Nachhilfe Kapitel 11

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Meinen gesamten Körper spürte ich gar nicht mehr. Mir tat alles weh. Trotzdem versuchte ich mich auf zu richten, was mir wieder schwarze Punkte vor Augen führte. Zumindest kniete ich jetzt mal. Völlig erschöpft kroch ich auf allen vieren zu meinem Schreibtisch und zog mich an der Tischkante unter enormer Anstrengung hoch. Mit einem stummen Schrei ließ ich mich auf meinen Stuhl fallen. Ich spürte gerade wirklich jeden Knochen unter meiner Haut schmerzen. Auf die Erfahrung hätte ich gern verzichtet. Mein Handy lag noch auf dem Schreibtisch, welches ich auch unter Schmerzen zu mir her zog. Wenn ich hier weg wollte, brauchte ich dringend Hilfe. Das Display war leer. Nur eine Nachricht von Rafi.

Verdammt bist du ok? Man hört deinen Vater bis hier draußen. Soll ich Hilfe holen?

Nein. Ich komm gleich.

Antwortete ich ihm schnell. Die Nachricht war sieben Minuten her. Hoffentlich hatte er nicht inzwischen Hilfe geholt. Schwerfällig erhob ich mich und sackte beinahe wieder zusammen. Ich hatte unterschätzt, wie schmerzhaft stehen war. Großteilig stützte ich mein Gewicht auf die Arme, da diese am wenigsten weh taten. Schritt für Schritt hangelte ich mich an Möbelstücken entlang zu meinem Schrank. Davor ließ ich mich zu Boden sinken. Meine Beine hätten sowieso gleich nachgegeben. Einen Moment schloss ich die Augen und atmete tief durch. Danach griff ich nach der Sporttasche, die dort drin lag. Notdürftig nahm ich die obersten Klamotten vom Stapel und stopfte sie in die Tasche- alles weitere würde ich mir vorerst irgendwo leihen.- Dafür konnte ich zum Glück sitzen bleiben und meine Arme zu bewegen tat nicht all zu sehr weh, wenn ich meinen Oberkörper nicht bewegte. Schulordner und Bock folgten dem noch, wobei ich wieder zu meinem Schreibtisch zurück kroch. Mein Handy angelte ich noch vom Tisch und steckte es ein, ehe ich mich an der Tischplatte wieder hoch zog. Ich schleppte mich zur Tür, wobei ich die letzten Schritte vor Schmerz einfach nur stolperte und mich an der Türklinke festkrallte, um nicht zu fallen. Das ich diese nicht mit abriss wunderte mich sehr. Die Treppe war noch mal eine ganz andere Anstrengung, aber dadurch das ich mich am Geländer runter hangeln konnte und mich so nicht zu sehr auf die Beine stützen musste, kam ich runter. Meine Schuhe band ich nicht mal, als ich reingeschlüpft war, ich lief einfach nur raus. Die auf und ab Bewegung hatte mir große schwarze Punkte vor Augen getrieben, die nicht vollständig verschwanden. Draußen sackte ich vor Anstrengung einfach nur zusammen. Doch entgegen meiner Erwartung schlug ich nicht auf dem Boden auf. Jemand fing mich auf und ließ sich mit mir zu Boden sinken. „ Oh Gott, was ist passiert... Tobi hey hörst du mich?", fragte jemand besorgt. Die Stimme hörte ich wie durch Watte, aber es war dennoch klar Rafis Stimme, welcher auch sanft an mir rüttelte. Keine Ahnung, ob ich nickte, oder mich gar nicht bewegte. Zumindest hören tat ich ihn noch und seine Berührungen spürte ich auch noch. „ Tobi verdammt. Tu mir das nicht an.", flüsterte er mir ins Ohr. Ich konnte deutlich Sorge und Trauer heraus hören. Unter Anstrengung und mehreren Versuchen bekam ich meine Augen endlich zumindest so halb auf. Zuerst sah ich noch verschwommen, dann klärte sich meine Sicht und ich fixierte Rafi. „ Oh Gott, ich hab mir solche Sorgen gemacht. Es ist glaube ich besser, wenn wir dich erstmal ins Krankenhaus bringen.", hauchte er und strich mir durch die Haare. Es war lieb gemeint und sicher nicht verkehrt, aber gerade wollte einfach nur meine Ruhe. Zumal es im Krankenhaus einige Probleme geben würde, mit denen ich mich gerade nicht auseinandersetzen wollte. „ Bitte nicht. Kannst du mich zu Stegi bringen?", bat ich schwach. Erstmal einfach nur hier weg. Ich wollte Rafael keine Probleme machen und seine Familie, die ich nicht mal kannte, würde sich dann auch nur unnötige Sorgen machen. Stegi kannte mich, auch wenn es mir schlecht ging und konnte mir besser helfen. „ Tobi ich will dir wirklich nur gutes. Selbst wenn nichts ist, es ist nur zur Sicherheit." Das würde ich ihm nicht ausschlagen können. Also ein Kompromiss. „ Rafi, Stegis Mutter ist Ärztin. Wenn du unbedingt willst, wird sie drüber schauen." Gelogen war es nicht und mir war es so auch lieber. Machte es weniger kompliziert. „ Gut, dann halt so. Wir bringen dich jetzt erstmal hier weg." Rafael griff mir unter die Arme, trug so einen Großteil meines Gewichts, wenn nicht sogar fast alles. Es musste ein merkwürdiges Bild abgeben. Aber die Blicke waren gerade das kleinste Problem. „ Tobi wo willst du bleiben? Zurück kannst du ja nicht.", fragte er mich, als wir ein Stückchen gelaufen waren. Ja gute Frage. Erstmal auf jeden Fall zu Stegi und da würde ich das Wochenende bleiben. Gerade brauchte ich einfach Abstand zu allem, was ich mit dem Streit verband. Und das war halt auch Rafi, selbst wenn ich ihn gerne bei mir gehabt hätte. „ Nimm es mir nicht übel, aber ich werde das Wochenende erstmal bei Stegi verbringen." Zwar wirkte er ein bisschen traurig, schien es mir aber in keinster Weise übel zu nehmen. Er wollte nur das beste für mich. „ Und danach? Ich kann dir anbieten, zu mir zu kommen. Auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen und du meine Familie gar nicht kennst. Sie werden dich herzlich aufnehmen.", bot er an. Mega lieb von ihm, aber ich kannte ihn noch nicht all zu lange, wie er selbst gesagt hatte und auch wenn er mein fester Freund war, war ich mir nicht sicher, ob ich sofort zu ihm ziehen wollte. Stegi kannte mich einfach viel länger und wusste auch eher, wie ich tickte. „ Ich werde bei Stegi bleiben, wenn ich darf. Nichts gegen dich, aber er kennt mich viel länger und bei ihm fühl ich mich im Moment wohler. Ich muss das erstmal verarbeiten und du erinnerst mich daran.", murmelte ich bedrückt. „ Schon ok. Auch wenn ich dich lieber bei mir hätte. Bei Stegi bist du in guten Händen." Trotz des traurigen Untertons in seiner Stimme, war er ehrlich zu mir und meinte es genau so, wie er es sagte. Abermals wurde mir ein wenig schwarz vor Augen und ich stolperte nach vorne. Rafael griff mir um die Hüfte, um mich auf zu fangen. „ Tobi soll ich dich vielleicht huckepack nehmen? Ich will nicht, dass du mir umkippst und dir vielleicht den Kopf aufschlägst." Ich schüttelte den Kopf und krallte mich stärker an Rafael fest. Zum Glück war es nicht mehr all zu weit.

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt