Hunters of Night - Moonlight Lovers FF {ABGESCHLOSSEN}

Kapitel 23 • Wiedersehen •

Als ich das Gutshaus betrat, spürte ich, wie die Anspannung von mir fiel. Es fühlte sich viel zu vertraut an.
Als hätte ich die ganze Zeit gewartet, zurückzukehren.

"Es sind wirklich keine schönen Regeln in der Akademie, Nox.", flüsterte ich.

Dann mach selbst deine Regeln.

"Wenn das nur so einfach wäre. Manche Regeln der Hunters sind wirklich seltsam. Regel 17 besagt, dass Menschen, die in Kontakt mit Vampiren kamen oder bei einer Mission Zeuge wurden, in der  Akademie eine Ausbildung absolvieren müssen. Dementsprechend werden sie mehr oder weniger freiwillig zu Hunter ausgebildet."

Also werden sie gezwungen.

"Ja. Das werden sie."
Mit zaghaften Schritten ging ich weiter.
Regel 17 war bei Hazel der Fall. Ebenfalls einer der Gründe, wieso sie der Akademie den Rücken kehrte.

"Leute?", fragte ich in die Eingangshalle.
Nur Stille und die Nacht waren meine Begleiter. Und Nox.
Ich betrat den Salon und sofort stieg mit der Geruch von Blut in die Nase.

"Da liegt ein toter Körper.", flüsterte ich.
Ich riss die Augen auf und taumelte einen Schritt zurück, als ich den Körper genauer betrachtete.
Das war ein einziges Massaker. Der Tote war über und über mit Blut bedeckt und komplett verunstaltet.

Bist du dir sicher, dass er tot ist? Vielleicht schläft er nur., sagte Nox.

Ich stieß ein genervtes Schnauben aus.
"Er atmet nicht mehr und ist voll mit Blut. Ich bezweifle es, dass er so schlafen wird."

Die Traditionen der Menschen waren schon immer ein Rätsel für mich.

"Du bist ein Geist. Warst du nicht selbst einmal ein Mensch?"
Stille erfüllte meinen Kopf, meine Gedanken. Als würde er darüber nachdenken, welche Antwort er mir Preis gab.

Ich weiß es nicht. Meine Vergangenheit ist ein einziger Schleier.

"Das ist traurig.", flüsterte ich.

Ist es nicht. Ich fühle nichts. Ich sehne mich nur danach.

"Nach was?"

Erneut überkam mich die erdrückende Stille.

Einer Erlösung.

Als ich mich hinkniete, um in das Gesicht des Toten zu blicken, rollte eine zitternde Gänsehaut über meinen Körper. Keine Ahnung, wie lange er schon da lag. Aber ich konnte mit Sicherheit sagen, dass es keiner der Jungs aus dem Gutshaus war. Jedenfalls war es das, was man noch erkennen konnte, bei dem verbrannten Gesicht und dem ganzen Blut, was über seiner Haut verteilt war.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.
Rasant wirbelte ich um und umfasste einen meiner Dolche.
Im nächsten Moment setzte ich bereits die scharfe Seite meiner Klinge auf die Kehle des Angreifers an.

Ich blinzelte einige Male, als ich sein Gesicht sah. Meine Finger zitterten und meine Knie wurden weich.
Vorhin noch fühlte es sich so an, als würde mein Leben erneut zersplittern, und nun setzen sich die Teile wieder zusammen. 
Die Spannung fiel von meinen Schultern.
Mein Herz stoppte, als ich in die erschrockenen Augen von Ethan blickte.

"Sind wir schon von einer Vase zu einem Messer umgestiegen?", fragte er.

"Oh mein Gott!" Ich ließ den Dolch klirrend zu Boden fallen.

Es gibt keinen Gott., nuschelte Nox.

Ich ignorierte seine Worte.
Erleichterung überkam mich und meine Kehle wurde so eng, dass ich kaum Luft bekam.
"Es tut mir leid."
Ich warf meine Arme um seinen Hals und drückte ihn ganz fest an mich.
Ich sog seinen vertrauten Geruch ein und seufzte laut auf.
Seine Hände fuhren über meinen Rücken und er presste sich an mich, als hätte er Angst, ich würde jeden Moment wieder fort sein.
"Du bist hier.", flüsterte er. "Du bist wieder hier."