Nachhilfe Kapitel 21

137 10 0
                                    

„ Tobi!", mahnte mein Englischlehrer, weshalb ich verwirrt aufsah. Was hatte ich den jetzt schon wieder falsch gemacht. Ich versuchte doch auf zu passen. Und gefragt hatte er mich auch nichts, dass hätte ich mitbekommen. Ok ich sah aus, als würde ich gleich einschlafen. Wahrscheinlich war er deswegen sauer. Wäre ich doch bloß daheim geblieben. Unsicher sah ich nach vorne und versuchte auf unwissend zu tun. „ Are you listening?", fragte er weiter, als ich ihm keine Antwort gab. Hatte er doch etwas gefragt? Hilflos sah ich zu Stegi rüber, der nur ratlos mit den Schultern zuckte. Er wusste also auch nicht, was los war. Wenigstens konnte ich mir sicher sein, dass er nicht explizit eine Frage an mich gerichtet hatte. Schloss aber nicht aus, dass er irgendwas gefragt hatte. So wie brachte ich ihm jetzt bitte bei, dass ich mich kaum auf den Unterricht konzentrieren konnte, ohne ein Gespräch in Gang zu bringen, was ich keineswegs führen wollte. Vielleicht reichte das ja, damit er mich in Ruhe ließ. „ I try, but I can't concentrate. I'm sorry. Could you please repeat what you asked me?", erklärte ich und hoffte, dass noch einigermaßen grammatikalisch richtige Sätze bei rum kamen. Das ganze ins englische zu übersetzen war unglaublich anstrengend und erforderte den letzten Rest Konzentration, den ich hatte. Mein Gehirn war Matsch. Ich könnte auf der Stelle einschlafen. Wenigstens drauf konzentrieren, was er sagte sollte ich mich noch. Auch wenn ich mich mental schon dazu zwingen musste überhaupt noch zu zuhören und nicht ab zu schalten, wie ich es in Chemie getan hatte. „ It's ok. We all have those days. If there is anything you want to talk about, you can come after the lesson. I'll leave you in peace for this lesson.", sagte er und lächelte mich aufmunternd an. Das klang nach Segen für mich. Ganz abschalten konnte ich zwar nicht, dann würde Herr Schultz mich doch ermahnen, aber aufhören mit zu schreiben und mit zu denken und alles nachholen, wenn es mir besser ging. „ Thanks.", bedankte ich mich noch schnell. Herr Schultz wand sich wieder dem Unterricht zu, während ich erleichtert ausatmete und den Kopf nach hinten kippen ließ. Automatisch schlossen sich meine Augen. Wenigstens ne Schmerztablette hätte ich heute morgen nehmen sollen. „ Willst du, dass ich.", flüsterte Stegi mir zu, doch ich unterbrach ihn sofort. Mir war klar, was er sagen wollte. „ Nein, passt schon. Noch geht's.", versicherte ich ihm gequält klingend. Stegi schüttelte den Kopf, wand sich dann aber dem Unterricht zu und ließ mich in Ruhe. Er merkte deutlich, dass es nicht so war, wie ich vorgab. Und ich dankte ihm, dass er mich ich Ruhe ließ. Auch wenn ich eigentlich nichts lieber wollte, als nach Hause zu gehen. Die restlichen Minuten der Stunde waren dann relativ schnell vorbei. Der Gong war wie eine Erlösung. Erstmal ein wenig Pause. Ich nahm einfach mein Zeug vom Tisch, stopfte es in meine Tasche und schaute dann, dass ich schnell aus dem Raum kam. Nicht dass Herr Schultz doch noch auf die Idee kam mich noch mal an zu sprechen und zu fragen, was los war. Draußen wartete tatsächlich schon Tim auf mich. Kurz zog ich Stegi noch in meine Arme und umarmte ihn. Ich wollte ihm zeigen, dass ich halbwegs ok war. Sorgen machte er sich so schon viel zu viele. „ Hoffe du kannst in Mathe besser aufpassen. Wenn's nicht mehr geht, dann geh nach Hause. Dann noch hier rum sitzen bringt dir auch nichts, wenn du eh nacharbeiten musst.", nuschelte Stegi mir noch zu und ging dann ohne ein weiteres Wort gesagt zu haben oder eine Reaktion ab zu warten. Recht hatte er ja schon. Wenn es mir weiterhin so schlecht gehen sollte, würde ich schauen, was an Unterricht ich ausfallen lassen würde können. Morgen zur Mittagsschule würde ich definitiv nach Hause gehen. Das konnte ich noch verschmerzen. Sport würde mich Stegi so oder so nicht mitmachen lassen. Die erste hatte ich auch frei, waren es schon mal nur noch sieben Stunden Unterricht. „ Kommst du Tobi? Ich hätte gern noch was von der Pause.", meinte Tim, was mich aus meinen Gedanken riss. Schnell nickte ich und folgte ihm zum Mathe Unterricht. Auf den Fluren war es laut. Kleine Kinder rannten umher, schrien und spielten. Eines von denen hätte mich sogar fast umgerannt, hätte Tim mich nicht zur Seite gezogen. Zwischen uns war es still, bis wir vor dem Raum standen, indem wir Mathe hatten. „ Magst du zu mir vorkommen? Neben mir sind noch zwei Plätze frei, Rafi kann also noch neben dich. Nachdem was ich gehört hab, lief es heute nicht so gut.", fragte Tim einfühlsam. Er war wirklich ein guter Freund. Und ich war dankbar, dass er es als einziger unterließ, mich dazu zu bringen nach Hause zu gehen. Wenn würde er nach Optionen suchen, mich zu unterstützen und hier zu bleiben. Stegi machte sich da viel zu viele Gedanken meiner Meinung nach und Rafi erst recht. Süß war es ja, dass konnte ich nicht bestreiten. „ Beschissen trifft es eher. Das einzig positive, das mit dem Englischheft hat geklappt. Du kriegst es gleich zurück. Versuch mich einfach für Fragen empfänglich zu halten und schau dass ich nicht einschlafe.", bat ich gequält lächelnd. Die drei wussten eh schon, dass es mir scheiße ging und das konnte ich auch nicht mehr ändern, oder gerade biegen. „ Scheint ja noch schlimmer zu sein, als Rafi gesagt hat. Vielleicht.", fing Tim jetzt auch noch an. Warum konnten die drei mich nicht in Ruhe lassen. Sie merkten doch, dass es mir nicht gut ging, aber keiner zwang mich dazu nach Hause zu gehen. Alle sagten nur es wäre besser wenn. Ja wusste ich auch. Ich brauchte Lösungen und nicht die nach Hause zu gehen und nichts zu tun. Dann würde ich wahrscheinlich verrückt werden. „ Versuch's erst gar nicht. Ich werde nicht nach Hause gehen.", protestierte ich sofort. Konnte mir nicht einfach wer ne Schmerztablette geben und gut. Es waren noch gut drei Stunden, dann war die Schule schon wieder aus und ich konnte heim gehen und mich hin legen. Naja zu Stegi. Nach Hause würde ich wahrscheinlich nur noch mal gehen, um meine Sachen zu holen. Sofern ich mich überhaupt mal dazu durchringen konnte. Wenn nur mit den dreien und wenn mein Vater auf Geschäftsreise war.

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt