wälzer in die Hand nehmen konnte, erstarrte ich kurz in der Bewegung. Der Bilderrahmen, welcher angelehnt im Regal stand, regte nach langer Zeit wieder meine Aufmerksamkeit.
Das Foto wurde damals in der Unterstufe bei einem Sportfest aufgenommen. Etwas wehmütig musste ich schmunzeln, als ich die drei jungen Gesichter sah. Naruto, mein blonder bester Freund seit den Kindertagen grinste auch heute noch so. Ich stand direkt neben ihm und wirkte eher scheu und zurückhaltend - damals war ich alles andere als selbstbewusst. Als mein Blick zu den anderen Jungen neben meinem alten Ich wanderte, versetzte es mir einen kleinen Stich. Sasuke war meine erste und letzte Liebe gewesen. Er war für uns Mädchen damals der Schwarm - dunkle Haare bis zu den Schultern, ebensolche Augen und ein typisch kaltes Gemüt, welches nur ein waschechter Badboy ausstrahlen konnte. Er war schon damals etwas distanziert gewesen, das lag einfach an seinem Wesen. Dies hatte mich aber nie davon abgehalten, in ihn verliebt zu sein. Zu meinem Verdruss war ich natürlich nicht die einzige gewesen, selbst Ino hatte damals ein Auge auf ihn geworfen. Aus jahrelanger Feindschaft wurde daraus schließlich die beste Freundschaft - aber auch erst, als Sasuke aus unserem Leben verschwand.
Seufzend wandte ich mich wieder von dem Regal ab und starrte aus dem Fenster. Die Lust zu lesen war mir inzwischen vergangen. Ich fuhr mir einmal über die plötzliche Gänsehaut auf den Armen und beschloss, mich bettfertig zu machen. Heute würde ich eh nichts produktives mehr schaffen.
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Hello Guys :)
Schön, dass ihr euch hierher verirrt habt! Dies ist meine erste Fanfiction, daher hoffe ich auf Nachsicht und konstuktive Kritik. Ich habe schon etwas 'vorgeschrieben', daher werden die nächsten Kapitel in kurzen Abständen folgen.
Wir sehen uns im nächsten Kapitel ;)
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Verräterisches Herz
Fanfiction„Du wusstest um meine Gefühle damals, Sasuke." sagte ich und war ihm gegenüber noch nie so ehrlich. Überrascht sah er auf und schaute mir direkt in die Augen. Dieses Mal würde ich den Blick nicht abwenden. „Du wusstest, dass ich für dich da gewesen...