Kapitel 2

84 4 0
                                    


„Oh nein! Bestimmt nicht! Auf gar keinen Fall!" Seit einer viertel Stunde wiederholte Kira nun ihr Mantra und sah immer wieder böse zu ihren Freundinnen Misaki und Amaya. Zusammen hatten sie Kira in der Pause auf das Schuldach geschleppt. In der Hoffnung sie dazu zu bringen in den Club einzutreten. Kira trug ihre langen blonden Haare heute in einem Pferdeschwanz, der vor lauter Aufregung wild hin und her wippte. Aus Rebellion gegenüber ihrer Eltern hatte sie sich vor kurzem die Spitzen blau gefärbt, was jedoch perfekt zu ihren eisblauen Augen passte.

„Ich bin doch nicht bescheuert!", fügte Kira ihrem Mantra hinzu und zeigte ihren Freundinnen den Vogel.

Damals in der Mittelschule hatten sie alle noch gemeinsam gespielt, aber seit sie in der Oberschule sind weigerte sich Kira vehement mit ihnen zusammen im Club Volleyball zu spielen. Einerseits lag es daran, dass sie Mao aus unerfindlichen Gründen nicht leiden konnte. Zumindest sagte sie nie wieso das so war. Andererseits lag es auch daran, dass Misaki sich während eines Spiels so sehr verletzt hatte, dass sie die gesamte Mittelschulzeit nicht mehr spielen konnte. Und Kira gab sich die Schuld daran.

„Dann erklär uns doch wenigstens wieso?" Amaya hatte die Schnauze voll von Kira. Sie könnte ihnen gerade echt das Leben retten. Aber ihr verdammter Stolz stand ihr im Weg. Sie strich sich eine ihrer langen dunkelbraunen Strähnen aus dem Gesicht und funkelte Kira wütend aus ihren blauen Augen an. Eigentlich war sie eine ziemlich ruhige und zurückhaltende Person. Aber ihre Freundinnen schafften es jedes Mal aufs Neue sie aus ihrer Reserve zu locken. Ob im positiven oder negativen Sinne sei gerade dahin gestellt. Sie würde sich einfach neue Freunde suchen, dann hatte sie weniger Probleme. Genau das würde sie machen.

„Wieso? Das wisst ihr doch ganz genau! Hätte ich damals Sabakuno nicht provoziert, dann hätte sie dir auch nicht die recht Schulter ausgekugelt und das Schlüsselbein gebrochen. Und das mit einem verdammten Schmetterball!" Je mehr Kira redete, desto lauter wurde sie. Auch fing sie an wild mit ihren Händen zu gestikulieren. Aber ja andere Menschen provozieren, das konnte Kira gut.

„Und du weißt auch ganz genau, dass ich sie ebenfalls provoziert habe. Mal abgesehen davon, wurde sie wegen dieser Aktion aus ihrem Club geworfen. Ich meine einen Schmetterball vor Spielanpfiff auf einen unvorbereiteten Gegenspieler los zu schleudern ist unterste Schublade, sogar für sie." Misaki war sauer. Wie konnte man nur so stur sein. Sie hörte ja nicht mal richtig zu.

„Das wäre aber sicher nicht passiert, wenn ich sie nicht provoziert hätte." Bockig ließ sich Kira auf die nächste Bank fallen und verschränkte ihre Arme.

Eine Wutader zeichnete sich auf Misakis Stirn ab. „Jetzt hör mir mal zu! Seit dem sind über drei Jahre vergangen. Meine Schulter ist wieder vollkommen in Ordnung. Und außerdem sind wir alle drei stärker geworden, wir haben trainiert und hart gearbeitet um da zu sein wo wir jetzt sind.", warf sie ihr plump an den Kopf.

Kira saß weiterhin bockig auf der Bank.

„Du warst damals schon ein wahnsinns Außenangreifer, du hast dich bestimmt noch verbessert. Und wenn du wieder mitspielst kannst du auch Sabakuno in zukünftigen Spielen in den Arsch treten.", versuchte Amaya Kira zu locken. Was auch viel besser funktionierte als der Versuch der Grauhaarigen. Kiras Haltung veränderte sich. Interessiert sah sie nun zu ihrer Freundin. Endlich hörte sie zu.

„Deine Nummer 13 wäre auch noch frei." Misaki versuchte in Amayas Taktik mit einzusteigen. Wut brachte anscheinend nichts, das hätte sie wissen müssen. Sie atmete einmal tief durch. Ein bisschen noch und die Blonde wäre so weit.

„Und mit Mao würde es ja auch keine Probleme mehr geben.", überlegte Amaya laut. Auch wenn sie und Misaki Mao gut leiden konnten, mussten sie gerade alle Register ziehen die sie hatten. Kiras Auge zuckte leicht bei der Erwähnung von Maos Namen.

„Außerdem mit Ami als Setter und mir als ehemaliger Libera kann der Ball nicht verloren gehen. Und das restliche Team wird dich auch unterstützen. Immerhin bist du ja dann unser Ass." Nachdenklich legte die Blonde ihren Kopf schief.

„Ach und denk nur an all die süßen und heißen Jungs, die auf den ganzen Turnieren herum laufen. All diese muskulösen Volleyballspieler." Amaya lächelte Kira vielsagend an. Misaki und Amaya wussten beide genau wo Kiras Schwachstellen waren. Mit hervorgeschobener Unterlippe drehte die Blonde ihren Kopf zur Seite.

„Wir laden dich auch einen Monat lang zum Mittagessen ein.", machte Misaki weiter.

Man sah es richtig rattern in Kiras Kopf. Sie war so weit.

„Zwei und wir haben einen Deal!"

The Senju Way of LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt