Regentropfen prasselten gegen mein Gesicht. Mein Körper war schwer, taub – als ob ich ihn nicht mehr kontrollieren konnte. Benommen blinzelte ich gegen das gleißende Licht, das sich durch die dichten Wolken kämpfte. Meine nassen Haare klebten mir an der Stirn, als ich mich vorsichtig an die Kopfhaut fasste. Ein stechender Schmerz schoss durch meine Schläfe, und ich stöhnte leise auf. Die Erde unter mir war kalt und nass, meine Hände glitten über den Boden. Ein Zittern ergriff mich, als ich versuchte, meine Umgebung zu begreifen.
„Wo bin ich?" Mein Atem kam stockend, und als ich an mir heruntersah, entwich mir ein erschrockener Laut. Dickflüssiges Blut hatte sich an meinem Körper und meinen zerrissenen Kleidern festgesetzt. Meine Erinnerungen waren ein einziger Nebel, aber vor meinen Augen stiegen Bilder auf. Zerrissene Leichen, übereinander gestapelt. Ihr leerer Blick starrte mich an, und ein Gefühl des Entsetzen überkam mich.
„Wie konnte ich nur so die Kontrolle verlieren?" Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf. Wieder einmal hatte ich mich selbst überrascht – von der Gewalt, die in mir schlummerte, und der Wut, die ich nicht im Zaum halten konnte.
Meine Hand wanderte vorsichtig zu meiner Schläfe, wo eine tiefe Wunde den Schmerz nur verstärkte. Ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte. Plötzlich durchzuckte mich ein stechender Schmerz an meiner rechten Hüfte. Ich verkrampfte mich, presste die Lippen zusammen, während mir das Blut fast aus dem Mund schoss. Die Welt verschwamm vor meinen Augen, und der kalte Schweiß brach aus. Ich wankte, als ich versuchte, mich zu stützen. Ein Blick auf die Wunde an meiner Hüfte ließ mich fast erstarren. Es blutete nicht stark, aber ich wusste, die inneren Organe waren verletzt. Das Gefühl, wie sich das Blut in meinem Magen sammelte, war unerträglich. Es war, als ob alles in mir zusammenbrach.
„Nicht wieder...", murmelte ich. Der Schmerz in meinem Handgelenk erinnerte mich an die Prellung, die ich dort erlitten hatte. Die Schwellung war kaum zu übersehen. Es tat unendlich weh, und es fiel mir schwer, das Handgelenk zu bewegen. Doch was viel mehr meine Aufmerksamkeit erregte, war die Umgebung, die mir jetzt klar wurde.
Dieser Ort war die Ausgeburt meiner Zerstörung. Verwilderte Blumen, Bäume, die mit ihren welken Blättern wie gestrandete Relikte der Vergänglichkeit standen – eine Szene aus einem Alptraum, den ich nicht begreifen konnte. Und was hatte ich getan? Die Dorfbewohner – sie waren unschuldig. Allein der Gedanke daran ließ mich kalt erzittern. Wie konnte ich nur so grausam werden?
Ich sah auf die Leichen, die in diesem verwüsteten Ort zurückgelassen worden waren. Wer hatte mir all diese Verletzungen zugefügt? Die Dorfbewohner waren zu schwach, das war mir klar. Aber irgendjemand musste es gewesen sein. Ein klirrender Gedanke durchbrach meinen Kopf. „War es der Gestaltenwandler?"
Die Fußspuren in der Erde bestätigten meine Vermutung. Der Kampf hatte nicht nur Spuren hinterlassen, er hatte sie auch verändert. Eine Bewegung, die nicht menschlich war. Ein Gestaltenwandler, der die Fähigkeit besaß, seine Größe zu verändern. Ich konnte es fühlen, wie das Ganze aus den Fugen geriet. Vielleicht war dieser Kampf der Auslöser für alles – meine Wut, mein Unvermögen, die Kontrolle zu behalten.
Als ich mich umdrehte, fiel mein Blick auf den See hinter mir. Der Anblick war sowohl beruhigend als auch beunruhigend. Tief und still schimmerte das Wasser in einem düsteren Blau. Es schien nicht kalt, also beschloss ich, mich zu reinigen. Die Kleidungsreste, die ich noch an mir hatte, waren kaum mehr als Fetzen – sie mussten verschwinden. In aller Ruhe trat ich ins Wasser und tauchte unter, als ob ich versuchte, mich von all dem abzustreifen, was mich quälte.
Als ich wieder auftauchte, spürte ich ein Gefühl von Erleichterung. Der kalte See hatte mich durchflutet, und mit ihm auch die Hoffnung, dass vielleicht ein Teil von mir sauberer wurde. Ich ging ans Ufer, wusch mein Gesicht und versuchte, klar zu denken.
Doch dann fiel mein Blick auf ein Mädchen. Sie lag dort, leblos. Ein Streichholz lag in ihrer Hand, ihre Augen weit aufgerissen. Die Szene schnürte mir die Kehle zu, und ich konnte mich nicht davon abwenden. „Es tut mir leid...", flüsterte ich. „Du hattest nichts damit zu tun... und trotzdem..." Ein leiser Fluch verließ meine Lippen, als ich ihre Augen schloss und ihr ein stilles Gebet zollte.
Ich zündete das Streichholz an und warf es auf die Leichen und ließ die Flammen auflodern. Dann wandte ich mich ab und machte mich auf den Weg. Meikel würde wissen, was zu tun war.

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Vom Tot geküsst
Aksi„Ich bin keine Prinzessin und auch keine Heldin. Ich bin eine Killerin, gezwungen, zwischen zwei Welten zu wählen. Ein Mann ist meine Dunkelheit, der andere mein Licht - doch wenn ich mich für einen entscheide, könnte der andere mich zerstören. Und...