Nachhilfe Kapitel 32

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Geschichte ging relativ schnell vorbei. Wir mussten meistens- so auch heute- nur irgendwelche Texte lesen und zusammenfassen. Noch mal eine kurz Zusammenfassung über alle Themen, die wir durcharbeiten sollten. Für diejenigen, die ihr Abitur mündlich und Geschichte machen wollten, wozu ich gehörte. Eigentlich musste man sich diese Zusammenfassungen selber schreiben, aber unser Lehrer meinte, dass das nur ein wenig Grundwissen war, um zumindest zu bestehen. Alles weitere mussten wir natürlich selbst erarbeiten. Trotzdem war ich froh drum. Da ich vertieft in die Aufgaben war, merkte ich nicht, wie schnell die Stunde um war. Erst als unser Lehrer meinte, wie dürfen gehen. Hastig packte ich mein Zeug zusammen, stopfte alles in die Tasche und wollte schon abhauen, doch ich wurde aufgehalten. Warum den ausgerechnet jetzt. „ Tobias bleiben sie bitte noch einen Moment.", bat mich mein Lehrer. Kurz sah ich mich um. Die Jungs waren immer noch da und hatten ein fieses grinsen auf den Lippen. Ich war geliefert. Seufzend ging nach vorne und blieb vor dem Pult stehen. „ Geht es dir gut? Ich hab's von Frau Staudt erfahren. Wenn was sein sollte, du kannst immer mit uns reden. Jede Lehrerin und jeder Lehrer wird ein offenes Ohr für dich haben." Warum machten die sich jetzt alle wieder sorgen. Das Thema war durch, ich in der Schule. Das hieß doch schon, dass ich wieder einigermaßen fit war. Wenn ich das jetzt mit jedem Lehrer durchkauen durfte, dann gute Nacht. Hatten die keine anderen Probleme, als sich um ihre Schüler zu sorgen, für die sich die meisten doch eh nicht interessierten? Die meisten täuschten das doch eh vor. „ Mir geht's gut. Machen sie sich keine Sorgen.", erwiderte ich. Da war das Interesse schon wieder weg und er stand auf. Endlich. „ Gut das wollte ich nur wissen." Damit verschwand er dann aus dem Raum. Hastig packte ich den Rest meiner Sachen zusammen, doch als ich aufsah, stand Lukas vor mir. Scheiße. Ich wich nach hinten aus, doch da stieß ich bereits gegen jemanden, der mich an den Armen packte. Konnte Stegi mich einmal pünktlich sein? Wahrscheinlich hing er noch im Unterricht. Wir hatten wahrscheinlich zu früh Schluss und er kam bei meinem Glück später. Eine Spanne von zwölf Minuten, die ich durchhalten musste. Maximal hoffe ich. Wobei ich konnte einfach schreien. Doch ich bekam nicht mal den Lippen auseinander, da drückte sich schon eine Hand auf meinen Mund. „ Ein Mucks und du wirst dir wünschen, dass du nie was gesagt hast. Klar?" Verängstigt nickte ich. Was anderes blieb mir aber auch nicht übrig. „ Keine Angst, da du schwul bist, wird dir das sicher gefallen.", kam es von einem der beiden, mit einem fiesen grinsen im Gesicht. Als seine Hand sich dann an meinem Gürtel zu schaffen machen wollte, fing ich an wie wild zu zappeln und zu schreien. Ich versuchte ihm in die Hand zu beißen und mit meinem gezappel irgendwen zu treffen, sodass sie mich los ließen. Plötzlich wurde ich an den Armen einfach hoch gehoben. Schrill quiekte ich und trat nach hinten. Doch da landete schon eine Faust in meinem Gesicht. Ich meinte etwas knacken zu hören. Schmerzvoll schrie ich auf, woraufhin noch eine Faust in meinem Gesicht landete und mein Auge traf. Tränen liefen mir vor Schmerz die Wange hinunter. Augenblicklich sackte ich zusammen, als ich losgelassen wurde. Blut tropfte aus meiner Nase auf den Boden. Ich versuchte innerlich abzuschalten. Sollten sie doch mit mir machen, was die wollten. Es war mir egal. Ein tritt in die Seite ließ mich wimmern. Ich hatte das Gefühl wieder alle blauen Flecken spüren zu können. Mein Körper schmerzte einfach nur noch. Die Tür wurde aufgerissen, aber ich konnte nicht sehen, wer es war. Die Stimme verriet es mir aber. Es war meine Tutorin. „ Was erlauben sie sich eigentlich!? Für sie endet der Schultag jetzt. Sie sind vorläufig suspendiert, bis wir wissen, was wir mit ihnen machen. Jetzt verschwindet!", schrie sie wutentbrannt. Eine Hand legte sich an meine Schulter. Sanft und warm. Sie gehörte nicht Rafi, dass wusste ich sofort. Es war Stegis kleine Hand. Vorsichtig half er mir mich aufzurichten. Vor Schreck hätte er mich fast wieder losgelassen. Doch er hielt mich weiter fest und lehnte meinen Körper gegen sich, ehe er mir half aufzustehen. Jemand zweites griff mir unter die Arme hielt mich aufrecht. Die nächsten Minuten nahm ich eher als Stunden war, wenn ich sie überhaupt wahrnahm. So klar, wie ich ins Sekretariat auf diese Liege gekommen war, wusste ich das nämlich nicht. Meine Erinnerungen setzten erst wieder klar ein, wo ich mich setzen sollte. Sofort wurde ich nach hinten gedrückt, sodass ich irgendwie mit dem Oberkörper auf der Liege lag und meine Beine runter baumelten. Ich spürte etwas nasses an meiner Nase. Leicht öffnete ich die Augen und sah dass Stegi dabei war das Blut von meinem Gesicht zu wischen. Das Tuch war schon an fast allen Stellen rot getränkt und aus meiner Nase lief immer noch neues nach. „ Es tut mir leid Tobi. Hätte ich geahnt, dass sowas passiert, hätte ich dich nie in die Schule gelassen. Geht's einigermaßen?", fragte er sanft nach und nahm ein neues Tuch, um das Blut weg zu wischen. Leise zischte ich auf, als er an meine Nase kam. Wenn ich Pech hatte gebrochen. Ein träges nicken kam von mir, zu mehr war ich nicht fähig. „ Ok ich hab vorsichtshalber mal den Krankenwagen gerufen. Da sollen Fachleute mal drüber schauen. Kommt ihr so weit klar, dass ich euch kurz alleine lassen kann?", wollte sie wissen und schaute dabei ganz besonders mich an. So schlimm sah ich nun auch nicht aus. Gedanken könnt ihr euch machen, wenn ich umkippe. „ Ja denk schon. Können sie mir bitte Rafael und Tim hoch schicken. Die beiden würden ihm ganz gut tun. Außerdem sucht Tim uns wahrscheinlich eh.", antwortete Stegi. Eigentlich wollte ich ja nicht, dass Rafi mich noch mal so sah, aber da führte wohl kein Weg dran vorbei. Zur wehr setzten konnte ich mich eh nicht. Mein Körper lief schon auf Sparflamme, da war nichts mehr. Auch keine Kraft, irgendwas von mir zu geben. Ich wollte einfach nur schlafen und nicht mehr aufwachen.

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt