Kapitel 1 •das Gutshaus•

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Die Nacht war heran gebrochen und die Dunkelheit umgab mich, wie eine feine Decke aus Seide. Die Finsternis schmiegte sich an mich. Die Mondsichel am Himmel spendete mir Licht und leitete mir den Weg zum Gutshaus.
Feine Regentropfen bahnten sich den Weg zum Boden und aus der Ferne konnte ich ein leises Donnern hören, es würde ein Unwetter kommen.

In solchen Nächten war ich beinahe neidisch auf Vampire. Sie lebten in der Nacht, in der Dunkelheit. Verborgen und mystisch in ihren Verstecken.
Sie mieden die Sonne, machten keinen Schritt hinaus, ehe die warmen Strahlen nicht verschwunden waren. Sie waren ein Teil der Nacht. So wie ich.

Die glitzernden Sterne in dem wolkenlosen Himmel hatten etwas bezauberndes an sich.
Je näher ich dem Haus kam, desto mehr umklammerte ich die Kette an meinem Arm. Es war das einzige, was mir von meinem Vater geblieben ist. Zwei Anhänger baumelten hinunter und glänzten wie Kristalle.
Damals meinte er, ich solle gut darauf aufpassen. Meine Mutter hingegen wollte mir den Schmuck entreißen und sie vernichten. Doch das ließ ich nicht zu. Stattdessen trug ich sie jeden Tag, wie einen Glücksbringer an meiner Seite.

Von außen sah das Gutshaus nicht bewohnt aus.
Die Lichter waren aus. Schien, als würde keiner in dieser Bruchbude wohnen.
Der Regen wurde stärker, das Donnern lauter und in meinem Augenwinkel erkannte ich das feine Licht, welches von einem Blitz kam.
Ich zog meine Kapuze über den Kopf und meine Handschuhe an. Mein Armband klimperte und wog mich in Sicherheit.

Mit langsamen Schritten näherte ich mich, stets darauf vorbereitet, einen Vampir zu erlegen.

Wie alt sie wohl sein mögen?
100 Jahre? 1000 Jahre?

Nachdem ich Minuten vergeudet hatte, um einen anderen Eingang als die Tür zu finden, öffnete ich sie und trat leise ein.

Die Dunkelheit war auch hier präsent und der Geruch von altem Holz schlug mich wie eine Peitsche ins Gesicht.

Die Treppe, welche nach oben führte, war verstaubt und auch die Eingangshalle hatte bestimmt schon bessere Tage gesehen.
Vielleicht hatte sich die Akademie geirrt und die Vampire von hier waren schon lange fort.

Ich ging in das erst beste Zimmer, welches sich als Bibliothek herausstellte.
Leise öffnete ich die Schubladen.

Ich wühlte in ihnen, suchte die Tische ab und sah mich in dem ganzen Raum um, aber keine Spur von einer Spieluhr.
Als ich das Gefühl hatte, nicht fündig zu werden, stieß ich einen stumpfen Laut aus.
Wo würde ich eine Spieluhr verstecken?
Ich schlug eine der Laden zu und plötzlich bewegte sich eine Vase, die auf dem Tisch stand. Sie wackelte umher und ehe ich sie auffangen konnte, flog sie zu Boden und zerbrach in hundert Stücke.

FUCK

Für einen kurzen Moment wartete ich ab und lauschte der Stille der Nacht.
Nichts. Kein Mucks.

Ich schluckte schwer und bewegte mich in Richtung des Ausgangs.
Vielleicht wäre es eine bessere Idee, morgen wieder zu kommen und heute mit der Suche aufzuhören.
Vielleicht hatte meine Mutter Recht und ich war zu laut, um eine Huntress zu werden.
Ich schüttelte den Kopf, um diesen Gedanken zu verwerfen.
Ich werde ihr beweisen, dass ich dazu in der Lage bin!

"Hallo? Ist hier jemand?"

Eine Stimme erklang und ich spähte aus der Bibliothek.
Ich entdeckte niemanden und machte mich zur Tür auf, doch ... Sie war verschlossen.

Ich rüttelte daran und meine Nervosität stieg mit jeder Sekunde. Diese verdammte Tür war doch noch vor wenigen Minuten geöffnet!

"Fräulein? Wer sind Sie?"

Ich wirbelte um mich. Ein junger Mann mit einer Augenbinde stand vor mir.

Ich riss meine Augen auf und flüchtete in das nächstbeste Zimmer.

Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt