~Erklärungen~

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Elina POV:

Morgen würde ich in den Urlaub fahren und eigentlich wollte ich mich heute ausruhen, doch ich hatte irgendwie ein schlechtes Gefühl. Ich musste mich einfach mit Bastian treffen, er war mittlerweile aus seiner kleinen Wohnung ausgezogen und hatte jetzt eine zwei Zimmer Wohnung, wo Kara mit ihm einzog. Die meisten Kartons waren schon da.
Ich saß mit Bastian zusammen in seinem bereits eingerichteten Wohnzimmer.
"Ich muss mit dir reden. Das hatte ich ja schon gesagt." fing ich an.
Er hilt mir eine heiße Kaffeetasse hin, die ich dankend annahm.
"Was gibt es? Du siehst besorgt aus. Stimmt etwas nicht?" fragt er ebenfalls besorgt.
"Weißt du noch als wir drei, Sophia, du und ich in deinem Kinderzimmer saßen und du verärgert darüber warst, dass Kara dir nur Liebe vorgespielt hat?"
Er lachte.
"Ja, das weiß ich noch, dann haben Sophia und ich einen Plan gemacht wie ich Kara beeindrucken könnte."
Ich lächelte.
"Weißt du, mir war deine Beziehung zu Kara von Anfang an wichtig. Wir sind Menschen, wir machen doch alle Fehler. Du bist einer meiner besten Freunde. Wenn mir niemand zuhört, bist du immer da und deine Ratschläge sind manchmal genau das was man braucht oder besser gesagt das was man hören möchte." fing ich an mir von der Seele zu reden.
"Weiß du, uns allen ist eure Beziehung wichtig und Kara liebt dich wie verrückt. Du weißt, sie würde dich niemals anlügen."
Er seufzte und nickte.
"Die Jungs sagten auch sowas." sagte Bastian, das hieß das Lucian meiner bitte nach gegangen war. Ich sah in Bastians grün glänzenden Augen.
"Bastian du weißt, ich bin auf keiner Seite. Weder auf deiner noch auf der von Kara. Wir sind ein Freundeskreis und ich fühle mich verpflichtet dir einiges zu erklären. Du stehst unter enormen Studium Stress und willst deine Zukunft durch harte Arbeit absichern, das verstehen alle." Er hörte mir in Ruhe zu und unterbrach mich kein einziges Mal.
"Es ist leider oft so, dass Mütter und auch Väter einen stark ausgeprägten Beschützer Instinkt haben."
"Du willst auf meine Mutter hinaus!" sagt er klagend und klatscht seine Hände entgeistert auf seine Oberschenkel.
"Ich greife niemanden an, sieh mal Bastian. Deine Mama mag Kara nun mal nicht und das ist halt so, man kann nicht jeden mögen. Es kann auch sein, dass die Freundin meines Vaters Hazel und mich nicht mag. Das wissen wir nicht. Wenn wir jemanden lieben, wollen wir möglichst wenig unsere negativen Eigenschaften und Gefühle preisgeben. Ist das nicht das normalste der Welt, das Schwiegermütter oder generell die Mutter des Partners die Person mit der man zusammen ist nicht mag?"
"Ja schon." überlegt Bastian.
"Ich bitte dich darum, Kara nicht von dir zu stoßen, es Tut mir leid, dass zu sagen, Kara hat recht. Diese Jahrelange Beziehung von euch beiden, wenn sie kaputt geht, dann zerstört sie euch beide von innen. Ihr liebt euch so sehr. Ich verstehe, du hast viel stress und deswegen lässt du auch mal deine Frust raus, aber vergiss nicht, was Kara dir bedeutet oder liebst du sie nicht mehr? Ist das immer noch die Racheaktion, die immer noch nicht geendet ist?"
Er schien beleidigt zu sein.
"Ich dachte, du kennst mich Elina."
"Ja, das tue ich. Doch verstehe ich nicht, wie du auf deine Mutter hören wolltest..."
"Ich sage manchmal aus Frust etwas, was ich nicht wollte. Ich weiß, dass Mama, Kara hasst." seufzte er.
"Du weißt es?" fragte ich empört.
"Ja." stöhnte er.
"Sie hasst sie, weil ich wegen ihr nicht nach London gezogen bin. Sie wollte, dass ich einen sehr hoch anerkannten Abschluss mache. Ich habe das alles für Kara weggeschmissen und Mama hat jahrelang dafür gespart und sie ist sauer. Ja, sie ist sauer, aber verdammt ich bereue es nicht!" sagte er entschlossen.
"Es ist mir schon stress genug hier in Deutschland, stell dir Oxford vor. Das wäre meine persönliche Hölle. Viele wissen das nicht, aber ich mag es nicht zu lernen. Ich mache das nur, um einen guten Abschluss hinzulegen und später etwas Erfolg zu haben. Es gibt nur eine Frau in meinem Leben. Das ist Kara und das wird sie bleiben!" sagte er fest entschlossen.
"Ich bin stolz auf dich Bastian. Das weißt du oder?" fragte ich ihn. Er nickte.
"Wir sind alle so beschäftigt mit unserem eigenen Kram, aber die Vergangenheit nimmt uns alle mit. Kara nimmt es Helen immer noch übel, dass sie gegangen ist. Nicht das sie sich nach der Trauerfeier gemeldet hätte, das hat sie nicht." seufzte ich.
"Sie traut sich nicht. Unter anderem will sie Lucian nie wieder sehen." lachte Bastian.
"Was warum?" fragte ich ihn neugierig.
"Er hat sie eiskalt abserviert, so richtig und das war der Grund, weswegen es zum Streit kam und sie gegangen ist." erklärte mir Bastian.
Mir blieb der Mund offen stehen, das hörte ich zum ersten Mal.
Lucian hat Helen abserviert? Warum hat mir Lucian davon nichts erzählt?
"Du wusstest es nicht, das habe ich mir fast schon gedacht." sagte er und trank aus seinem Becher.
"Wow. Er hat es mir nie erzählt, weil ich mich schlecht gefühlt hätte."
Bastian nickt.
"Lucian steht nun mal nicht auf Helen, das war schon immer so." sagt er achselzuckend.
"Er lässt mich auch nicht los." seufzte ich.
"Warum sollte er? Er hat dich doch rum gekriegt." lachte er.
Er sah mich an und sein Lächeln verschwand als er sah wie mein Gesicht sich verzerrte.
"Warum guckst du so Ernst? Er hat dich doch rum bekommen? Habe ich recht?"
Er sah mich eine Weile fassungslos an.
"Du spielst ihm falsche Liebe vor!" warf er mir vor.
"Er weiß das, darüber haben wir geredet und es ist ihm anscheinend egal. Warum auch immer! Ich habe ihm gesagt, er soll endlich ein nettes Mädchen fragen, ob sie ausgehen will und ich versuche auch mein Glück, doch er hängt irgendwie an mir." Bastian schien das nicht verdauen zu können.
"Ihr führt eine Freundschaft Plus?!"
"Naja eher Minus, aber sowas gibt es ja nicht."
"Ihr, also ihr, was soll ich sagen? Ihr..."
"Wir teilen das Bett nicht, falls du das meinst."
Er schien nach dieser Aussage noch besorgter zu sein.
"Ich bin etwas psychisch krank Bastian." gab ich ehrlich zu.
"Ich schaffe es nicht, eine komplett erfühlte Beziehung zu führen und der arme Lucian will es einfach nicht aufgeben. Er tut so viel für mich." sagte ich niedergeschlagen.
Bastian schien keine Worte zu finden.
"Was soll ich da noch sagen, Elina? Da gibt es nun mal nichts zu sagen. Alles hat Folgen und Nachwirkungen, du hast nun mal solche und es hat mich gefreut zu hören, dass Lucian gut damit umgeht."
"Ich habe vor im Urlaub viel nach zu denken. Ich will wissen, was ich möchte, wie ich mir meine Zukunft vorstelle, wie es weiter gehen soll! Ich mein, ich habe auch das Recht auf ein erfülltes Leben!" Er nickt zustimmend.
"Tu aus Mitleid nur nichts falsches. Lucian muss klar sein, dass er dich nicht kriegt, wenn du es nicht willst. Tu nur nichts, was du nicht willst!" warnte er mich.
Ich nickte.
Meine Tasse war leer und ich stellte sie auf dem Glastisch ab.
"Du musst wahrscheinlich gehen. Ich wünsche dir einen angenehmen Urlaub. Erhol dich und denk über alles nach!" sagte er und ich umarmte ihn.
"Danke Bastian. Wir sehen uns."
Ich lief zu der Haustür und öffnete sie, dann verließ ich die Wohnung.
Kühle Luft umhüllte meinen Körper. Es ist kalt geworden und ich trug dünne Kleidung. Ich ging über den Gehweg zu den Parkplatz Blöcken und sichtete mein Auto. Ich musste etwas weiter weg parken, da ich keinen Platz gefunden hatte. Diese Gegend war schön, man sah überall Bäume und fühlte sich wohl. In dieser Kleinstadt fühlte ich mich am sichersten, am wohlsten. Das hier war mein Zuhause. Ich kam an meinem Auto an und stieg ein.
Ich atmete tief ein, ich würde zwar nur für einige Wochen verreisen, doch wusste ich, dass ich mich am meisten auf die Rückkehr freuen würde.
Ich ließ den Motor aufheulen und fuhr los.
Bastian wohnte nur zehn Autofahrt Minuten entfernt. In ruhigen und leeren Stunden sogar noch weniger.
Ich parkte auf unserem Parkplatz und stieg aus.
Kara müsste da sein, genauso wie Papa.
Ich trat in den Vorgarten und fuhr meine Hand durch den ganzen Lavendel.
Mama liebte frischen Lavendeltee. Genau deswegen hatten wir vier Sträucher voller Lavendel im Vorgarten und von unserem Hintergarten bräuchte ich gar nicht sprechen. Keine Ahnung, wie viele dort waren. Mamas Garten war wunderschön!
"Ich vermisse dich, Mama."
Jemand legte eine Hand auf meine Schulter.
Ich zuckte zusammen.
"Papa!" beschwerte ich mich.
Er lächelte.
"Was ist los Lina? Du siehst bedrückt aus!" Er sah mich besorgt an. Ich hatte seine braunen Augen, Hazel hatte Mamas Augen. Es war nur ein minimaler Unterschied, aber er war da. Papas Augen waren dunkler und Mamas etwas heller. Es bemerkte nur keiner.
"Papa alles gut. Ich werde dich vermissen!" Ich umarmte ihn.
"Ach Elina, das werde ich auch. Sag Anna, sie soll auf dich aufpassen!" lacht er.
"Papa! Ich bin alt genug!" sagte ich beleidigt.
"Ja das bist du. Passt beide auf euch selber und auf die andere auf. Die Welt ist schrecklich." Ich löste mich von ihm.
"Warum so pessimistisch?" Ich wackelte mit den Augenbrauen.
"Ach Gott. Wie machst du das nur?" lachte er.
Ich konnte so ziemlich alles. Meine Ohren, Augen und Nasenflügel bewegen und nichts davon konnten meine Eltern oder Hazel. Ich konnte meine Augen auch verdrehen, so das man die Pupille nicht mehr sah.
Hazel hatte mich als ich jünger war als die Teufelstochter abgestempelt.
"Ich verstehe nicht wie ihr das nicht könnt und ihr versteht nicht wie ich das alles kann." lachte ich.
In der Grundschule war ich begeistert darüber gewesen, da alle das lernen wollten und nur einige es konnten. Ich war super Stolz auf mich gewesen. Was für eine Zeitverschwendung!
Ich brauche sowas sowieso nie im Leben.
"Ja, da hast du recht." sagte Papa und sah genauso wie ich auch, Gedanken verloren den Lavendel an.
"Ich vermisse sie auch. Sie ist früh von uns gegangen und keiner hatte die Möglichkeit ein letztes Mal mit ihr reden zu können. Von Angesicht zu Angesicht, manchmal vermisse ich es einfach ihre Stimme zu hören und sehe mir die Videos an, die wir gemacht haben als ihr klein wart." sagte er verträumt.
"Also Anna hat dir keinen Hinweis darauf gegeben, wohin es geht?" fragt Papa mich.
Ich schüttelte den Kopf.
"Nein."
"Ach Kind du frierst. Ich rede dir die Ohren voll und du sagst nichts!" sagte Papa als ich meine Arme um mich legte.
Ja, ich fror tatsächlich.
"Komm lass und rein gehen und einen Tee zu zweit trinken, vielleicht ist es auch das letzte Mal, dass wir ihn zu zweit trinken."
Er war heute definitiv Pessimistisch drauf.
Ich folgte meinem Vater in das Haus und fühlte die warme Herzlichkeit meines Zuhauses.

Always Your Slave, Jay's Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt