beautiful war

665 59 73
                                    

Louis POV

Nachdem ich meine Gedanken in Worte gepackt und sie Harry mitgeteilt habe, treten nicht nur mir die Tränen in die Augen.
Aber anstatt es dabei zu belassen, wischt sich mein Gegenüber kurz über die Augen und räuspert sich kurz.
Ich habe nicht genügend Energie, um etwas anderes zu machen, als meinen eigenen Blick dazu zu zwingen, seinem standzuhalten.
Ich habe das Gefühl, sein stechender Blick geht direkt bis auf den Grund meiner Seele und er erkennt jede Gefühlsregung in meinem Innersten.
Nach einer Zeit, die mir ewig lange und unfassbar kurz zugleich vorkommt, halte ich dem durchdringenden grün seiner Augen nicht mehr stand und drehe mein Gesicht zur Seite weg.

Doch offenbar habe ich die Rechnung ohne den Lockenkopf gemacht, denn dieser setzt an, um etwas zu sagen: ,,Lou, ich weiß wie schwer das Ganze gerade ist. Aber auch, wenn es dir vielleicht schwer fällt mir das du glauben, du wirst weder mich, noch einen der Jungs verlieren. Und auch unsere Chancen diesen Prozess zu gewinnen sind noch lange nicht bei null angekommen. Wenn wir jetzt nicht zurückgehen und nicht für unsere Rechte einstehen, wird sich nichts ändern. Und Simon wird nach dieser Aktion ganz sicher nicht umsichtiger mit dir umgehen, dass kannst du mir glauben. Außerdem: du warst doch der, der immer meinte, man solle um das kämpfen, was man liebt und was einem wichtig ist. Und selbst wenn du es nicht meinetwegen, unseretwegen, durchziehen willst, tu es dich bitte wenigstens für dich selber. Du weißt genau so gut wie ich, wie sehr es dich kaputt macht, zu tun was sie von dir wollen und ihren Vorstellungen zu entsprechen. Bitte, tu es wenigstens deinetwegen, für dich und deine eigene Zukunft!"

Nicht nur er muss nach seinen Worten einmal tief Luft holen.
In meinem Kopf spielen sich alle möglichen Szenarien ab und mein Verstand versucht, ohne mein Zutun abzuwägen, welche der Optionen am klügsten ist.
Einerseits habe ich eine riesengroße Angst davor, was passiert, wenn wir verlieren und sie mich weiterhin unter Kontrolle haben.
Andererseits hat Harry in einem Punkt Recht: wenn ich jetzt einfach verschwinde, ist die Wahrscheinlichkeit das wir verlieren genauso hoch, wie wenn ich hier bleibe und das gemeinsam mit ihm und den anderen durchstehe.
Und um jetzt noch aufzugeben, sind wir schon viel zu weit gegangen.
Außerdem hat er auch Recht damit, dass ich davon überzeugt bin, dass man für das was einem wichtig ist, einstehen sollte.

Und es geht schließlich nicht nur um die nächsten paar Wochen, sondern um meine gesamte Zukunft.
Nicht nur meine, denn auch mein Umfeld wird davon beeinflusst werden, wie der heutige Tag ausgeht.
Noch bevor ich antworten kann, öffnet sich die Tür des Gerichtssaals erneut und als ich meinen Blick hebe kommen Niall, Zayn und Liam auf uns zu.
Sie bleiben vor uns stehen und schauen auf uns herab, bevor sich Zayn ebenfalls auf den Boden setzt, gefolgt von den anderen zwei.
Ohne, dass ich meine Gedanken kontrollieren kann, stelle ich mir vor, wie es für Außenstehende aussehen muss, wenn fünf erwachsene Männer auf dem Boden in einem Kreis sitzen.
Dieser Gedanke bringt mich dazu, entgegen meines Willens, ein wenig zu schmunzeln.

Und noch bevor die anderen ebenfalls damit anfangen, mich zu ermutigen und mir bestärkend zu zu reden, ist meine Entscheidung eigentlich schon gefallen.
Ich fahre mir ein letztes Mal mit meinen Händen über mein Gesicht, bevor ich mein Blick durch die Runde schweifen lasse und ihnen zu nicke.
Gemeinsam stehen wir wieder von dem kalten Steinboden auf und Harry ergreift meine Hand, ich schenke ihm ein schnelles Lächeln und ziehe ihn zu mir, um mir einen kurzen Kuss zu stehlen.
Wir lösen uns schnell wieder voneinander und die anderen versuchen, sich ihr Grinsen zu verkneifen.

,,Geht's wieder, Tommo? Können wir zurück, um denen da drinnen so richtig die Hölle heiß zu machen?", fragt Niall und ich nicke zustimmend.
Die Jungs stellen sich so um mich herum auf, dass es auf mich wie eine kleine, menschliche Festung wirkt.
Liam greift nach dem Türgriff und schiebt diese auf, sodass wir eintreten können.
Ich richte meinen Blick nach vorne und erst, als wir wieder auf unseren Plätzen sitzen, schaue ich mich um.
Simon blickt uns herausfordernd an, während Ashe mir einen aufmunternden Blick zuwirft.
,,Euer Ehren, entschuldigen Sie bitte die kurze Unterbrechung. Können wir nun weiter verfahren?'', wendet sich unsere Anwältin an den Richter, welcher zustimmend nickt.

Der Richter teilt mit, dass nun die Stellungnahme und alle Beweise der Gegenseite vorgetragen wurden, genau so, wie die der Klägerseite.
Doch Ashe zeigt durch ein kurzes Handzeichen, dass sie noch etwas zu sagen hat und nachdem der Richter das Wort an sie abgegeben hat, äußert sie sich erneut: ,,Meinem Klienten war bis eben gerade nicht bewusst, wer dieses Foto gemacht hat. Das ist der Grund dafür, dass er eben kurzzeitig nicht anwesend war, ich hoffe Sie haben Verständnis dafür. Außerdem würde ich gerne auf das eben genannte Foto verweisen, da es offensichtlich einen weiteren Verstoß gegen die Privatsphäre meines Klienten zeigt. Die Person war nicht berechtig, vor Ort zu sein, geschweige denn das Privatleben von Mr. Tomlinson und seinen Freunden und Bekannten mit Dritten zu teilen. Das Persönlichkeitsrecht ist ein Grundrecht, das dem Schutz der Persönlichkeit einer Person vor Eingriffen in ihren Lebens- und Freiheitsbereich dient. Dieses Recht wurde in diesem Fall verletzt. Es ist außerdem nach § 201a des StGB eine Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen.''

Mit diesen Worten endet Ashe und nimmt erneut Platz.
Nachdem keine weitere der anwesenden Personen eine Stellungnahme abgeben will, verkündet der Richter, dass sie sich zu ihrer Beratung zurückziehen werden.
Sie erheben sich und verschwinden, durch die Tür in der Wand hinter ihnen, in einen angrenzenden Raum, während wir zurückbleiben.

Meine Hände sind mittlerweile vor lauter Nervosität ziemlich kalt und ich bemerke erst, dass mein Knie auf und ab wird, als Harry seine Hand sanft darauf ablegt.
Es vergehen Minuten, die sich für mich allerdings wie Stunden anfühlen.
Keiner sagt ein Wort, bis sich nach einer Zeit, die mir wie eine kleine Ewigkeit vorgekommen ist, die Tür erneut öffnet und die Richter eintreten und Platz nehmen.
Der Richter, welcher in der Mitte sitzt, mustert jeden der Anwesenden eingehend, bevor er zu sprechen beginnt.
Ich ergreife Harrys Hand und drücke sie sanft.

,,Nach einer gründlichen Beratung und Überlegung sind meine werten Kollegen und ich zu der Entscheidung gekommen, dass der Vertrag zwischen Louis William Tomlinson und Simon Phillip Cowell und dessen Management umgehend außer Kraft gesetzt und für nichtig erklärt wird. Nach §138 des Bürgergesetzbuches, ist dieser Vertrag nichtig, denn die Arbeitsverträge verstoßen gegen jegliche guten Sitten und zudem liegt ein unausgeglichenes Arbeitsverhältnis vor. Außerdem ist ein Rechtsgeschäft nichtig, welches durch Unwissenheit des Vertragspartners geschlossen wurde, was hier der Fall ist, da Mr. Tomlinson die Auswirkungen des Vertrages zu dem Zeitpunkt noch nicht abschätzen konnte und dieser mangels Unwissenheit trotzdem abgeschlossen wurde. Des weiteren ist ein auffälliges Missverhältnis zwischen der Leistung des Arbeitnehmers und des Arbeitgebers zu sehen, welcher sich Vermögensvorteile durch die Leistung von Seiten des Klägers versprach und diese auch bekam. Wie zuvor von der Anwältin der Klägerseite vorgetragen, gab es zudem einen Verstoß gegen das Grundrecht, das dem Schutz der Persönlichkeit einer Person vor Eingriffen in ihren Lebens- und Freiheitsbereich dient und es liegt nach §201a des StGB eine Verletzung am höchstpersönlichen Lebensbereich und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen vor.''

Mein Kopf fühlt sich an, als wäre er mit Watte gefüllt und die Worte des Mannes vor mir dringen nur langsam in mein Bewusstsein ein.
Ich beginne langsam zu realisieren, was das soeben gesagt bedeutet, als er erneut das Wort ergreift: ,,Mr. Tomlinson ist nicht nur aus dem Vertrag befreit, zudem verpflichten wir Simon Cowell und das Management Syco Music, welches unter seinem Namen läuft, zu einer Geldstrafe. Louis Tomlinson darf sich außerdem jederzeit öffentlich äußern und ist von den Verpflichtungen gegenüber den alten Verträge befreit."

Nach dem der Richter geendet hat, geht mein erster Blick zu Harry, der genauso ungläubig aussieht, wie ich mich fühle.
,,Bedeutet das...haben wir gewonnen?", frage ich in die Runde und nachdem von allen Seiten ein aufgeregtes und freudiges Nicken kommt, beginne ich langsam zu verstehen.
Meine Gedanken brauchen einige Zeit, setzen sich aber stetig weiter zusammen, wie ein Puzzle, welches nach langer Zeit und viel zu viel Nachdenken und Grübelei endlich vollendet wird.
Ich bin frei.
Simon hat mich nicht länger unter Kontrolle.
Harry und ich können zusammen bleiben.
Und es theoretisch sogar öffentlich machen.
Nicht mal der Fakt, dass ich ab jetzt kein Management mehr habe, kann meine Euphorie trüben.
Auf meinem Gesicht breitet sich ein Strahlen aus und ich schließe Harry neben mir in eine feste Umarmung, die ich nur löse, um ihm einen langen, sanften Kuss auf die Lippen zu drücken.

,,Wir haben es geschafft, du hast es geschafft, Lou!", flüstert er in mein Ohr.
Und macht mich damit, zumindest für diesen Moment, zum glücklichsten Menschen auf der Welt.

~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~•~

They finally did it!
...ich hoffe, es geht euch gut & dieses Kapitel gefällt euch! <3

obviously more than mutual respect || larry stylinson Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt