Eine Antwort konnte keiner von uns geben, da es an der Tür hämmerte. Ich hatte das Gefühl, dass er gleich ein Loch in die Tür schlagen würde. Besonders stabil war diese nicht. Mir liefen wieder kleine Tränen die Wangen hinab. Ich hatte Angst. Gewaltige Angst. Er würde mich wahrscheinlich in der Luft zerfetzen. Und diesmal würde ich nicht nur in Ohnmacht fallen und mir ein paar blauen Flecken davon kommen. Sanft küsste er mich noch mal auf die Stirn. „ Wer oder was ist da drin? Kommt sofort raus." Rafael schob mich hinter sich und stand dann auf, um sich schützend vor mich zu stellen. Stegi und Tim taten es ihm gleich. Zum Glück den die Tür hielt dem kaum stand und sprang kurze Zeit später auf. „ Hier streckst du.", knurrte mein Vater, lallte aber deutlich. Ängstlich kroch ich nach hinten unter den Tisch, auch wenn es mir schmerzen bereitete. Tim stellte sich bereitwillig in den Türrahmen, damit mein Vater nicht durch die Tür kam. Doch er schubst Tim einfach zur Seite, sodass er auf dem Boden landete. Wahrscheinlich hatte er mit derartigem Druck einfach nicht gerechnet. Ich presste mich an die Wand um möglichst viel Abstand zwischen uns zu bekommen. Ich zitterte am ganzen Körper. Konnte es nicht einfach aufhören. Ich wollte einfach nicht mehr. Doch was dann passierte, damit hätte ich nicht gerechnet. Stegi drehte ihm die Hände auf den Rücken und zwang ihn zu Boden. Ganz alleine. Rafael half ihm meinen Vater am Boden zu halten. Tim rappelte sich selbst auf und half mir dann auf und brachte mich wieder auf die Liege, damit ich mich setzen konnte. Sanft legte er die Jacke, welches wohl seine war um meine Schulter und drückte mich nach hinten. Mein Körper ging mit dem Druck und ich ließ mich nach hinten sinken. Etwas weiches legte sich unter meinen Kopf. „ Brauchst du was? Möchtest du was trinken?", wollte Tim wissen. Im Moment wollte ich gar nichts. Außer zu verschwinden und nie wieder aufzutauchen. Und aufhören zu fühlen. Ich fühlte mich unglaublich schlecht. Krankenwagen, Polizei, ich hing Stegi Familie auf der Tasche, belastete und nervte alle nur. Alle mussten sich um mich kümmern, weil ich nichts selbst hin bekam. Was war ich eigentlich für ein nutzloser Mensch. Wieder den Tränen nah, schüttelte ich mit den Kopf. Mitleidig schaute Tim mir in die Augen. „ Wenn du doch was brauchst melde dich einfach. Ansonsten ruh dich aus. Würde dir gut tun. Und achte einfach nicht auf das, was da drüben passiert. Wir kümmern uns darum. Schlaf jetzt ein bisschen.", flüsterte Tim und fuhr mir noch mal durch die Haare, bevor er verschwand. Mein Vater schrie da drüber rum, aber ich ignorierte es weitestgehend. Ich wollte nicht mehr. Es tat alles so sehr weh. So blieben wir bis die Polizei endlich kam. Mein Vater wehrte sich zwar, aber gegen die beiden kam er nicht an. Ich hatte nicht mal gewusst, dass Stegi so stark ist. Die Polizisten nahmen meinen Vater in Handschellen mit, während ein weiterer Polizist den anderen fragen stellte. Sämtliche Lehrkräfte telefonierten nun rum. Mit meiner Mutter, einem Psychiater, dem Jugendheim und dem Jugendamt. Niemand schenkte mir Beachtung. Mir liefen schon die ganze Zeit die Tränen die Wangen hinab. Ich war gerade im Begriff alles zu verlieren. Das war's dann mit meinem Leben. Ich würde das alles hier verlieren, nur um die selbe Hölle wieder von vorne durch zu machen. Nur in einem anderen Ort und ohne meine Freunde, die mir halt gaben und mich bis jetzt aufrecht gehalten hatten. Nein, dass wollte ich nicht. Diese ganze scheiße machte ich kein zweites Mal mit. Ich machte überhaupt nichts mehr mit. Es tat so schon zu sehr weh. Unbeachtet flüchtete ich aus dem Zimmer. Zumindest wollte ich das. Den Stegi schien mich zu bemerken. „ Tobi wo willst du hin? Bleib liegen, du bist noch viel zu schwach." Ich antwortete nicht ich rannte einfach den Gang weiter entlang, die Treppe hinauf, weiter die Gänge hindurch, rannte fast ein paar Schüler um, bis ich an einem Fenster vorbei kam, welches sich auch öffnen ließ. In dem Gang waren keine weiteren Menschen und Stegi war auch nirgends. Hier ging es nur noch eine Treppe und eine verschlossene Tür nach oben auf den Dachboden. Kurz schaute ich heraus. Tief genug um mein Leid zu beenden wäre es. Aus einer Kurzschlussreaktion heraus öffnete ich das Fenster und versuchte heraus zu klettern. Es war sehr schmal, aber ich passte grade so hindurch. Ich zog mich am Rahmen hinauf und steckte einen Fuß hindurch. Tränen die nun zu hunderten meine Wangen hinab liefen ließen meine Sicht verschwimmen. So auch den Boden, der acht neun Meter unter mir lag. Alles verschwamm nur noch zu einer grauen Fläche mit einem grünen Streifen. Ich streckte den Kopf raus. Es war echt verdammt tief. Aber ich wollte nicht mehr so weiter machen. „ Oh mein Gott TOBI!", schrie Stegi panisch und rannte zu mir. Ich war jetzt mit beiden Füßen draußen und müsste mich nur noch fallen lassen. Aber wollte ich das? Im Moment schon. Es wäre ganz einfach und würde mir so viel leid ersparen. So viel Angst, Schmerz, Enttäuschung, aber auch Einsamkeit, trotz, dass alle für mich da waren. Das klang viel verlockender, als das Chaos, was mich erwartete, wenn ich hier blieb. Hier auf dieser Erde. Dann wäre ich endlich wieder mit meiner Schwester vereint und könnte glücklichen oben mit ihr zusammen auf meine Freunde hinab schauen. Zusehen, wie sie älter wurden, heirateten, Familien gründeten, eventuell Kinder bekamen oder adoptieren und dabei zusahen, wie sie groß wurden. Die Vorstellung war besser, als alles was jetzt war. Sie gefiel mir irgendwie besser. Auch wenn das vielleicht hieß meine Freunde zu enttäuschen. Sie würden es verstehen. Keiner der drei würde mich lange vermissen. Und wen hatte ich hier schon groß, der mich vermissen würde. Rafi kannte mich noch nicht so lange und mit Tim war ich auch nie so nah, dass er mich lange vermissen würde. Nur Stegi stand mir wirklich lange nah. Aber er würde halt bei Tim finden und darüber hinweg kommen. Er würde mich vergessen und wieder glücklich werden.
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Nachhilfe Venation FF
FanfictionTobi ist ein ziemlich guter Schüler, muss dafür aber auch viel lernen. Er hat seinen kleinen Freundeskreis und zeigt sich nach außen hin eher schüchtern. Plötzlich ist da ein neuer Schüler, dem er Nachhilfe geben soll. Das dieser ihm noch gehörig de...