Nachhilfe Kapitel 18

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„ Das ist auch gut so. Glaub mir bitte, dass ich nicht in die Schule gehen würde, wenn es mir zu schlecht geht.", versuchte ich Stegi zu beruhigen. Wortlos zog mich der blonde in seine Arme und drückte mich fest an sich. Gequält von Schmerz japste ich leise auf, was Stegi nicht zu hören schien oder er ignorierte es. Glauben tat ich eher zweites. Als er mich los ließ lächelte er schwach und packte dann seine Tasche. Freundlicherweise reichte er mir auch gleich noch eine Tasche mit wahrscheinlich meinen Sachen drin. So leicht könnte mein Rucksack ruhig jeden Tag sein. Murrend folgte ich ihm. Ich hasste mich gerade selbst dafür, dass ich mich unbedingt in die Schule quälen musste, aber eine andere Wahl hatte ich auch nicht. Auf dem Weg in die Schule war es ruhig zwischen uns. Stegi und Tim liefen dicht aneinander gekuschelt vor uns. Es würde mich nicht mal wundern, wenn sie ihre Hände verschränkt hätten. Rafi lief mit etwas Abstand zu mir, schien in Gedanken zu sein. Und ich versuchte einfach mal gar nichts zu denken. Oder zumindest nicht an meine Probleme, die ich zur Zeit in Hülle und Fülle hatte. Viel zu schnell waren wir in der Schule und verabschiedeten uns voneinander. Nur Rafi blieb erstmal bei mir, da wir jetzt zusammen Chemie hatten. Ich war ganz froh drum, mit ihm alleine zu sein. Aber nicht bei Frau Stephan. Nervlich würde ich nicht mitmachen. Erst recht nicht, wenn sie mir die ein oder andere Aktion immer noch übel nahm. Warum zwang ich mich noch mal in die Schule? Ach ja, ich wollte nichts verpassen und nacharbeiten. Hate my life. Weshalb musste ich so stur sein. Völlig in Gedanken versunken wäre ich am Chemieraum vorbei gelaufen. Erst als ich an der Taille nach links gezogen wurde, erwachte ich aus meiner Starre und schrie unterdrückt auf. Scheiße tat das weh. Der Druck ließ zum Glück sofort nach, doch ich wurde am Unterarm etwas zur Seite gezogen, um anderen nicht im Weg zu stehen. „ Du hast heute Morgen gelogen oder? Dir geht es nicht gut. Hol dir bei Stegi den Schlüssel und dann bring ich dich nach Hause. So machst du mir keinen Unterricht mit." Er klang nicht genervt, aber doch fordernd. Wie sollte ich ihm das jetzt wieder verkaufen, sodass er mir glaubt. Mit der Wahrheit klappte es nicht. Und ihn anlügen um die Wahrheit zu sagen, war falsch. Konnte er mir nicht einfach glauben, dass alles ok war und nur noch die blauen Flecken schmerzten? Schließlich war es so. Ok ich fühlte mich platt, aber das hatte damit nichts zu tun. „ Es geht mir gut. Ich hab halt noch Schmerzen, wenn jemand auf die blauen Flecken kommt. Deine Hand hat gerade volle Kanne auf eine dieser Stellen gedrückt. Natürlich tut mir das noch weh.", versuchte ich es noch mal in Ruhe mit der Wahrheit. Als ich seinen skeptischen Blick sah, schaute ich mich um, ob noch jemand im Gang war und zog dann mein Shirt an der einen Seite leicht hoch, -an der anderen Seite hielt ich es unten, damit man nicht mehr sah als nötig- wo ein dunkel lilaner Fleck zu sehen war. Rafi sah mich prüfend an, nickte dann schließlich. Schnell zog ich mein Shirt wider runter. „ Tobi ich warne dich. Wenn du mich doch anlügst, lass ich dich erst wieder in die Schule, wenn ich dich für gesund halte. Und das wird nicht vor Donnerstag sein, damit das klar ist. Also?", fragte er ruhig und sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen. Gerade als ich etwas erwidern wollte, wurde ich von einer lauten aufgebrachten Stimme unterbrochen. „ Ich schlage vor, Sie gehen jetzt beide in den Unterricht, welcher bereits angefangen hat. Sonst kriegen Sie eine Strafarbeit, die sich gewaschen hat.", mahnte eine strenge Stimme ziemlich genervt. Wir hatten uns beide zu der Person umgedreht, die uns angesprochen hat. Zu allem übel Frau Stephan, die die Hände in die Hüften gestemmt uns abwartend ansah. Diese Frau würde mich wohl bis zum Abi hassen. Mit gesenktem Blick huschte ich an ihr vorbei und lief nach hinten zu meinem Platz. Das alle Augen auf mir und Rafi lagen, nahm ich kaum war. Gerade wo ich meine Tasche abstellte und mich hinsetzen wollte, hielt mich eine Stimme davon ab. „ Tobias wenn Sie gerade schon stehen, dann können sie doch direkt an die Tafel gehen und die ein oder andere Aufgabe der Klasse vormachen." Ich könnte heulen. Die wollte mir echt immer eins reinwürgen, wo es nur ging. Seufzend ging ich nach vorne an die Tafel und nahm ein Stück Kreide in die Hand. Natürlich würde sie mir keine einfachen Aufgaben geben. Oder sie nicht als solche stellen. Das war mir jetzt schon klar. Einfach gut zuhören und das beste draus machen. „ Notier bitte die allgemeine Reaktion einer Aminosäure in saurer und basischer Lösung mit Strukturformeln.", stellte Sie mir die erste Aufgabe. Ok all zu schwer war das nicht. Ich schrieb sauere Lösung an die Tafel und notierte ein H3O+ Inon und ein Plus. Aminosäuren, wie waren die noch mal aufgebaut. Oben eine Carboxylgruppe also COOH an dem zweiten C ein Wasserstoffatom, einen Rest, abgekürzt mit R der nach unten zeigt und die Aminogruppe also NHH nach links. Da diese so nicht vorkamen, ein drittes H an die Aminogruppe, welche so positiv wird und wischte das H bei der OH Gruppe weg, wodurch diese dann negativ wird. Und mit H3O+ Ionen dann geht ein H an die Carboxylatgruppe und es bleibt Wasser übrig. Das selbe mache ich dann noch mal für die basische Lösung, nur dass hier ein H an der Amoniumgruppe abfällt und zum OH- dazu geht. Erklären tat ich dazu kein Wort. Man konnte meinem aufschrieb gut folgen und es war eh nur ne Wiederholung. Außerdem hatte sie nicht gesagt, dass ich irgendwas erklären sollte. „ Als zweites notieren Sie bitte Beta-D-Galactose und den Disaccharid Lactose in Haworth. Dieser besteht aus Beta-D-Galactose welches über eine 1,4 glycosidische Bindung mit Beta-D-Glucose verknüpft ist. Unterschied der Hydroxylgruppe am vierten C-Atom. Danach hätte ich gerne noch die Reaktionsgleichung der hydrolyse von Lactose zu L-Milchsäure.", sagte sie viel zu schnell. Oh Gott mit räumlicher Drehung, dass war gar nicht meins. Ich konnte mir das einfach nicht vorstellen. Und was sie gerade gesagt hatte, war auch schon wieder komplett aus meinem Kopf raus. Zu viel Info und viel zu schnell. Und wiederholen würde sie es nicht, da war ich mir sicher. Nicht, wenn sie mich eh schon auf dem Kicker hat. So konnte ich die Aufgabe gerade nicht lösen und es tat innerlich schon weh, jetzt klein bei zu geben und ihr einzugestehen, dass ich die Aufgabe so nicht lösen konnte. Damit hatte sie genau das erreicht, was sie wollte. „ Tut mir leid, ich krieg das gerade nicht hin.", murmelte ich zerknirscht und legte die Kreide zurück in die Rille. Gerade hatte ich wirklich andere Probleme und keinen Nerv für sowas. Frag Stephan sah mich genervt und gleichzeitig auch triumphierend an. Sie wusste, dass sie gewonnen hatte. Wage deutete sie in Richtung meines Platzes. „ Setzen Sie sich bitte. Dass ist ja Leistung unterm Niveau. Drei Punkte mündlich für diese grauenhaft Leistung.", meinte sie und notierte sich diese auch.

Nachhilfe Venation FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt