Lost

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-Zayn-

Am nächsten Morgen wusste ich, wieso ich mit Mullingar abgeschlossen hatte. Mein Hirn schlug mir unermüdlich gegen die Schädeldecke, mein Herz raste und ich glaubte meinen eigenen Puls zu spüren. Was mir Louis da für eine Pille gebracht hatte konnte ich niemandem sagen, denn ich wusste es nicht. Aber ich schmiss sie trotzdem denn als Pussy wollte ich definitiv nicht abgestempelt werden. Als ich dann die Wirkung zu spüren bekam meinte ich es wäre Emma gewesen. Aber das war auch nur eine reine Spekulation. Hätte ich mich lieber raus gesetzt mit Harry und ein paar Mushrooms genommen oder Gras geraucht dann wär ich sicherlich nicht so am Arsch.

Mit verdammten Kopfschmerzen und einem Unwohlsein schleppte ich mich in's Bad nur um mich dann meines Mageninhaltes zu entleeren. An die Toilettenschüssel geklammert saß ich auf dem Boden und verfluchte alles. Louis, Harry, die Pillen, den Alkohol, dieses College. Und Niall. Ganz besonders er. Hätt ich ihn nicht getroffen und hätte er mir nicht diesen Hefter gegeben und wäre er er nicht in meinem Kopf wäre ich gestern nicht so abgestürzt. Das ist mir bestimmt schon 4 Jahre nicht mehr passiert.

Da ich jetzt nur noch Kopfschmerzen hatte und ich vermutlich nach meinem Mageninhalt, Alkohol und Zigarettenrauch stank hielt ich es für eine äußerst gute Idee meine Fenster im Zimmer aufzureißen und dann erstmal ausgiebig zu duschen. Das warme Wasser prasselte wie Backsteine auf meine Haut und meine Kopfschmerzen wurden nur noch schlimmer. Ich vermisste meine Vergangenheit auf keinen fall. Als ich fertig war wickelte ich mir ein Handtuch um die Hüfte und stolperte zu meinem Bett. Als mein Handy vibrierte blickte ich drauf.

Unbekannt:
Malik, du hast echt gut mit gehalten. Frühstück? XTommo

Seufzend lies ich mich ins Bett fallen und hielt mir kurz danach ächzend den Kopf und presste mit der anderen Hand gegen meinen Nasenrücken. Wieso hatte ich kein Aspirin hier?

Zayn:
Wann und wo? Ich erbarme mich nur für dich.

Er schickte mir die Uhrzeit und den Ort und ich zog mich an. Diesmal musste eine einfache graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt her halten, zu mehr war ich definitiv nicht fähig. Ich schnappte mir mein Handy und meinen Geldbeutel und stapfte in Richtung Louis' Zimmer. Er erwartete mich schon mit einem breiten grinsen. „Hat die Nialler noch 'nen Gute-Nach-Schmatzer gegeben? Er ist bekannt dafür." grinste er frech und ich hielt den Atem an. Niall. Er hatte mich ins Bett gebracht. Hatte mich in Boxershorts gesehen. Und ich wollte mit ihn Diskutieren. Seine Worte hallten in meinen Ohren. Fuck. „Alter hattet ihr... Spaß?" riss mich Louis dann entgeistert aus den Gedanken. „Bist du wahnsinnig?" ging ich ihn an. „Ich vögel doch nicht mit Niall." sprach ich etwas lauter. „Oh wenn der das hört." kicherte Harry aus seinem Zimmer. „Oh das hat er gehört!" vernahm ich Niall's schnippische Stimme aus dem selben Zimmer. Also standen wir wohl nicht vor Louis Zimmer sondern vor Niall's. Ich wollte mich übergeben. Im strahl. Am besten auf Louis.

Mit gesenktem Kopf und ohne irgendein Wort zu reden lief ich den viern hinterher. Wieso musste Louis mich so aus meiner Reserve locken? Wieso konnte er das Thema Niall nicht einfach totschweigen, so wie es jeder tat. Niemand interessierte es was Niall und ich getan hatten. Niemand hatte es zu interessieren was wir für eine Vergangenheit hatten. Wieso musste das jetzt aufgearbeitet werden? Ich hatte eben erst mit dem Thema abgeschlossen und schon war er wieder in meinem Leben. Was sollte das? Was hatte ich verbrochen dass ich mir angucken muss wie mein ehemaliger bester Freund einen Freund hat also Schwul ist, seinen Spaß hat, mich ausgetauscht hat und alles besser ist als ein leben mit mit?

Ich stützte den Kopf auf meiner Hand ab als Louis, Harry, Liam und Niall sich über die bevorstehende Prüfung unterhielten aus der ich rausgehalten wurde da meine Prüfung verspätet statt finden würde. Alle vier hatten ihre Hausarbeiten teils fertig und besprachen jedes einzelne Thema bis ins Detail. Ich rührte gedankenverloren und komplett fehl am Platz in meinem extra starken Kaffee rum und schmiss immer wieder einen Würfel Zucker dazu. Mir war verdammt langweilig. „Trinkst du eigentlich gern Zucker mit Kaffee?" riss mich dann Harrys warme Stimme aus den Gedanken. „Was? Zucker mit?" ich blickte auf meine Tasse und musste feststellen dass diese fast bis oben hin voll mit Zucker war. Und nur noch eine Dünneschicht Kaffee zu sehen war. Igitt. „Shit." murmelte ich, stand auf und ging an die Theke. Schnell bestellte ich mir einen neuen Kaffee. Bezahlte ihn und merkte dass sich jemand neben mich gestellt hatte. Er blickte mich an und musterte wissbegierig mein Gesicht. Dass er mir aber nichts mehr von den Augen ablesen konnte wurde ihm dann schlagartig bewusst. Denn ich hatte mich geändert. Und auch diese Eigenschaft war nun weg. Er hatte mich verletzt. „Gehts dir gut?" fragte er leise und bestellte sich selbst noch einen Cappuccino. Ich nickte nur. „Du siehst aber definitiv scheiße aus." murmelte dieser und legte das Geld passend bis auf jeden Cent in die Schale. „Danke Niall, das weiß ich selbst." fuhr ich ihn schnippisch an. Er zuckte kurz mit den Augenbrauen und rollte mit den Augen. „Weisst du von gestern Abend noch irgendwas?" fragte er dann und biss sich auf die Lippe. „Von was? Ich weiß nicht mal wie wir heim gekommen sind." log ich ihm ins Gesicht. Ich konnte Lügen. Das hatte ich mir angeeignet. Die einzige Person die es durchschauen konnte war Gigi.

So gegen Mittag verließen wir das kleine Café und wir liefen noch schnell durch die Straßen London's. Zu meiner Begeisterung entdeckte ich tatsächlich ein kleines Tattoostudio. Es sah von außen sehr unscheinbar aus aber wenn man hinein sah war es modern eingerichtet. Da es aber leider zu hatte schwor ich mir morgen hier rein zu stiefeln und mir ganz spontan ein neues Tattoo stechen zu lassen. „Hier sind wir auch öfter." Louis legte seinen Arm um mich. „Die Besitzer sind gute Freunde von uns." grinste er. Ich nickte „Sind die gut?" schoss es dann aus mir heraus. „Oh ja." Harry zog sein T-Shirt hoch und entblöße mir seinen Bauch und seine Brust. Kritisch beäugte ich die Tattoos und musste ein eifersüchtiges „genauer hin gucken geht auch nicht oder? Willst du ihn vielleicht nicht gleich auch anfassen?" von Louis gefallen lassen. Ich fand es tatsächlich ein wenig amüsant dass er so reagierte aber ich wollte definitiv nichts von Harry und das machte ich ihm auch klar. Schließlich hatte ich meine Gigi und mehr brauchte ich nicht.

Im Wohnheim zurück verfrachtet ich mich tatsächlich in die Bücherei und fing an mich in Fachliteratur für Sportwissenschaft um zu schauen. Als ich dann endlich eins fand und mich eingelesen hatte setzte sich jemand neben mich. „Was liest du da?" neugierig lehnte er sich zu mir und blickte in das Buch. „Du interessierst dich für Sportpsychologie?" fragte er verwundert. Seufzend lehnte ich mich in den Sessel. „Was ist daran so wunderlich?" fragte ich ihn. „Du hast dich noch nie für Psychologie interessiert." murmelt er. „Niall es sind Jahre vergangen und ich hab mich verändert. Auch ich interessiere mich für Sachen die ich damals ätzend fand." antwortete ich genervt. „Darf ich jetzt weiter lesen?" schnaubend widmete ich mich dem Buch und lies Niall verblüfft neben mir sitzen. Er ging aber nicht. Er schnappte sich ein Buch aus seiner Tasche über Sportpsychologie und Soziologie und vertiefte sich selbst darin.

Nach guten zwei Stunden verschwand ich dann und spürte ihn mir auf den Fersen. „Alter Niall." seufzend drehte ich mich zu ihm. „Du kannst dich an heute Nacht erinnern oder?" murmelte er. „Ja kann ich. An alles." antwortete ich ihm. „Ich kann und werde dazu aber nix sagen. Du hast mir weh getan. Nicht ich dir. Du bist gegangen ohne vorher irgendwas anzukündigen und meldest dich mehrere Jahre nicht. Dann bau ich mir ein neues Leben auf und alles läuft super und dann bist du hier?! Was soll der scheiss?" fuhr ich ihm an und blickte ihm in die Augen.

In die selben blauen Augen, welche mich damals mit 15 Jahren angeschaut hatten und ich mich in ihnen verloren habe. Ohne jeglichen widerstand. Ich war verloren. Damals und heute.

If i got youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt