Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}

• Prolog •

Blut klebte an meinen Händen und der metallische Geruch stieg mir in die Nase, während die leuchtende Mondsichel auf mich hinab schien.
Die Sonne ging hinter den Häusern am Horizont bereits auf und tauchte die triste Nacht in helle Honigfarben.

Die leblosen Körper der Nachtgestalten lagen am Boden verteilt. Insgesamt waren es drei.
Drei Vampire.

Drei Vampire, denen ich das Leben genommen habe.

Der eine bekam einen Pfahl durch das Herz gestoßen, der andere wiederum durfte Bekanntschaft mit meinen Fächern machen. Es waren keine gewöhnlichen Accessoires, mit denen man sich Luft zu wedeln konnte.
Es waren Fächer, wo an den Enden scharfe Klingen befestigt waren, sodass sie zu einer gnadenlosen Waffe wurden.
Der dritte Vampir keuchte noch und wimmerte vor sich hin. Vielleicht bat er mich, ihn zu verschonen oder ihm ein schnelles Ende zu bereiten, doch ich hörte ihm nicht zu.
Die Sonnenstrahlen werden ihm noch den Rest geben.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als eine männliche Stimme hinter mir ertönte.
"Ich bin neidisch, Aliza. Drei Stück in weniger als einer halben Stunde. Das ist ein neuer Rekord."

Ich wischte mir Dreck und Blut von den Händen und von meinem Gesicht.
"Sie waren bereits geschwächt und dein Gift haben sie nicht erwartet."

Mason trat einen Schritt näher und balancierte auf seiner Fingerspitze eine türkisblaue Murmel.
Sie enthält Gift, welches Austritt wenn man sie auf den Boden schlägt. Dabei weicht Gas aus, was für Vampire äußerst schädlich ist.
Für Menschen ist es ebenfalls nicht angenehm, doch in der Night Akademie lernt man, mit Gift umzugehen.
Mason ist mein Bruder und mein Partner, welcher mir bei Missionen zur Seite steht.

"Ich habe nur zwei erledigt.", grummelte er und ließ seine goldblonden Haare nach hinten fallen.
"Findest du nicht, dass dieser hier noch mehr verdient hat?"
Er zeigte auf den, für den ich die Hitze der Sonne geplant hatte.
Schulterzuckend strich ich über einige Kratzer, die ich von dem Kampf davon getragen habe. Sie müssten behandelt werden.

"Die Sonne wird sein Schicksal besiegeln. Keine Sorge.", entgegnete ich.
Anscheinend reichte Mason meine Antwort nicht aus, denn er warf dem Vampir einen giftigen Blick zu.

"Lass uns gehen. Die anderen werden den Müll entsorgen.", sagte er schließlich.

Nickend stimmte ich zu und wir machten uns auf den Weg in die Akademie. Mein Zuhause.

__

Ich habe nur ein Ziel: die Vampire tot zu sehen.
Sie haben meine Familie zerrüttet, mir meinen Vater genommen und mein Leben mit einer einzigen Nacht verändert.
Mein Bruder Mason und ich sind Auszubildende in der Night Akademie. Seit dem Vorfall von vor fünf Jahren ist unsere Familie nicht die, die sie einmal war.
Meinen Vater verlor ich, meine Mutter benötigt einen Gehstock, weil die Nachtgestalten ihr Knie zertrümmert haben und meine kleine Schwester Sage ist noch zu jung, um überhaupt zu verstehen, dass das alles das Werk von Vampiren war.

Morgen trete ich meine Abschlussprüfung an, um der Akademie zu beweisen, dass ich ihrer würdig bin.
Mein Auftrag war klar und deutlich. Ich soll eine gestohlene Spieluhr wieder an ihren richtigen Platz bringen.
Ganze vierzig Tage habe ich Zeit.

Anfangs dachte ich, dass das ein leichtes Spiel wäre, doch als mir die Vorsitzenden erklärten, dass die Vampire äußerst hartnäckig waren, war ich doch überrascht.

Die Anweisungen basieren darauf, die Spieluhr ohne viel Aufmerksamkeit zu erregen, zu stehlen und sie zurück zu bringen. Was es genau mit dieser Spieluhr auf sich hat, wurde mir nicht verraten.

Vierzig Tage.
Über ein Monat, um diesen Gegenstand in meiner Hände zu bekommen.

Was sollte denn daran so schwer sein?

_____

Meine Mutter saß gegenüber von mir in der schwarzen Limousine mit den Ledersitzen. Ihr Gehstock lag neben ihr und ihre Augen waren von einer dunklen Sonnenbrille bedeckt, sodass ich ihre Mimik nur erahnen konnte. Wie so oft sprach sie nur das Nötigste.
Seit den Tod unseres Vaters ist sie nicht mehr dieselbe. Doch wenn ich mich recht daran erinnere, war sie nie die fürsorgliche Mutter, die sie sein sollte oder die ich mir wünschte. Sie war immer eine Person, die sich nach Anerkennung sehnte. Nach hohem Ansehen und Macht.
Doch die Vampire machten ihr einen Strich durch die Rechnung.

Mason saß neben mir und Sage spielte mit zwei Murmeln.
Es waren gewöhnliche Murmeln und keine, die von Mason präpariert waren.

Dennoch hatte er mir fünf Kugeln in meine Tasche gelegt. Für meine Mission können sie mir möglicherweise nützlich erscheinen.

Es war Sage, die sich räusperte und mich mit ihren dunklen Augen ansah. "Vierzig Tage ist aber schon eine ganze Weile. "

Meine Mundwinkel verzogen sich nach oben und ich antwortete: "ich werde mich beeilen. Keine Sorge. 40 Tage ist eine gewaltige Zeitspanne. Ich kann mir nicht vorstellen dass ich wirklich die ganze Zeit über damit beschäftigt sein werde. Ich habe die Vorstellung, dass ich in dieses Haus spazieren werde, diese dämliche Spieluhr suche und sie dann mitnehmen werden. In maximal zwei Tagen bin ich fertig."
Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust.

Meine Mutter schüttelt ihren Kopf und legte ihre faltigen Hände auf den Gehstock. "Du unterschätzt die Prüfung der Vorsitzenden. Sie haben dir bewusst 40 Tage gegeben damit du nicht überfällig wirst. Ich glaube, dass 40 Tage zu wenig sein werden."

"In 40 Tagen habe ich das ganze Gutshaus ausgelöscht. Wieso sollte ich 40 Tage brauchen um so eine dämliche Spieluhr zu stehlen?"

Mason sah aus dem Fenster als das Auto zum Stillstand kam.
"Also meine Prüfung bestand darin, einen Vampir, der sich versteckte zu finden. Ich finde dass deine Prüfung wesentlich leichter ist als meine."

"Ihr nehmt Allys Prüfung zu leicht. Dieses Haus ist sehr groß, die Spieluhr könnte überall sein. Und eigentlich solltest du dich nicht erwischen lassen. Aber so wie ich dich kenne,  wirst du in den ersten 5 Minuten auffallen."

"Danke für deine motivierenden Worte, Mutter", entgegnete ich und rollte mit den Augen.
Ich hätte auch nichts anderes erwartet. Als ich mich dazu entschied die Ausbildung anzutreten, war sie nicht begeistert. Sie meinte, ich wäre zu tollpatschig und zu laut dafür. Ihrer Ansichten nach war ich nicht dafür geeignet, eine Huntress of Night zu werden.
Und genau aus diesem Grund wollte ich sie von dem Gegenteil überzeugen.

Meine Mutter sog scharf die Luft ein und drehte ihren Kopf weg.

"Vierzig Tage. Nicht mehr und nicht weniger.", sagte sie und öffnete die Autotür.

Es dämmerte bereits und die Nacht trat an. Heimlich überlegte ich, mich in dem Wald zu verstecken und die Mission am helllichten Tag auszuführen, um sicher zu gehen, dass die Vampire nicht wach waren. Doch in mir regte sich etwas und ich entschied mich dazu, die Spieluhr in der zu stehlen.

Es wäre ein grandioses Ergebnis, wenn ich noch in der selben Nacht heimkehren würde.

Mason umarmte mich zum Abschied. "Zeig denen, was du alles drauf hast!"

Sage schlang ihre Arme um mich und legte ihre Stirn an meine.
Leise flüsterte sie:"Komm gut nachhause."

Ich lächelte sie an und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Das werde ich."

Als ich aus dem Auto trat, schloss meine Mutter sofort die Tür und mit quietschenden Reifen fuhr die Limousine weg.
Kein tschüss, kein viel Glück.
Etwas anderes hätte ich auch nicht erwartet.

Ich hatte eine Rucksack mit einigen wichtigen Dingen dabei und auch meine Waffen.

Doch erst in dem Moment fiel mir eine wesentliche Sache auf.

Ich hatte keine Ahnung, wie diese idiotische Spieluhr aussah.

________