~ He's not a villian. He's just a boy. ~
Katies Sicht:
Harrys Blick fällt auf mich, als ich mich wieder hinsetze. „Eine Sache noch, Katie. Wusstet du von dem Verschwindekabinett?"
Ich atme scharf ein, ich hatte gehofft, dass er nicht danach fragt. Und ich werde diesmal nicht schon wieder mit einer Lüge davonkommen. Das würden mir die sechs Leute vor mir, dessen Augen allesamt auf mich gerichtet sind, niemals abkaufen. Also nicke ich einfach stumm.
„Was?", entfährt es Ron fassungslos. „Und du hast uns nicht ein Wort davon erzählt?"
„Ich hatte meine Gründe", murmele ich und weiche jeglichem Blickkontakt aus.
„Du hattest deine Gründe. Das wird ja immer besser." Ron fängt an zu lachen, bevor ich wieder seinen ernsten Blick auf mir spüre. „Du wirst uns jetzt auf der Stelle sagen, was du noch weißt. Und zwar alles."
In diesem Moment hebe ich meinen Blick. „Ihr könnt mich nicht zwingen."
„Katie, wir sind deine Freunde. Du willst mir doch jetzt nicht erzählen, dass du diesen Dreckskerl Malfoy über uns stellst." Ron starrt mich mit einer Fassungslosigkeit an, die ich bisher noch nicht von ihm kannte.
„Ich stelle hier niemanden über irgendwen. Aber ich habe ihm etwas versprochen und ich halte mein Wort." Ich kann ihnen nicht von dem Mal auf Dracos Unterarm erzählen, oder wo dieses blöde Verschwindekabinett steht oder, dass Draco andere Todesser da durch schleusen will. Ich denke an seine Worte von vor einigen Tagen. Konsequenzen. Todesfluch.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein!" Ron schlägt aufgebracht mit der flachen Hand auf die Tischplatte neben ihm. Ich zucke erschrocken zusammen. „Du kannst dir doch nicht einreden wollen, dass Draco etwas Gutes mit dem Ding vorhat."
„Er hat mir versichert, dass niemandem von uns etwas passiert. Und ich vertraue ihm..."
„Katie! Du kannst einem Malfoy nicht vertrauen", unterbricht mich Ron verzweifelt. Ich finde es beinahe amüsant, dass bloß er und ich hier eine Konversation führen. Die anderen sitzen und stehen nur um uns herum und beobachten das Szenario auf dem Astronomieturm.
„Hast du mir vorhin eigentlich zugehört? Er ist nicht der Feind. Ihr kennt ihn überhaupt nicht." Aufgebracht springe ich wieder von meinem Platz auf, Ron macht einen Schritt auf mich zu.
„Ganz ruhig, Ron. Katie, du wolltest eben noch etwas sagen...", kommt Harry endlich dazwischen und legt seinem besten Freund beschwichtigend eine Hand auf die Schulter.
„Ich kann euch nicht mehr sagen, weil ansonsten mehr Menschen in Gefahr wären, als ohnehin schon. Denkt nur einmal daran, was passieren würde, sollte Draco mit der Aufgabe des dunklen Lords scheitern. Wir sprechen hier immer noch von dem dunkelsten Magier aller Zeiten, der vor keinem Fluch der Welt zurückschrecken würde."
„Aber ihm wird nichts geschehen. Professor Snape... er hat Draco gegenüber einen unbrechbaren Schwur geleistet, dass er ihn beschützen wird."
„Ich denke nicht, dass ich es darauf ankommen lassen würde. Ich halte mein Wort." Ich wende mich nun zum Gehen. „Eine Sache noch. Versprecht mir, dass ihr das mit Draco und mir nicht in der ganzen Schule herum erzählt und informiert euch darüber, was man mit zwei Verschwindekabinetten im Zusammenhang mit Schutzzaubern anstellen kann."
Ich höre mehrere Menschen hinter meinem Rücken erleichtert ausatmen. „Versprochen. Danke, Katie."
Daraufhin flüchte ich endlich vom Astronomieturm und atme tief durch. Ich musste ihnen irgendeinen wahren Tipp geben. Das war mir spätestens ab dem Punkt klar, seitdem Ron von Freundschaft gesprochen hat. Und mein Wort habe ich nicht gebrochen - versprochen hatte ich bloß, nichts über den Aufenthaltsort des Kabinetts preiszugeben. Ich kann jetzt nur hoffen, dass die anderen damit Dracos Arbeit nicht gefährden.
In der Dunkelheit renne ich hinüber ins Schloss und dann auf direktem Wege in meinen Schlafsaal im Ravenclawturm. Dort bin ich allein.
Als ich umgezogen im Schneidersitz auf meinem Bett sitze, fange ich an, Dinge zu realisieren.
Ich war heute kurz davor, fast jeden zu verlieren, der mir wichtig ist. Meine Freunde haben mich indirekt vor eine Wahl gestellt: Draco oder sie?
Und ich weiß nicht mal, wie ich mich eigentlich entschieden habe. Ich habe versucht, beiden gerecht zu werden. Das versuche ich eigentlich schon seit dem Tag, an dem ich Draco im Raum der Wünsche versprochen habe, ihn nicht zu verraten. Ab da hat sich alles verändert. Da haben die Lügen angefangen.
Ich liebe meine Freunde von ganzem Herzen, aber sie würden nicht zögern, den Jungen, der mir so unglaublich wichtig geworden ist, auffliegen zu lassen und ihm damit wehzutun.
Wieder wird mir einmal mehr bewusst, dass man eine Beziehung zwischen Draco und mir niemals akzeptieren würde. Ob es seine Familie ist, der dunkle Lord oder meine Freunde. Es fühlt sich so an, als würde die ganze Welt versuchen, uns auseinanderzureißen. Und wir können nichts dagegen tun.
Unser letzter Kuss heute Mittag hat sich dermaßen nach Abschied angefühlt, dass ich Angst davor habe, was die kommende Zeit bringen wird. Wie zuvor können wir nicht weitermachen, das wissen wir wohl beide. Aber genauso wenig will ich ihn verlieren. Und mit diesem Gedanken laufen die ersten Tränen über meine Wangen.
Dracos Sicht:
Ich schaffe es beim besten Willen nicht, mich auf das Zaubertränkebuch auf meinem Schoß zu konzentrieren. Mein Gehirn will aus den Buchstaben vor mir einfach keine zusammenhängenden, sinnvollen Worte bilden. Alles, was ich sehe, ist ein bestimmtes Bild. Katie.
Sie ist das, was ich nie wollte. Eine Person zu viel, um die ich mich sorge. Eine Person zu viel, die ich verlieren könnte. Aber es ist zu spät. Die Lügen sind zu groß und meine Gefühle erst recht.
Es gibt nur einen einzigen Ausweg. Wir dürfen uns nicht mehr sehen. Wir müssen uns wieder genauso egal werden, wie in den ersten fünf Jahren in Hogwarts. Aber ob das möglich ist? Vermutlich nicht. Doch wir haben keine Wahl.
~
DU LIEST GERADE
Forbidden - A Draco Malfoy Fan Fiction
FanfictionDer Sommer neigt sich dem Ende zu, für die 16-jährige Katie Wilson steht das sechste Schuljahr in Hogwarts an. Doch alle Welt spürt, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war und dass sich dunkle Kräfte ihren Weg an die Oberfläche bahnen. Au...