Epilog

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Bei Geschichten kommt es immer darauf an, wer sie erzählt.
Würde jemand meine Geschichte aus der Sicht der Hunter erzählen, wäre ich vermutlich eine Verräterin.  Würde ein Vampir sie berichten, dann wäre ich eine Retterin.
Und würde sie ein Geist erzählen? Wäre ich eine Freundin? Eine Verbündete? Etwas besseres als ein Stein? Ich weiß es nicht.
Doch das machte Geschichten aus.

Und so möchte ich, dass Nox in Erinnerung behalten wird. Nicht aus der Sicht, die Ethan hatte.
Ein böser Geist, der seine Familie und ihn verflucht hatte. Was trotzdem stimmte, das streite ich gar nicht ab.
Aber Nox sollte nicht solch eine Geschichte bekommen.

Außerdem stand ihm eine angemessene Beerdigung zu.

Ich war im Garten des Gutshauses. Es war tiefe Nacht, was ich ohnehin bereits gewohnt war.
Zögernd leerte ich einen Beutel voll mit Steinen auf die Erde. Glänzende Edelsteine, die ich einmal gestohlen oder im Wald gefunden hatte.

Nox mochte keine Blumen.
Steine sind pflegeleichter. 
Ich konnte fast schon Nox' Stimme in meinem Kopf hören, obwohl ich wusste, dass das nicht ging.

Ethan trat lautlos neben mich und legte einen Stein zu den anderen. Ich wusste, dass er das nur für mich tat, weil er Nox nicht leiden konnte, doch es bedeutete mir trotzdem viel.
Ich schmiegte mich an ihn, nahm seine Hand und legte meinen Kopf auf seine Schulter.

Es war schon verrückt, dass solche kleinen Berührungen Geborgenheit in mir hervorruft. Ich wäre nirgends lieber gewesen, als in Ethans Armen.

"Die Nacht ist dunkel und still.", begann er das Sprichwort der Hunters of Night.
Das waren wir. Wir waren beide Hunter.
Doch nun war es endgültig Vergangenheit.

"Hab ich mich eigentlich jemals bedankt, dass du mich in den Scherben gerettet hast?", fragte er.

"Du hast mich geküsst.", erwiderte ich. "Nachdem ich in dein Zimmer gegangen war und dir meine Meinung gesagt habe."

Nachdenklich runzelte er die Stirn.
"Ach, da war ja was."
Nach einer Zeit fügte er hinzu: "Ich denke, du warst meine Rettung."

"Das sagtest du schon. Ich hab dich davor bewahrt, dass du noch mehr Teller kaputt machst.", meinte ich beiläufig.
"Das meine ich nicht." beharrte er. "Du warst meine Hoffnung, Ally. Ohne dich wäre ich vermutlich nicht mehr hier."
Nun war ich es, die die Stirn runzelte.

Ethan stieß einen Seufzer aus.
"Ich gestehe dir gerade, dass du der Grund bist, wieso ich leben möchte.",

Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Ethan hat mich ebenfalls gerettet. Nicht nur damals in der Akademie.

"Wenn wir schon gegenseitig unser Leben gerettet haben, könnten wir uns auf etwas einigen.", sagte ich.

Er hob eine Augenbraue. "Und das wäre?"

"Ein neues Leben zu beginnen. Gemeinsam."
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen.
"Ich möchte dich, Ethan. Mit all deinen Eigenschaften, deiner Vergangenheit, deinen Launen. Ich möchte all das, was dich zu dem Ethan gemacht hat, der vor mir ist."

Er beugte sich ein wenig nach unten, sodass sich unsere Lippen beinahe berührten, doch er küsste mich nicht.

"Manche Dinge kann man im Leben nicht beeinflussen. Tode, Glück, Liebe...", hauchte er auf meine Haut. "Sie kommen ungefragt und sind einfach so da."
Ich legte meine Arme in seinen Nacken.
"Redest du gerade von Schicksal?"

"Ich glaube nicht an das Schicksal." Er legte seine Hände um meine Taille und zog mich in eine Umarmung.
"Und selbst wenn es existiert, bin ich davon überzeugt, dass wir selbst unsere Zukunft wählen."

"Also ein Schicksal, was wir selbst bestimmen?", fragte ich und wartete nicht auf seine Antwort ab. Ich legte meine Lippen auf seine.
Ethan erwiderte den Kuss und zog mich fest an sich. Seine Finger umspielten meinen Körper, fuhren über meine Haut.
Bevor er sich löste, biss er mir sanft in die Unterlippe.
Seine Augen funkelten in einem wunderschönen Blau, was ich so sehr liebte und worin ich mich stundenlang  verlieren könnte.

"Egal, was passieren wird", hauchte er auf meine Haut.
"Egal, was die Zukunft für uns bereit hält."
Er küsste meinen Hals, ließ seine Zunge darüber gleiten.
"Solange du bei mir bist, habe ich alles, was ich brauche."

Ich weiß nicht, was mich erwarten wird, doch du kannst dir sicher sein, dass egal wo ich sein werde, ich über dich wache und dich beschütze., hatte Nox gesagt.

Nach einer Zeit sah ich in den Himmel hinauf und erinnerte mich an Nox' Schwärmerei für den Mond und die Sterne.

Heute strahlten sie heller als je zuvor.
Vielleicht hatte auch er sein Zuhause gefunden.
So wie ich bei Ethan.

So wie ich bei Ethan

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Ende

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt