Wie sollte ich die restlichen Stunden den bitte aushalten, wenn ich in der ersten schon wie ein Schluck Wasser in der Kurve da hing und dem Unterricht nicht folgen konnte. Rafi rüttelte auf einmal stärker an meiner Schulter, weshalb ich mich aufrichtete und ihn fragend ansah. War was passiert? „ Auf die Stunde ist aus und du brauchst noch das Heft von Tim.", erklärte er mir und lächelte mich aufmunternd an. Gequält lächelte ich zurück, was einfach nur schrecklich aussehen musste. Wortlos erhob ich mich und folgte ihm nach draußen. Vor dem Englisch Raum ließ Rafi mich alleine und verschwand dann zum nächsten Unterricht. Tim sah mich aufmunternd an. In der Hand sein Englischheft. „ Hier. Hoffe für dich, dass es klappt. Entweder Rafi oder ich holen dich dann später ab. Sonst bringt Stegi mich wahrscheinlich um.", lachte Tim und drückte mir sein Heft in die Hand bevor auch er verschwand. Stegi lächelte genauso aufmunternd und umarmte mich kurz, bevor wir den Klassenraum betraten und uns in die erste Reihe ans Fenster setzten. Er schien zu merken, dass irgendwas schief gelaufen war. Das ich tot müde war, musste er sicher merken und ich konnte mir denken, was er davon hielt. Wärst du mal lieber daheim geblieben. Aber du wolltest ja nicht und ich hab dich dummerweise gehen lassen. „ Wie war Chemie so?", wollte Stegi wissen und legte mir mitfühlend eine Hand auf die meine, als ich seufzte. Wie soll es den gelaufen sein, wenn ich so aussehe, als schlafe ich gleich ein. Ich war viel zu gereizt. „ Abgesehen von dem Fakt das Frau Stephan mich hasst und mir drei Punkte gegeben hat recht abwesend.", fasste ich zusammen und ließ mich gegen seine Schulter sinken. Er würde nachfragen, dass wusste ich. Aber ich wollte nicht darüber reden. Ich wollte überhaupt nicht reden. Das würde Stegi merken, wenn er es nicht eh schon tat. „ Wie kam's?", fragte er mitleidig und nahm mich in den Arm. Fest drückte er mich an sich. Meine Augen schlossen sich und einzelne Tränen liefen aus meinen geschlossenen Augen. Wie von selbst krallten sich meine Finger in den Stoff seines Shirts. Beruhigend strich er mir über den Rücken. Langsam beruhigte ich mich wieder und löste mich von ihm. Schnell wischte Stegi mir mit dem Daumen über die Augen und lächelte sanftmütig. Stegi war echt der beste. Egal was war, er verstand mich und dafür war ich so unendlich dankbar. „ Wir standen vor dem Raum und haben Sie nicht bemerkt. Und dann hat Sie gemeint, ich wäre zu spät und hat mich an die Tafel geschickt. Und da das nicht so gut lief dann drei Punkte. Es war schier unmöglich ihr zu folgen.", erklärte ich. Stegi sah mich ein bisschen mit einem Blick an der sagte ich hab's dir doch gesagt, wärst du mal lieber daheim geblieben. Mittlerweile war ich mir sicher, dass es die bessere Option gewesen wäre, daheim zu bleiben. „ Kannst du ausgleichen?", fragte er sanft nach. Völlig unnötig. Ihm war bewusst, dass ich Kursbester war. Im Grunde ging es nur darum, um wie viel Punkte meine Note nach unten sinken würde. Sagen konnte ich ihm das nicht. Was sie mir mündlich gab, stand noch komplett offen. Unter zehn Punkte sollte ich aber nicht kommen. Ansonsten würde ich Widerspruch einlegen. „ Klar, wird trotzdem schlechter." Bevor ich noch weiter reden konnte, wurden wir von unserem Lehrer unterbrochen, der den Raum betrat. Ich verstummte und drehte mich nach vorne. Fünfundvierzig Minuten nur, dann war erstmal Pause. Herr Schultz stellte seine Tasche auf dem Pult ab und stellte sich dann vor die Klasse. „ So Ruhe bitte. Ich würde dann gerne mit den Unterricht anfangen.", versuchte er die Klasse zum schweigen zu bringen. Von Stegi kam auch keine Antwort mehr, aber er holte sein Zeug raus. Ich tat es ihm gleich. Tims Heft legte ich sofort umgedreht auf den Tisch, dass keiner meiner Nebensitzer sah, dass ich ein anderes Heft hatte. Verpetzen würden mich genug Leute. „ First of all I want to check, if you've made your homework. Please put your vocabulary on the table, so I can see it." Betend schlug ich Tims Vokabelheft auf und legte es richtig aufgeschlagen auf den Tisch. Herr Schlutz lief durch die Reihen und sah sich die Hefte an. Je näher er uns kam, desto nervöser wurde ich. Verstecken konnte ich das ganz gut. Er lief an uns vorbei, sah sich kurz Stegis Heft an, nickte einmal und ging dann weiter zu mir. Mein Heft sah er sich dabei genauer an, blätterte dann um und runzelte die Stirn. Oh nein, bitte nicht. „ Tobi you only have to write down the vocabulary to dyslexic.", merke er an. Scheiße. Wenn er die richtigen Schlüsse zog, kam er drauf, dass sein anderer Kurs so weit abschreiben musste und dann würde er sich denken können, dass dies nicht mein Heft war. Es stand sogar Tims Name vorne drauf. Wie hatte ich auch denken können, dass sowas nicht auffällt. Dennoch würde ich probieren mich raus zu reden. „ Oh sorry, I've understood that wrong. I thought we're supposed to write down the vocabulary to part c." Einzig logische Erklärung. Konnte ja mal passieren. Oder ich hatte vorgearbeitet. Konnte bei mir ja öfter mal passieren. Glaub es mir bitte einfach und lass mich einfach in Ruhe. „ Ok fine." Und damit ging er weiter. Es hatte geklappt. Erleichtert stieß ich die Luft aus und packte Tims Heft schnell in meinen Schulranzen. Den Kopf auf meine Hand abgestützt versuchte ich mich auf dem Unterricht zu konzentrieren, doch es klappte nicht. Meine Augen fielen dauernd zu und die Worte meines Lehrers drangen kaum noch zu mir durch. Stegi stieß mir auf einmal heftig mit dem Ellenbogen in die Seite, weshalb ich zusammen zuckte und mich zu ihm drehte. Mit einem nicken deutete er nach vorne an die Tafel, schaute entschuldigen und schrieb dann weiter ab. Ich schlug meinen Block auf und begann selbst ab zu schreiben. Auf Rechtschreibfehler achten tat ich erst gar nicht. Ob ich wenigstens sinnvolle Sätze abschrieb oder Wörter vergaß konnte ich auch nicht mehr sagen. Zumindest gedanklich hatte ich abgeschaltet und das vollkommen.
DU LIEST GERADE
Nachhilfe Venation FF
FanfictionTobi ist ein ziemlich guter Schüler, muss dafür aber auch viel lernen. Er hat seinen kleinen Freundeskreis und zeigt sich nach außen hin eher schüchtern. Plötzlich ist da ein neuer Schüler, dem er Nachhilfe geben soll. Das dieser ihm noch gehörig de...