Nachhilfe Kapitel 14

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„ Geh rüber, ich warte bis das Wasser warm ist und komm dann nach.", meinte Tim und machte mit der Hand eine Scheuchbewegung. Ich lächelte ihm dankend zu, gab ihm einen Kuss auf die Wange und verschwand dann aus der Küche. Mittlerweile kannte er mich und meine Reaktionen gefährlich gut. Im Wohnzimmer ging ich vor der Couch in die Hocke und strich Tobi sanft über die Wange. Von dem braunhaarigen ging nur ein Brummen aus und er drehte sich leicht weg. Ach man, ich wollte ihn gar nicht wecken. So hatte er seine Ruhe vor den ganzen Problemen und die wollte ich ihm ungern nehmen. Immer noch behutsam rüttelte ich an seiner Schulter, bis er langsam seine Augen aufschlug und mich etwas desorientiert ansah. „ Wie fühlst du dich?", fragte ich ihn und nahm meine Hand von seiner Schulter und richtete mich auf. Langsam schien sich sein Blick etwas zu klären. Das sonst so strahlende blau war matt und glanzlos, ein wenig glasig sogar. Allgemein sah er nicht gerade gut aus. Seine Haut war auch ganz blass. „ Stegi?", kam es verschlafen von ihm. Er war wohl etwas arg desorientiert. Das war er aber eigentlich immer, wenn man ihn aufweckte. Daher machte ich mir keine Gedanken. Erkennen tat er mich ja noch. Wirklich Gedanken hätte ich mir gemacht, hätte er mich Rafi genannt, oder so wie seinen Vater. „ Ja. Bist du ok?", wiederholte ich nochmal. Ganz sicher, ob er mir folgen konnte, war ich nämlich nicht. Er nickte und schloss seine Augen angestrengt. Das sah mir aber anders aus. Tobi hatte es echt nicht leicht. Hoffentlich gab Rafael ihm jetzt ein wenig halt. Alleine übersteht er das nicht. Und auch ich war ihm da sicherlich keine große Hilfe. Als psychische Stütze vielleicht. Aber Tobi brauchte jemanden, der sich um ihn kümmerte, der ihn auffing, der ihn bedingungslos liebte und ihm das auch zeigte. Und das könnten gerade nur zwei Menschen. Rafi und seine Mutter. Da letztere von dem ganzen Trubel hier gerade nichts mitbekam und das, wenn es nach Tobi ging auch so bleiben sollte, blieb nur noch Rafael übrig. Sollte er den blauäugigen seelisch verletzen, dann gnade ihm Gott, dass er mir nicht unter die Augen tritt. „ Ach du bist schon wach?", kam es überrascht von einer weiblichen Stimme. Das ging jetzt doch etwas zu schnell. Sie kam zu uns und ging vor der Couch in die Knie. Um ihren Hals ging ein Stethoskop, Tobi wusste also gleich, was Sache war. Ich fühlte mich schon ein wenig schlecht, dass ich ihm das jetzt noch an tat. Andererseits würde ich es mir nicht verzeihen, wenn wirklich etwas war und Tobi dann vielleicht sogar im Krankenhaus landete. All zu schlimm war das ja nicht. Er musste sich ja nicht anstrengen oder musste mehrere Spritzen über sich ergehen lassen. Zwar hatte ich es nur einmal miterlebt, aber für Tobi waren Spritzen die absolute Hölle. Irgendwie war es nicht mal wirkliche Panik bei ihm, sondern Angst und vorrangig schmerzen. Ich war mir sicher, dass das nicht sehr angenehm war. „ Sie wird dich nur kurz untersuchen.", erklärte ich ihm vorsichtig. Darauf würde er trotzdem nicht sehr begeistert reagieren. Resigniert sah Tobi mich einige Sekunden an, nickte dann aber schließlich. Er wusste, dass ich ihm nicht schaden wollte, auch wenn ich ihn vielleicht in seine persönliche Hölle schickte. „ Keine Angst, so schlimm ist es denk ich nicht. Hast du Schläge auf den Kopf bekommen, oder hast ihn dir im Fall irgendwo angeschlagen?", fragte meine Mutter. Tobi lüg jetzt bitte nicht. Das kann fatale Folgen haben. „ Nein. Nur Bauch und Brust.", gab Tobi mit dünner Stimme von sich. Sie klang noch gebrochener, als vor einer halben Stunde. Aber Tobi log mich nicht an, dass konnte ich ihm anmerken. Hinter mir hörte ich das klappern von Glas auf Glas. Kurz darauf legte sich eine Hand an meine Schulter. Es war nur noch eine andere Person hier, daher wusste ich, dass es Tim war. Außerdem spürte ich ein kribbeln an der Stelle, an der seine Finger meine Haut berührten. „ Gut tut dir irgendwas stärker weh, wo man vielleicht auf einen Bruch schließen könnte, oder hast du anderweitige Schmerzen, die nicht von den Schlägen kommen?", wollte meine Mutter weiter wissen. Ich denke mal nicht, sonst hätte Tobi was gesagt, oder hätte gar nicht mehr hier her laufen können, ob mit Stütze von Rafi oder nicht. Außerdem wäre es mir wahrscheinlich aufgefallen, wenn Tobi stärkere schmerzen hatte. Normal konnte er so was nicht gut verstecken. „ Kopfschmerzen. Ich glaub aber, wenn ich mich aufsetze, wird mir schwindelig.", kam es nur noch ganz leise von ihm. Oh man der Arme musste wirklich fertig sein. Aber danach konnte er ja erstmal schlafen. „ Laufen geht aber noch?" Innerlich schüttelte ich schon den Kopf. „ So einigermaßen." Nein Tobi gar nicht mehr. So wie er sich vorhin von Rafi hatte stützen lassen, war er kaum in der Lage selbst zu laufen. Rafi hatte einen Großteil seines Gewichts getragen, dass hat man ihm angesehen. Dazu sagen tat ich aber nichts. Ich wusste ja nicht, wie schlimm seine Schmerzen waren und ob die ihn nicht in die Knie zwangen. „ Keine Sorge, der Schwindel ist normal. Ich würde mir dann erstmal Herz und Lunge anhören. Wenn's da keine Auffälligkeiten gibt, lass ich dich schon wieder in Ruhe. Ist es ok für dich, wenn ich dich oben ohne sehe, oder willst du dein Shirt anbehalten?" Normal war ihr das eigentlich egal, ob sich Leute zierten oder nicht, da es aber einer meiner Freunde war und sie Tobi auch kannte, konnte das peinlich werden. „ Ich kann es ausziehen, aber.", gab Tobi unglaublich schwach von sich und versuchte sich auf zu richten. Meine Hand legte sich an seine Schulter und drückte ihn bestimmt zurück. Natürlich darauf bedacht ihn nirgends zu berühren, wo es ihm weh tat. Sein Körper ging mit dem Druck sofort mit und sackte wieder auf der Couch zusammen. Nicht mal ein kleines bisschen Gegendruck. „ Hey bleib ruhig liegen. Wir krempeln dein Shirt nur hoch. Du solltest dich gerade nach Möglichkeit nicht unnötig belasten.", sagte ich ruhig und griff nach dem Saum von Tobis Shirt und zog es ihm so weit hoch, dass es knapp über seiner Brust lag. Das ich ihn halb nackt sah störte ihn nicht- schließlich war es nicht das erste mal.- So wie er sich schon anstrengen musste, um sich auf zu setzen, würde er das gerade selber nicht mehr hinbekommen.

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt