Kapitel 5 • Abmachung •

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In kalten Sommernächten liebte ich es, die Sterne zu beobachten. Manch vorbeiziehende Wolken zu betrachten oder den kühlen Wind, der durch meine Haare wehte, spüren zu können.
Die Nacht war immer schon faszinierend und genauso mystisch, wie die Dunkelheit. Dieses Geheimnis, was sich in der Finsternis verbarg oder dieser Nervenkitzel, alleine in den Wäldern herum zu spazieren. Ich liebte es. Oh ja, ich liebte die Welt der Nacht.

Doch die Geschöpfe der Dunkelheit, die Vampire, waren mir ein Dorn im Auge.
Ihre unsterblichen Körper, ihre Schnelligkeit, ihre Manipulationsfähigkeit und ihr arrogantes Auftreten. All das wurde mir beigebracht zu hassen.
All das hatte mir mein Vater eingeprägt zu verabscheuen.
Und schließlich hat ihn dieser Hass in den Tod geritten.

Der Holzboden knirschte unter meinen Füßen, als ich in Richtung von Ethans Zimmer ging.
Ich werde mir zurück holen, was mir gehört. Egal, was für Drohungen und Warnungen er mir an meinen Kopf warf.

Er sollte mit Beliath im der Stadt sein, also war das meine Chance.

Ich rüttelte an dem Türknauf, doch er bewegte sich kaum. Verschlossen. Mist.

Glücklicherweise hatte ich ein kleines Messer aus der Küche mitgehen lassen. Mit dem sollte ich das Schloss innerhalb weniger Sekunden öffnen können.

Nachdem ich einige Mal an dem Schloss herum fummelte, machte es ein klackendes Geräusch und ich konnte die Tür einen Spalt breit öffnen. Ein Gefühl von Freude überkam mich.

Bis ich die Stimme neben mir hörte.

"Wie schön, wolltest du dich schon bereit machen und in meinem Zimmer warten, wenn ich wiederkomme?"

Ethan hatte die Arme vor der Brust verschränkt und grinste mich an. Er lehnte sich gegen die Wand und musterte mich, als ich das Messer fallen ließ und vor Schock einen Schritt nach hinten machte.

Er neigte den Kopf schief. "Hab ich dich erschreckt?"

Ich presste die Lippen zusammen.
Nachdem ich nichts sagte, machte er einen Schritt nach vorne.
"Hat es dir die Sprache verschlagen?"

"Ich will meinen Anhänger wieder.", sagte ich entschlossen und ballte die Hände zu Fäusten.

Er wartete einen Moment, bevor sich seine Lippen zu einem feinen Lächeln verzogen. "Und?", fragte er.

Mein Atem stockte und Angst machte sich in mir breit. "Gib mir meinen Anhänger."

"Sollte das ein Befehl sein?" Er hob eine Augenbraue.

"Gib. Mir. Meinen. Anhänger." Meine Stimme bebte vor Wut.

"Wieso sollte ich? Du wolltest in mein Zimmer einbrechen, mein Schatz."

"Nenn mich nicht so!"

"Ich nennen dich so, wie ich möchte.", erwiderte er. "Du kannst mir doch genauso einen Kosenamen geben, Aliza." Meinen Namen zog er so lange wie möglich und ich hasste das Gefühl, was er in mir auslöste, wenn er meinen Namen sagte. Es fühlte sich so schrecklich anders an.

"Schön.", sagte ich trotzig. "Arschloch."

"Ist ja schon Mal ein Anfang." Sein Grinsen wurde breiter.

"Jetzt gib mir meinen verdammten Anhänger! Es ist das einzige von meinem Vater."

Beinahe bettelnd sprach ich zu ihm, in der Hoffnung, dass er mir nur diesen einen Wunsch erfüllte.
Doch seine blauen Augen, die mich verachtend musterten, jagten mir einen Schauer über den Rücken.

"Bitte.", flüsterte ich.

Ich sah wie sich sein Brustkorb hob und senkte, langsam und rhythmisch. Mir war es nie aufgefallen, dass Vampire so etwas wie Atmung überhaupt kennen.

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt