Kapitel 18 • Akademie •

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Es hatte sich nichts verändert. Alles war gleich geblieben.
Die alten Wände und Mauern der Akademie, das spärliche Licht, welches durch die grotesken Fenster schien und der vertraute Geruch nach Leder der Huntermonturen und deren Ausrüstungen.

Als ich eintrat, tummelten und drängte sich einige Hunters in dem Eingangsbereich. Vielleicht bereiteten sich auf eine Mission vor oder gingen gemeinsam trainieren, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Während ich mit langsamen und zitternden Schritten weiterging, fielen manchmal neugierige Blicke auf mich. 
Meine Kleidung war zerrissen und an meiner Wange war ein Pflaster, welches mir Ethan draufgetan hatte. 

Die Eingangshalle war groß und die Decken sehr hoch, sodass ich meinen Kopf komplett in den Nacken legen musste, um das Fenster ganz oben betrachten zu können. Es schimmerte und glänzte, als das Licht der Sonne hindurch schien. Dadurch verlieh es dem kompletten Eingangsbereich eine angenehme Beleuchtung. Ich erinnerte mich, als wir nach Vaters Tod in die Akademie zogen, denn schließlich ist unser alte Haus abgebrannt - mitsamt meinem Vater. 
Mason und ich standen in der ersten Nacht in der Halle und sahen hinauf zu dem Sternenhimmel, welcher leuchtend über uns schwebte. Es war atemberaubend, die funkelnden Sterne und die mystische Nacht zu bewundern.  
Ich fühlte mich angekommen. Wie Zuhause. 

Zuhause

War ich das tatsächlich?
Kann man es trotz Verrat Zuhause nennen? 

"ALLY!", schrie eine Stimme, die durch die ganze Halle echote. Alle Blicke fielen auf mich, als mein Bruder zu mir stürmte und mich in den Arm nahm.  Die anderen Hunters hielten Abstand zu ihm und wirkten fast schon ehrfürchtig. Respektvoll ließen sie ihn zu mir durch.

Ich drückte ihn an mich, als er über meinen Rücken streichelte. Seine Haare waren länger geworden. Sie glänzten nicht in dem dunklen Schwarz wie meine, sondern hatten die Farbe von einem satten Goldblond.
"Zwei Tage zu früh, Frechdachs.", meinte er und wuschelte mir durch die Haare.

"Ich bin eben blitzschnell.", sagte ich und  zwinkerte ihm zu. 

"Daran hab ich nie gezweifelt, aber ey! Es hat sich vieles verändert." Er ging einen Schritt zurück und sah in die Menge. 
Wartend blickten sie ihn an, doch ehe er zu ihnen sprach, wendete er sich noch einmal zu mir um. "Du...du hast sie doch oder?", fragte er flüsternd und zeigte auf meine Tasche. 

Ich nickte langsam und verstand nicht ganz, doch dann räusperte er sich.

"Hört her, Huntress und Hunters der Night Akademie. Meine jüngere Schwester, Aliza Minuit, hat ihre letzte Prüfung absolviert. Sie ist nun eine freie Huntress!", rief er in die Menge und ich wurde rot. So im Mittelpunkt zu stehen, war mir unangenehm. 

"Noch nicht, Mason.", nuschelte ich in mich hinein. Erst mit der Zeremonie und dem dritten Brandmal bin ich eine vollendete freie Huntress.
Die Menge jubelte und klatschte in die Hände. Es irritierte mich ein wenig, doch tatsächlich sollte es mich nicht überraschen. Hunters waren Partner. Eine Familie. Sie unterstützten sich gegenseitig, man war nie alleine. 

Zuhause

Mason lächelte mir aufmunternd zu und trat zu mir. Er hatte an Muskeln zugenommen, denn sein schwarzes Shirt spannte über seinen Oberkörper.
"Du solltest zu Mutter gehen. Sie erwartet dich bestimmt. Außerdem bereite ich währenddessen alles für deine Zeremonie vor.", sagte er und rieb sich die Hände einander, als würde er einen bösen Plan schmieden.

Ich runzelte skeptisch die Stirn. "Nur Hunters des inneren Kreises dürfen Zeremonien vorbereiten.", sagte ich. 

Er strahlte mich an. "Ich sagte doch, dass sich vieles verändert hat." 

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt