Kapitel 17 • Abschied •

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"Halt still.", sagte Ethan, als wir in seinem Bett saßen und er den Schnitt an meiner Wange verarztete.
Nicht mehr lange und dann geht die Sonne auf. Dann muss ich weg. 
Zurück in die Akademie.

Er hatte mein Kinn angehoben und reinigte die Wunde.
Konzentriert ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, hatte nur Augen für die Verletzung. Hin und wieder trafen sich unsere Blicke, doch die meiste Zeit über sprachen wir kein Wort.

Ethan war wirklich ein guter Arzt. Er erledigte seine Arbeit sauber und penibel und obwohl er ein Vampir war, war ihm das Blut gleichgültig, doch AH FUCK

"ICH HASSE DESINFEKTIONSMITTEL IN EINER FRISCHEN WUNDE.", schrie ich und krallte meine Finger in den Stoff seiner Jacke.

Er grinste hämisch.
"Jetzt stell dich nicht so an. Brennt eben ein bisschen."

"Ein bisschen?", fragte ich spöttisch.
Ich drehte meinen Kopf ein wenig auf die Seite, doch Ethan hielt mein Kinn weiterhin fest.
"Du sadistischer Vampir.", zischte ich.

Er sah mir in die Augen und kam näher. Nur wenige Zentimeter trennten uns. Ich müsste mich nur nach vor lehnen und könnte ihn küssen.

Ethan hatte seine Handschuhe ausgezogen. Als er sie abstreifte und auf die Seite legte, erkannte ich an den Handflächen eine feine Narbe.
Und als er meine Wange berührte, zuckte ich kurz zusammen. Ich war es gewohnt die rauen Handschuhe zu spüren und nicht die weiche Haut darunter.

"Bist du einer Huntress of Night oder ein kleines Baby?", schmollte er.

Ich schnaubte und krallte erneut meine Finger in seine Jacke.
"Desinfektionsmittel ist nicht gerade angenehm."

"Und sich das Leben aus den Adern saugen zu lassen auch nicht. Trotzdem hat es dir gefallen, nicht wahr?"

Ich stockte.
"Es war ... anders.", sagte ich nach einer Zeit. "Irgendwie elektrisierend. Aufflammend."

Er fuhr mit seinem Daumen über meine Lippe. "Anders. Ich denke, das beschreibt uns ganz gut, Ally."

Ich sah hinter ihn zu der Kommode. Auf ihr stand die Spieluhr, die meine Prüfung vollenden würde. Als er meinen starren Blick bemerkte, seufzte er.

"Sieh mich an. Das macht es einfacher."

"Inwiefern einfacher?"

Während er ein Pflaster auf meine Wange platzierte, grinste er wie ein...ja wie ein was? Ein Vollidiot? Ein Kultablabla?

"Du hältst ruhiger, wenn du mich ansiehst.", sagte er und holte noch etwas aus seinem Arztkoffer. "Deswegen wird es jetzt umso schwieriger. Dreh dich um."

Ich war duschen, um mir den Schmutz und das Blut von meiner Haut zu waschen.
Als er mein Shirt anhob, murmelte er irgendetwas unverständliches.

"Ja bitte? Was hast du gesagt?", fragte ich neckisch

"Hab mir nur deinen Rücken angesehen. Sieht entzückend aus.", sagte er spöttisch. "Das Brandmal haben sie in den Jahren echt schöner hinbekommen."

Eine Mondsichel und ein sich überschneidender Mond, wie bei einer Mondfinsternis.

Ich zögerte, doch die Frage brannte auf meiner Zunge.
"Darf ich deines sehen?"

Ich spürte, wie seine Finger über meine Haut wanderten und dann hörte ich das Geräusch, als er das Desinfektionsmittel öffnete.

Nicht. Ausrasten. Ally.

"Ja.", sagte er. "Aber nicht jetzt."

Dann durchfuhr mich der brennende Schmerz.
Ich schrie auf und krallte mich an der Bettdecke fest.

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt