Kapitel 9 • Geburt des Hunters •

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Erzähler POV

Ethan war ein kleiner Junge gewesen, als ihn sein Bruder in dem dunklen Wald ausgesetzt hatte. Er hörte die Nachteulen und die wilden Tiere in den Büschen und immer, wenn ein Ast knackste oder eine Windböe sein Ohr streifte, zuckte er zusammen. Er hatte Angst. 

Er wusste nicht, was sich in der Dunkelheit, der Finsternis verbarg. Er hatte keine Ahnung, dass wenige Meter vor ihm Geschöpfe der Nacht umher irrten und ihn suchten. Ihn, den kleinen Jungen mit den pechschwarzen Haaren und den stechend blauen Augen. Er hatte noch nie in seinem Leben Vampire gesehen. Sein Bruder, Jake, erzählte ihm, dass es erbarmungslose Kreaturen waren, die ohne Zögern ihm jegliches Blut aus dem Körper saugen würden. 

Sein ganzer Körper zitterte, während sich die eisige Kälte wie ein Geist in seinen Körper fraß. Er sah seinen eigenen Atem vor sich, der wie feenhafter Nebel vor den Augen tanzte und sich sekundenschnell wolkenhaft zerstreute. Es war ein harter Winter gewesen und es würde noch schlimmer werden.
Jake hatte es bestimmt nicht böse gemeint. Jedenfalls redete er sich das ein. Jake war seit dem Tod ihrer Mutter anders gewesen. Er tat alles dafür, um das Ansehen seines Vaters zu erlangen.  Dabei war Jake doch erst 18 und Ethan war noch zu jung. Mickrige zehn Jahre. 

Er biss die Zähne zusammen und schlang seine Arme um den Oberkörper, um zumindest ein wenig Wärme zu bewahren. Er hatte sich gegen einen Baum gepresst und rutschte auf den Boden. Es war ihm egal, ob seine Kleidung durch den Schnee nass wurde, denn ihm war ohnehin schon kalt genug. Und er wusste auch nicht, ob er diese Nacht überleben würde.

Ethan rubbelte seine Hände aneinander, um Wärme zu erzeugen. Und dann hörte er sie. Die Vampire.

Sie tuschelten und unter ihren Füßen knirschte der weiche Schnee. Sie waren schnell, vielleicht zu schnell. Doch Ethan erhob sich und lief weg. Er lief durch den Wald und kam an einem See zum Stehen.
Er war zugefroren und mit jedem Atemzug, den er machte, kamen die Vampire näher.

Jake hatte schon seinen Grund, dachte er sich. 

Sein Bruder sagte zum Abschied nur: "Stärke bringt dich in deinem Leben weiter, Ethan. Und heute Nacht musst du deine Stärke beweisen. Oder deine Schwäche." 

Ethan flüchtete sich auf das Eis, in der Hoffnung, dass die Vampire nicht weitergingen.

Und tatsächlich blieben die drei Vampire vor dem Ufer stehen. 

Dennoch durchfuhr ihn Angst wie ein Blitz, sie könnten jeden Moment trotzdem auf das Eis steigen.
In Gedanken verloren, ob das nun sein Ende war, sah er zu den Nachtkreaturen.

Und dann kam seine Rettung. Ein Pfeil kam aus dem Nichts geschossen und durchbohrte den Kopf eines Vampirs.

Wenige Augenblicke später kamen noch zwei weitere Pfeile aus dem Wald und trafen auch die restlichen Vampire.

Ethan wusste, dass er nun gerettet werden würde. 

Von ihr. Von seiner Schwester. Sie kam aus dem Wald, komplett in Schwarz gekleidet. Ihre langen schwarzen Haare waren zu einem Zopf gebunden und sie spazierte zu den Vampiren, zog die Pfeile hinaus und nahm dann ein Messer. Ethan wollte wegsehen, doch das Bild brannte sich in seinen Geist. Sie bohrte die scharfe Klinge in die Herzen der Vampire. Jedes einzelnen. Blut spritzte in ihr Gesicht und zerstörte ihre makellose Schönheit. 

Auch ihre Augen waren von dem satten Blau wie die von Ethan. 

"KATY!", schrie Ethan und lief auf sie zu, als er noch einen vierten Vampir aus dem Wald erkennen konnte, der geradewegs auf sie zu stürmte. 

Ohne viel Anstrengung rammte sie eine Klinge in das rechte Auge des Vampirs, der schließlich nach hinten wankte und zu Boden fiel. 

"Bleib dort stehen und beweg dich nicht, Ethan!", schrie sie, während sie auch diesem Vampir ein Messer durch die Brust bohrte.

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt