Nachhilfe Kapitel 17

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„ Gut. Du weißt hoffentlich, dass ich das trotzdem nicht gut heiß. Ich geh dir was zum anziehen holen. Schulsach hast du ja." Man merkte Stegi deutlich an, dass er wirklich dagegen war. Aber er konnte mir genauso gut nichts aus dem Kopf schlagen. Ich liebte den Typen. Also als Freund. Wirklich lieben tat ich nur Rafi. Problem nur, mir fehlten die Englisch Vokabeln. Und die waren nicht erst seit Freitag auf. „ Hausaufgaben dafür nicht." Das war's dann wohl mit der Streak. Meine Hausaufgaben hatte ich tatsächlich das letzte mal in der Mittelstufe vergessen. Keine Ahnung wie ich das geschafft hatte, wenn ich mir so gut wie nie Hausaufgaben aufschrieb und eigentlich unmotiviert af war. Es war mir nicht mal so wichtig, irgendwie war es dann aber schon so ein bisschen blöd. „ Tobi du lagst das Wochenende flach. Jeder Lehrer zeigt dafür Verständnis.", versuchte Stegi mir mein schlechtes Gewissen zu nehmen. Was Hausaufgaben anging war ich ja schon streng mit mir selbst, aber unser Englischlehrer war da noch mal strenger. Vergessene Hausaufgaben waren gleich Strafarbeit, egal mit welchem Hintergrund. Und so ne Strafarbeit hatte es meist in sich, dass wusste auch Stegi. Da hatte ich jetzt nicht so Bock drauf. Zumal dann wahrscheinlich ein Kommentar kam wie, dann hättest du sie davor gemacht. Hattest ja ne Woche Zeit. Vielleicht konnte ich in der Pause noch ein bisschen was abschreiben, damit es so aussah, als hätte ich sie gemacht. „ Die Englisch Vokabeln haben wir aber nicht erst seit Freitag auf.", erinnerte ich Stegi, obwohl ich mir sicher war, dass er das noch wusste. Damit wusste er auch, dass es nicht um irgendeine Fach ging. In den anderen Fächern wäre es mir egal ob ich die Hausaufgaben hab oder nicht. Stegi konnte mir sein Heft leider auch nicht geben, da wir nebeneinander saßen. Ob es überhaupt funktionieren würde, war dann das andere. Man ich wollte keinen drei Seiten Aufsatz über so n scheiß Thema schreiben, was keinen interessierte. Dazu war mir meine Zeit definitiv zu schade. „ Und kann ja keiner ahnen, dass es dir so scheiße gehen wird. Ich bin der Meinung, er akzeptiert das.", munterte Stegi mich auf und legte mir mitfühlend eine Hand auf die Schulter. Er strahlte wirklich Zuversicht aus. Hätte ich auch gerne. Nie und nimmer würde er mir das durchgehen lassen. Da hätte ich direkt nach der Stunde bis heute flach liegen müssen, damit er mir das durchgehen ließ. Schule war ätzend. „ Wie weit musstet ihr den abschreiben? Eventuell kann ich dir mein Heft leihen.", versuchte Tim mich auf zu muntern. Etwas Hoffnung flammte in mir auf. Das wäre ein Traum. „ Bis Unit drei Part B.", antwortete Stegi an meiner Stelle. Ich hätte es nicht gewusst. Es waren aber über zwei Seiten. Nie und nimmer würde ich das in der Pause selbst noch abgeschrieben bekommen, wenn Tim es nicht hatte. Da müsste ich mir fünf Leute holen, die gleichzeitig Vokabeln mit mir abschreiben, um fertig zu werden. Warum mussten wir auch diese verdammte dritte Spalte mit abschreiben? Zu jeder Vokabel noch mal einen oder zwei unnötige Sätze zur Anwendung, die niemandem etwas nutzten. „ Wir sind schon bei C. Dann geb ich dir in der Pause mein Heft. Brauchs halt in der ersten Stunde selber." Tim war ein Engel. Hätte ich keinen Freund, würde ich ihn gerade abknutschen. „ Danke Tim.", meinte ich glücklich und umarmte ihn vorsichtig. Ich versuchte ein schmerzvolles Zischen zu unterdrücken, als Tims Körper sich leicht gegen die schmerzenden Stellen drückte. Fest biss ich meine Zähne aufeinander, um den Schmerz erträglicher zu machen. Zum Glück ließ er schnell von mir ab, sodass nur noch ein dumpfer Schmerz zurück blieb. „ Kein Ding. Mach dich fertig, es ist kurz nach sieben.", wies mich Rafi nun zu Eile an. Langsam richtete ich mich auf. Mir tat mein gesamter Oberkörper und mein Schienbein unglaublich weh. Trotzdem quälte ich mich hoch. Der Tag wird grausam. Ich quälte mich die Treppe hoch ins Bad, wo ich geschwind eine Katzenwäsche machte. Stegi brachte mir noch Klamotten und verschwand dann wieder. Mit verkreuzten Armen griff ich mein Shirt und zog es mir aus. Ich kam nicht umhin, meinen Blick nach unten wandern zu lassen. Fast mein gesamter Oberkörper war bedeckt von blauen Flecken. Gesund sah das nicht aus. Seufzend griff ich das neue Shirt und zog es mir über. Schnell tauschte ich noch Hose und Boxershorts. Ich warf einen letzen Blick in den Spiegel. Ein wenig verpennt, aber man merkte mir nicht an, was am Wochenende passiert war. Als ich wieder runter kam, stockte ich mitten auf der Treppe. „ Ich heiß es immer noch nicht gut, dass er mitkommt.", hörte ich den blonden flüstern. So typisch Stegi. Immer machte er sich Sorgen um andere. Passte gut zu seinem Charakter. Er sollte mal zurück schalten und mehr an sich denken. Und eventuell noch Tim. Je nachdem was zwischen den beiden war. „ Stegi du hast selbst nach gegeben.", erwiderte Rafi ruhig. Bei Stegi würde er da gerade aber nicht sehr weit kommen. Der war schon genervt, dass ich mich durchgesetzt hatte. Ich blieb leise und lauschte weiter. Ein schlechtes Gewissen hatte ich deshalb nicht. Stegi hatte mir seine Meinung ja offen gesagt. „ Denkst du nicht, ich weiß das nicht selbst Rafi.", zischte Stegi. Da wurde jemand aber genervt. Fast hätte ich sogar gesagt, ich bleib ihm zu liebe zuhause. Doch fehlen war ein no go und ich wusste, dass Stegi genau so dachte. „ Hört auf. Alle beide. Tobi ist alt genug, ihr hättet ihn eh nicht daran hindern können mitzukommen. Und ich denke, er ist in der Lage seinen Körper ein zu schätzen. Solang immer jemand von uns da ist, musst du dir doch keine Sorgen machen.", beruhigte Tim ihn. Schon süß die beiden. Das war wahre Freundschaft. Sowas fand man echt nicht alle Tage. Ein wenig beneidete ich ihn um die Freundschaft mit Tim schon. „ Schon aber, ach du verstehst das nicht Tim.", schnauzte Stegi ihn an. Ich merkte trotzdem, dass er das gar nicht wollte und er am liebsten einmal kurz laut schreien würde, um seinem Frust Platz zu machen. Ich beschloss jetzt nach unten zu gehen. Wir mussten langsam eh los und länger nur rumstehen und die drei belauschen wollte ich eh nicht. Zumal ich Stegi ein wenig beruhigen wollte. So ganz schien er mir nicht zu glauben. Gut ich log auch ein wenig. So ganz schmerzfrei war ich noch nicht. „ Oh doch. Du hast sowas nach deinem Unfall auch schon abgezogen und auch wenn ich mir Sorgen gemacht hab, hab ich dich machen lassen. Tobi hört genauso wenig wie du auf jemanden." Wie recht Tim damit hatte. Ich stand nun unten bei den drein. Sofort zog mich Rafi zu sich und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Ich richtete meinen Blick zu Stegi und sah ihm tief in die Augen. Er sollte mir glauben. „ Stegi bitte mach dir keine Gedanken. Mir geht es gut, wirklich. Mach dich nicht selbst verrückt." Stegi seufzte resigniert auf. Ich wusste, dass er mir glauben wollte, es aber nicht konnte. Dennoch würde er mich gehen lassen. „ Ach Tobi, ich mach mir doch nur Sorgen um dich."

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt