Kapitel 1

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Misaki Senju war seit ihrem ersten Jahr auf der Oberschule die Libera des Karasuno Volleyballteams der Mädchen. Sie liebte es zu spielen und ihrem Team den Rücken frei zu halten.

Genervt pustete sie sich gerade eine Strähne ihrer langen grauen Haare aus dem Gesicht. Jeden Tag derselbe langweilige Unterricht, derselbe langweilige Stoff und derselbe grimmige Lehrer. Eigentlich durfte sie sich nicht beschweren, sie konnte den Stoff schon in und auswendig und mischte schon immer mit den Besten der Schule mit. Aber der Unterricht von Sensei Hakamada war zum Kotzen. Am liebsten würde sie jetzt Volleyball spielen. Einfach alle störenden Gedanken und die Langeweile ausstellen und stumpf vor sich hin spielen. Sie seufzte leise. Es störte sie nicht, so viel Zeit mit dem Training zu verbringen. Ganz im Gegenteil, denn zu Hause wartete eh nur selten jemand auf sie. Ihr Bruder arbeite den ganzen Tag in der Firma ihrer Eltern in Tokio und mehr gab es da schon nicht. Außer ihrer Tante die jedoch auch in Tokio wohnte und sich so gut wie nie blicken ließ. Außer es ging um Misakis Schulwahl, ihre verkorksten Manieren oder um ihre Freunde, da war sie natürlich immer präsent.

Ein lautes Klopfen riss die Schüler der Klasse 3.4. aus ihrer Stillarbeit. Sensei Hakamada, der es sich gerade an seinem Schreibtisch bequem gemacht hatte, brüllte laut „Herein!". Mit Schwung wurde die Tür geöffnet. Eine abgehätzte zierliche Frau, die sich schnaufend auf ihre Knie stützte, stand im Türrahmen. Ihre schwarzen Haare, die sie in einem kurzen Bob trug, klebten ihr an ihrer Stirn. Coach Torena des Mädchen-Volleyballteams der Karasuno. Das konnte nichts Gutes heißen dachte sich Misaki.

„Entschuldigen sie die Störung Herr Hakamada.", keuchte Torena. „Dürfte ich kurz mit Senju sprechen?", fragte sie den Lehrer.

Misakis Herz rutschte ihr aus der Brust. Oh Nein.

Ein stummes Nicken des Lehrers gewährte Coach Torena ihren Wunsch. Mit schlimmen Vorahnungen stand Misaki auf und lief zu ihrem Coach. Wenn sie um diese Uhrzeit schon in der Schule war konnte nur etwas Schlimmes passiert sein.

„Torena sie machen mir Angst. Bitte sagen sie mir das alles in Ordnung ist.", bettelte Misaki schon fast als sie die Tür hinter sich schloss. Mit einem schiefen Lächeln sah sie ihre Trainerin an. Vielleicht war es ja nur etwas Harmloses.

„Leider nein. Kapitän Michimiya hat sich durch einen blöden Unfall am Wochenende das Schlüsselbein gebrochen. Sie wird bis zu ihrem Abschluss leider nicht mehr am Training teilnehmen können." Mitleidig blickte Coach Torena zu ihrer Schülerin.

Geschockt sah Misaki ihren Coach an. So viel zu harmlos. Das war das komplette Gegenteil davon. „A-Aber geht es ihr denn gut. Wo, Wo ist sie denn?", stotterte Misaki panisch. Was um alles in der Welt war denn passiert?

„Keine Sorge Senju. Ihr geht es den Umständen entsprechend gut. Nur für dich habe ich schlechte Nachrichten." Man konnte ihr das schlechte Gewissen direkt ansehen. Misaki schluckte. Was könnte denn noch schlimmer sein? „Da Michimiya ausfällt und wir leider keine Ersatzspieler haben musst du deine Position als Libera aufgeben und Mittelblocker werden." Torena legte Misaki eine Hand auf die Schulter um sie etwas zu beruhigen. Misaki selbst brauchte einige Momente um zu realisieren was ihr Coach ihr gerade gesagt hatte.

„Sie verarschen mich doch gerade oder?", flüsterte die Schülerin ungläubig. Das konnte doch nicht ihr ernst sein, oder?

„Es tut mir leid Senju. Aber es besteht keine andere Möglichkeit das Team aufrecht zu erhalten als diese." Mitleidig strich die Ältere der Jüngeren über ihre grauen Haare.

„Aber ich kann das nicht!" Misaki wurde das gerade alles zu wild. Das kann doch nicht sein. War sie im falschen Film?

„Oh nein. Und ob du das kannst. Denkst du ich habe nicht gemerkt wie du trainiert hast. Deine Aufschläge sind der Wahnsinn Senju. Da können teilweise manche Jungen nicht mithalten. Ganz zu schweigen von deinen Annahmen. Das Einzige das du noch üben musst sind deine Blocks und eventuell deine Angriffe. Mach dich selbst nicht schlechter als du bist Misaki!" Während ihrem Vortrag hatte Coach Torena Misaki an den Schultern gepackt und angefangen sie durch zu schütteln. Als ob ihr das helfen würde die Informationen in Misakis Kopf zu bringen. Das Klingeln, das die Pause einläutete ließ sie stoppen. Verwirrt sah sie auf die Uhr. Sie seufzte und blickte abwägend in Misakis grüne Augen. „Tut mir Leid Senju, dass ich dich solange aufgehalten habe. Wir sehen uns morgen beim Training." Nach einer schnellen Verbeugung verschwand sie zwischen den Schülermassen.

The Senju Way of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt