Day two

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Meine Laune hatte ihren Tiefpunkt erreicht, nicht dass es schon genug war, dass meine Schwester gestern ihre Verlobung bekannt gegeben hatte, nein, mein bester Freund und Mitbewohner, hatte mir heute Morgen, ganz in Eile mit geteilt, dass er heute mit seinem Date weg fahren würde und vermutlich erst am Sontag Abend zurück seien würde. Was für mich hieß, alleine in einer Wohnung die schon für zwei zu groß war, Liebesfilme zugucken und niemanden zu haben, bei dem ich mich über mein nicht vorhandenes Liebesleben beschweren konnte.

Ein seufzen entwich meinen Lippen und ich stützte meinen Kopf verzweifelt auf meinen Händen. Das schlimmste an allem war, dass meine Gedanken fast so klangen, als würde ich allen die mir was bedeuten, ihr Glück nicht gönnen. Was nun mal absolut nicht der Fall war. Es machte mich glücklich Enzo, meinen besten Freund, so glücklich verliebt zu sehen und auch der glückliche blick meiner Schwester, jedes Mal wenn sie ihren Verlobungsring an sah erwärmte mein Herz. Doch gleichzeitig erweckte das alles eine Sehnsucht, tief in meinem Herzen. Eine Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Ich wollte mich auch einfach mal fallen lassen können, mit dem Wissen, dass da jemand warten würde um mich auf zu fangen.

Das Geräusch einer sich erst öffnenden und dann schließenden Tür holte mich wieder in die Realität. Mein Blick richtete sich auf Gracie die mich mit zwei dampfenden Tassen Kaffee in der Hand schief angrinste und eine der Tassen dann neben meinen Notizen, auf der einzigen freien stelle abstellte. Ich lächelte ihr danken zu und machte mich dann endlich dran endlich ein wenig Ordnung zu schaffen, was ich eigentlich schon seit einer halben Stunde erledigt haben sollte.

Ein leises kichern von Gracie ließ mich in meiner Bewegung inne halten und zu ihr aufblicken. „Und du willst aus diesem Chaos wirklich den aller besten Architekten raus zu suchen?" fragen blickte sie mich an und hielt ihr Lachen zurück. ich zuckte nur mit den Schultern, „Chaos hin oder her, was wenn ich nicht den perfekten Kandidaten finde?"

Ich war mehr als nur überfordert. Nach dem ich meiner Vorgesetzten den Vorschlag einer hauseigenen mini Bibliothek in der Lobby, des Verlagsgebäude gemacht hatte, war sie mehr als nur besessen davon, diese Idee noch vor Silvester so weit zu haben, dass die Umbauten schon Anfang des nächsten Jahres schnellst möglich starten konnte. Und zu meinem Bedauern hatte sie mich mit dieser Aufgabe beglückt. Ausgerechnet mich, die sonst nur für die Werbung zuständig war.

„Mrs Bronz hat sich bestimmt schon was dabei gedacht, dir diese Aufgabe zu erteilen." Aufmunternd lächelte sie mir zu und schenkte mir ein bisschen Mut. Ermutigt nickte ich und konzentrierte mich wieder auf die Unterlagen. Und tatsächlich entschied ich mich, nach einer halben Ewigkeit des Grübelns schließlich für einen Architekten, der Meiner Meinung nach am besten mit unserer Firma harmonieren würde.

~

Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und vollem Bauch, verließ ich mein Lieblings Café und stieß beinah mit einem Typen, der aus dem Juwelier, neben ankam, zusammen. Doch es war nicht der Schock der mich so zusammen zucken ließ, sondern eher dieser bekannte Geruch der von ihm ausging.

Ein Blick nach oben reichte, um meine Vermutung zu bestätigen. Stechend grüne Augen trafen auf unscheinbare graue. Sie waren immer noch genau so schön wie damals, hatten immer noch dieses gewisse etwas in dem ich mich immer und immer wieder verlor. Ich schluckte. Drei Jahre. Drei verdammte Jahre hatte ich ihn schon nicht mehr gesehen und es erschreckte mich, dass seine Anwesenheit immer noch dieselbe Auswirkung auf mich hatte wie damals. Der einzige Unterschied war der Schmerz, der mein Herz nun wieder zu brachen schien.

„Audrey?" seine Stimme war immer noch dieselbe. Löste immer noch Gänsehaut auf meinem ganzen Körper aus. Es brauchte einige Sekunden, bis ich bemerkte, dass er mit mir gesprochen hatte. Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf leicht, um mich wieder in die Realität, aus der er mich so einfach mit seiner Anwesenheit gerissen hatte, zurück zu holen.

Langsam und warm lächelte ich ihn an. „Hey Kian" meine Stimme klang nicht nach mir. Sie war nur ein leises krächzen, das in zwischen den lauten autos, den lachen und reden der Leute unterging.

Vielleicht wurde mein Wunsch, von der wahren liebe, genau in diesem Moment endlich erhört. Vielleicht war dies unsere zweite Chance. Vielleicht war damals einfach noch nicht der richtige Zeitpunkt. Vielleicht bereute er, wie es damals gekommen ist.

Er setzte an um irgendetwas zusagen, wurde aber von einer blonden Schönheit unterbrochen, die sich neben ihn stellte ihm einen Kuss auf die Wange drückte und irgendetwas wie, der ring ist perfekt murmelte. Und dann richtete sich ihr blick auf mich. Ich schluckte schwer. Das zweite mal an diesem Tag brachte mich meine Vergangenheit so sehr aus der Fassung.

Sie. Die frau, die damals mit Kian in unserem gemeinsamen Bett, in unserer gemeinsamen Wohnung lag. Nackt. Verschwitzt. Und überglücklich, als hätten sie kurz davor den besten Sex ihres Lebens gehabt.

Für einen kurzen Moment war mein Lächeln, das mir nun alle kraft kostete dabei zu verfallen. Doch ich blieb stark.

Sie musterte mich und ich tat es ihr gleich. Sie sah perfekt aus. Figur wie ein Model. Wunderschöne blonde harre, die perfekt gestylt aussahen. Grüne Augen, die wie Smaragde in der Sonne glänzten. Und ein lächeln, dass jeden umhauen würde. Sie hatte alles, was ich nie hatte. Und alles was er wollte.

Freundlich lächelnd reicht sie mir die Hand. Als hätte sie keinen Schimmer wer ich war. Und so nervös wie Kian aussah, konnte ich mir schon denken, dass er mich nie erwähnt hatte.

„Hey ich bin Lydia, und du bist?" ihre Stimme klang genauso, wie sie aussah, sanft und freundlich. Bevor ich auch nur die Möglichkeit hatte meinen Mund zu öffnen, übernahm Kian meine Vorstellung schon. „Das ist Audrey, eine alte freundin."

Ich schluckte. Schon wieder. Eine freundin. Als wären die 5 Jahre, die wir zusammen waren, nichts. Als hätten sie nie existiert. Als wären all unserer Erinnerungen, eine einfache lüge, die sich in meinem kopf festgesetzt hatte. Und vielleicht war ein teil auch nur ein Ursprung meiner blinden Verliebtheit.

Ich ließ mir nichts anmerken. Zumindest hoffte ich das. Als wären Kians worte die Wahrheit, nahm ich ihre Hand und schüttelte sie kurz. „Freut mich dich kennengelernt zu haben. Ich muss dann auch wieder los. Man sieht sich."...Hoffentlich nie wieder.

Ohne eine Antwort abzuwarten, machte ich auf dem Absatz kehrt und eilte davon. Mir egal was die anderen von mir dachten, ich wollte einfach so schnell weg wie möglich. Weg von ihm, ihr, unseren Erinnerungen und der Vergangenheit.

Finding love in a beautiful wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt