z w ö l f

506 29 35
                                    

~ But the damage was done the moment our eyes met ~

Katies Sicht:

„Liebe Schülerinnen, liebe Schüler, liebe Interessierte an Zaubertränken, darf ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten?" Professor Slughorn läuft ziellos zwischen halbfertigen Zaubertränken und zahlreichen Fläschchen hin und her, bis es scheint, als habe er gefunden, was er sucht. Heute ist der letzte Tag, bevor ein Großteil von uns zur Quidditch-Meisterschaft aufbricht - ob als Spieler, Ballbegleitung oder zum Anfeuern, wir alle sind aufgeregt und haben für jegliche Art von Unterricht kaum die nötige Konzentration.

„So, dies hier ist einer der Tränke, die wir in unserer ersten gemeinsamen Stunde kennengelernt haben. Wer kann mir sagen, welcher es ist?" Hermines Arm schießt augenblicklich nach oben, doch Slughorn schaut zunächst motivierend in die Runde, ehe er sie letztendlich doch dran nimmt.

„Ja, Miss Granger."

„Es handelt sich um Amortentia, Professor. Das ist der einzige Trank, der uns vom ersten Mal noch fehlt."

„Sehr gut, und wer fasst noch einmal zusammen, was Amortentia bewirkt?"

Wieder meldet sich Hermine, doch diesmal weiß auch ich die Antwort. Professor Slughorn wirkt beinahe erleichtert, dass er nicht immer dieselbe Schülerin drannehmen muss.

„Ja gerne, Miss Wilson."

„Ein Liebestrank. Amortentia ist ein Liebestrank. Er duftet für jeden verschieden, je nachdem, was einen anzieht." Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, spüre ich den ersten Anflug von Angst. Ich erinnere mich an meinen Traum und an eisblaue Augen. Sagen Sie jetzt nicht, dass wir den brauen müssen. Ich will gar nicht wissen, was mich zur Zeit anzieht.

„Gut aufgepasst. Und genau diesen Trank wollen wir jetzt brauen." Großartig! Nicht. „Er eignet sich nämlich hervorragend als Klausurvorbereitung, schließlich ist er etwas komplexer als unsere vorherigen Tränke. Nun denn, das Rezept finden Sie auf Seite 34 in Ihrem Buch. Fangen Sie mit dem Brauen an!" Slughorn klatscht zweimal in die Hände, er liebt seinen Job wirklich. „Oh, aber zunächst erlaube ich es mir, Ihnen Ihr Riechvermögen zu rauben. Das macht es spannender, wenn Sie alle bis zum Ende abwarten müssen", fährt er fort und schwingt schmunzelnd seinen Zauberstab.

Ich begebe mich zu einem freien Arbeitsplatz und schlage mein Buch auf Seite 34 auf. Zu aller erst benötigt man fünf herzförmige Blätter einer roten Rose. Ich verdrehe die Augen - das wird kitschig...

Ungefähr eine Dreiviertelstunde später sind alle mit dem Brauen ihres Trankes fertig. Ob Amortentia gelungen ist, erkennt man an der Färbung. Laut unserem Buch muss es perlmuttfarben schimmern. Demnach habe ich schon mal nichts falsch gemacht.

„So, wie ich sehe, haben alle ihren Trank beendet. Dann will ich Ihnen mal wieder Ihren Geruchssinn zurückgeben." Erneut hebt Slughorn den Zauberstab und murmelt etwas. Meine Nase fängt an zu kribbeln.

Und erneut erreicht mich diese Angst. Was, wenn es nicht Ron ist? An dieser Stelle schließe ich kurz die Augen und bete dafür, ihn - meinen Freund - zu riechen. Ich stelle mich mental auf Rons Parfum, eventuell auch Zimt oder das Leder eines Quaffels ein. Alles Dinge, die mich an ihn erinnern.

Ich beuge mich nun zu meinem Gefäß hinunter und versuche, mein Herzklopfen zu ignorieren. Ich atme vorsichtig den Duft, den es verströmt, ein. Nochmals schicke ich ein Stoßgebet für Ron gen Himmel. Er muss es einfach sein.

Aber meine Angst bestätigt sich, als ich noch einmal tief einatme und versuche, zu identifizieren, was ich da rieche. An Ron erinnert es mich leider keinesfalls. Vielleicht habe ich ja doch einfach nur irgendwas falsch gemacht?

Meine Hoffnung erlischt jedoch, während ich einen dritten Atemzug nehme und plötzlich erkenne, nach was mein Amortentia duftet. Ich rieche Pfefferminz, grünen Apfel und den Duft eines Parfums, das nicht Ron gehört. Ganz ehrlich, es überrascht mich nicht wirklich, aber das macht es nicht besser. Lächerlicher Weise bleibe ich noch einige Sekunden dicht an meinem Trank stehen, aber es ändert sich natürlich nichts.

Ich beiße jetzt die Zähne zusammen und sehe nervös zu Ron hinüber. Was mich allerdings mehr überrascht als der Duft meines Amortentias, ist Rons Gesichtsausdruck. Er wirkt genauso schockiert wie ich über seinen eigenen Trank. Das beruhigt mich gleichermaßen, wie es mir einen Stich versetzt. Verdammt, was ist passiert, dass wir uns offensichtlich beide nicht riechen?

Einen letzten Blick auf Ron werfend, atme ich tief durch, sammle mich und drehe mich langsam um, um nach hinten zu sehen. Schräg hinter mir, an einem der Tische, steht derjenige, dessen Duft für mich gerade den gesamten Raum erfüllt.

Besagter hebt - fast wie durch Telepathie herbeigerufen - den Blick und sieht mich an. Seine eisblauen Augen dringen auf eine angenehme Weise durch mich hindurch und ich erkenne die gleiche Angst darin, wie ich sie selbst gerade spüre. Unser Blickkontakt bereitet mir eine unheimliche Gänsehaut.

„Da ich keine Beschwerden höre, gehe ich davon aus, dass es bei Ihnen allen einwandfrei geklappt hat. Das ist sehr gut, dann muss ich mir weniger Sorgen um Ihre Klausur machen. Also gut, der Unterricht ist hiermit beendet. Vielen Dank, dass Sie teilgenommen haben." Während alle bereits einpacken, beendet Professor Slughorn seine Stunde mit dem gleichen Satz wie jedes Mal. „Bitte denken Sie daran, Ihre Tränke fachgerecht zu entsorgen!"

Als ich gefühlt aus dem Klassenzimmer renne, atme ich zunächst einmal die frische Luft ein, die mir entgegen weht. Zu viel grüner Apfel eben...

„Katie, warte, wo willst du so schnell hin?", höre ich Ron hinter mir rufen, was eine Flucht vor ihm verhindert.

„Zum Mittagessen." Ich habe nicht mal mehr Hunger.

„Ich komme mit, ja?", fragt er vorsichtig. Die Stimmung zwischen uns ist plötzlich angespannt. Ich habe ein ungutes Gefühl, wenn ich an morgen denke, aber ich kann und will mich jetzt nicht damit befassen.

„Na klar." Um meinem Gefühl zu trotzen, sehe ich zu ihm hinauf und lächle.

„Okay. Sag mal, wonach hat dein Amortentia eigentlich gerochen?" Ron versucht, dass diese Frage beiläufig klingt, aber es misslingt ihm.

„Nach dir natürlich", lüge ich und streiche mir die Haare ins Gesicht, um meine vermutlich hochroten Wangen zu verbergen. „Und deiner?"

„Cool. Ja, meiner auch... also, er hat nach dir gerochen." Ich merke, dass auch er lügt und es tut weh. Ziemlich sogar. Obwohl ich ihn ja selbst nicht gerochen habe.

Ron fischt nun unbeholfen nach meiner Hand und wir laufen stillschweigend gemeinsam zum Mittagessen in die große Halle, wo ich tatsächlich ein bisschen froh bin, nicht mit ihm am selben Tisch zu sitzen.

~

Forbidden - A Draco Malfoy Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt