Day five

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!!! TW !!!

Der Geruch von frisch gebackenen Pancakes erfüllte die Wohnung und glücklich tanzte ich zu meinem Lieblings Song „Perfect" und sang leise mit, während ich darauf achtete, dass der Pancake in der Pfanne auch ja nicht anbrannte.

Ich konnte nicht mal sagen wieso, aber meine Laune war heute ausnahmsweise mal auf dem Höhepunkt. Vielleicht lag es daran, dass ich montags immer Homeoffice hatte und so einigermaßen ausschlafen konnte.

Als ich mich dann umdrehte, um einen weiteren fertig perfekt gebratenen Pancake auf den Teller zulegen, entwich meiner Kehle ein stumpfer Aufschrei und mein Herzschlag verdreifachte sich. Vorwurfsvoll sah ich den Barkeeper an, der schelmisch grinsen an den Türrahmen gelehnt da stand und zu mir blickte.

Gestern hatten wir uns noch bis tief in die Nacht unterhalten, weshalb wir kurzer Hand entschlossen hatte, dass er die Nacht hier auf der Couch verbringen würde, da ich ja sowie so heute von zu Hause aus arbeitete.

„Guten Morgen.", seine Stimme klang rauer als normal und definitiv auch attraktiver als sie sonst schon war. Ich erwiderte sein lächeln und murmelte auch etwas wie guten Morgen. Mir war es ziemlich peinlich, dass er vermutlich schon länger dort stand und mich beobachtet hatte, denn meine sing- und Tanzkünste ließen definitiv zu wünschen übrig.

Wieder drehte ich mich zum Herd um und gab den Rest des Teiges in die Pfanne. Als der letzte Pancake dann fertig war und ich mich neben ihn an den Tresen gesetzt hatte, ergriff er zögerlich das Wort, „Audrey?".

Langsam blickte ich auf zu ihm und nickte. „Warum hast du dich letztens so betrunken?" haute er dann nach kurzen zögern raus und brachte mich damit total aus dem Konzept.

Beschämt stocherte ich in meinem Pancake rum, als wäre es das interessanteste der Welt. „Nur der Grund ist ziemlich lächerlich.", nervös lachte ich auf, „Naja es ist so, dass jeder in meiner Umgebung glück mit der Liebe hatte nur ich nicht. Meine große Schwester hat sich letztens verlobt, mein Bruder zieht bald mit seinem Freund zusammen, meine kleine Schwester hat nun auch jemanden gefunden, der sie bedingungslos liebt und Enzo ist schon das ganze Wochenende mit seinem mysteriösen typen auf einem Date."

Ich seufzte kurz auf, bevor ich weiter sprach, „Nun ja und dann bin ich am Freitag mit meinem Exfreund zusammen gestoßen. Ich war wirklich so naiv und dachte für einen Moment, dass das Universum uns eine zweite geben wollte." Ich hasste mich dafür, dass ich so naiv gewesen war und mir selbst damit noch einmal auf mein Herz getreten war.

„Und was ist dann passiert?" erklang tatsächlich so, als würde ihn mein lächerliches Gejammer interessieren. „Aus dem Juwelier, aus dem er kurz zuvor gekommen war, kam dann seine Verlobte... Die frau, mit der er mich damals betrogen hatte." Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, bei der Erinnerung an damals.

Endlich wagte ich es auf zu blicken, in seine Augen die mich warm und mitfühlend ansahen, keines Wegs mitleidig und gaben mir so ein wenig kraft. „Ich weiß, dass du das vermutlich schon hunderte male gehört hast, aber er verdient dich nicht und auch du verdienst etwas Besseres Verdient. Er war einfach nicht der richtige. Der richtige wird noch kommen, hör einfach nicht auf an die wahre Liebe zu glauben."

Langsam nickte ich, „Schon zwei Mal habe ich an die liebe geglaubt... und zwei Mal wurde ich enttäuscht." Er zog die Augenbrauen zusammen, was offen gesagt echt attraktiv aussah und sah mich mit einem undefinierbaren blick an, „Darf ich frage, was das andere Mal war, als du an die liebe geglaubt hast?" in seiner Stimme lag so viel Vorsicht, als hätte er angst ich könnte durch diese Frage zerbrechen.

Und das tat ich zum Teil auch. Meine Brust schnürte sich zusammen und nahm mir die Luft zum Atmen. Ich konnte förmlich spüren, wie mein Herz stoppte um dann viel schneller als gut war zuschlagen. Mein Körper verkrampfte sich und kämpfte mit alle kraft dagegen an zu zittern. Seit 8 Jahren, hatte mich niemand mehr darauf angesprochen...

„Es tut mir leid ich hätte nic-...", „Damals ging ich noch zur High-School..." meine Stimme hatte jegliche Emotionen verloren. Als würde ich ihm vom Aussehen einer Banane berichten und nicht von der Story, die mich gebrochen hatte.

„Er war 18... ich war 17. Ich war unsterblich und blind in ihn verliebt und er... keine Ahnung, ob er je etwas für mich empfunden hat... Es war diese typisch klischeehafte Lovestory zwischen Bad Boy und Mauerblümchen. Ich dachte wirklich, ich wäre die eine, für die er sich ändern würde... Doch eins habe ich gelernt... all diese Geschichten sind lügen. Dreiste lügen, die mein Leben zerstörten."

Zögerlich griff er nach meiner Hand und strich sanft über meinen Handrücken, als könnte er mir so kraft geben weiter zusprechen. „Alles lief perfekt. Zu perfekt. Vielleicht gab es tausend Zeichen, die mir gezeigt hätten, dass das alles ein großer Fehler war, doch ich habe sie nie gesehen. Und dann war da diese eine Nacht... Alles war normal, alles war wie immer. Wir lagen zusammen in seinem Bett und guckten einen Film- Das Schicksal ist ein mieser Verräter... Mein damaliger lieblingsfilm." Nun hasste ich ihn, mehr als alles andere.

„Wie Recht der Titel doch hat. Irgendwann wurde ihm der Film dann zu langweilig. Er fing an mich zu küssen. Er ging immer weiter. Ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass er schon eine längere Zeit mit mir schlafen wollte... doch ich war nie bereit... Auch an diesem Abend nicht..."

Er zog scharf die Luft ein, als wüsste er schon was als nächstes kommen würde. „Er hatte es immer akzeptiert. Meinte er würde nichts tun, zu dem ich nicht bereit wäre. Ich hatte ihn immer ab dem Punkt, an dem ich mich nicht mehr wohlfühlte gestoppt, auch in jener Nacht. Nur hielten ihn meine Versuche ihn zu stoppen dieses Mal nicht auf..."

Kurz schloss ich meine Augen, holte zittrig Luft und öffnete sie erst wieder, als ich mir sicher war, dass ich meine Gefühle abgestellte hatte. „Ich war nicht stark genug... und in jener Nacht verlor ich meine Jungfräulichkeit..." Langsam blickte ich direkt in seine Augen.

Er schwieg. Nahm mich einfach stumm in den Arm. Und dafür war ich ihm dankbar. Dankbar, dass er nicht versuchte mir mit Worten den Schmerz zu nehmen, denn das war nicht möglich. Kein Wort dieser Welt könnte diese Wunden heilen. Seine Nähe tat mir gut. Wärmte mich langsam von innen auf.

Die Zeit verstrich und wir standen einfach da. Ich sitzend auf dem Barhocker und er stand vor mir und hielt mich fest. Hielt mich davon ab ein zweites Mal zu zerbrechen.

Als ich mir sicher war, dass ich mich beruhigt hatte, löste ich mich langsam aus der Umarmung. „Und du? Hast du irgendeine Lovestory zu erzählen?" fragte ich zur Ablenkung.

Zu meinem Erstaunen schüttelte er den Kopf, „Ich war noch nie verliebt." Verwundert blickte ich ihn an, „Noch nie?" widerholte ich um mir noch mal Gewissheit zu verschaffen.

Dieses Mal nickte er, „Noch nie." Bestätigte er, „Natürlich fand ich schon mal welche attraktiv, aber so richtig verliebt war ich noch nicht." Erstaunt aber auch warm lächelte ich ihn an, „Das ist so schön. Wirklich. Die Person, die irgendwann die ehre hat, von dir geliebt zu werden, kann sich mehr als nur glücklich schätzen."

Und jedes Wort, das ich sprach, meinte ich auch zu hundert Prozent so.

Finding love in a beautiful wayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt