s i e b e n u n d f ü n f z i g

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~ And then we fought. Together. ~

Katies Sicht:

„Bist du okay?", fragt Draco sofort, als er uns vor der Tür zum Ravenclawturm absetzt. Ich nicke bloß. Auch hier ist alles verwüstet. Ich erinnere mich daran, wie ich zum ersten Mal mit elf Jahren vor dem bronzenen Adler stand und alles so magisch war. Heute ist davon nicht mehr viel übrig.

Zitternd greife ich nach dem Türklopfer, wie ich es bestimmt schon an die tausend Mal in den letzten sechseinhalb Jahren getan habe. Dieser lässt uns selbst im Krieg nicht ohne ein Rätsel passieren.

„Etwas das alles und jeden verzehrt,
Helm und Panzer, Axt und Schwert,
Tier, Vogel, Blume, Ast und Laub,
Aus hartem Stein mahlt es Staub,
Stürzt Könige, verheert die Stadt,
Macht Grades krumm, walzt Berge platt."

„Die Zeit." Die Tür springt auf. Wie immer. Dahinter ist bloß nichts mehr, wie es einmal war. Die meisten Bücher der Regale, die bis unter die Decke reichen, sind von ihrem Platz auf die Erde gefallen. Gläser und Fenster sind zerbrochen. Rowena Ravenclaws Statue fehlt ein Arm. Kleine und große Gegenstände liegen auf dem Boden verteilt, es fehlt sogar ein Stück der Wand. Es ist ein schrecklicher Anblick und ein beklemmendes Gefühl erreicht mich.

„Ich war nicht oft hier, aber das hier sieht grausam aus. Ich will gar nicht wissen, wie der Slytherin-Gemeinschaftsraum gelitten hat." Draco sieht sich bestürzt um. Ich greife nach seiner Hand und ziehe ihn mit mir die Treppen hinauf.

„Du hast Voldemorts zweite Ansprache vorhin gehört, nicht wahr?", frage ich nach einigen Stufen. Er nickt stumm, bis er irgendwann zögerlich mit einer Gegenfrage antwortet.

„Wie viele?"

„Zu viele. Es sind noch nicht alle gefunden beziehungsweise ausgezählt."

„Und wer?" Diese Frage kam noch zögerlicher und es versetzt mir einen Stich, wieder daran zu denken.

„Fred Weasley, Amanda Brocklehurst, Remus Lupin, seine Frau Tonks, Lavender Brown... soll ich weitermachen?" Beim Aussprechen all dieser Namen füllen sich meine Augen erneut mit Tränen. Es fühlt sich in diesem Moment alles so wahnsinnig surreal an. Als seien wir in einem schlechten Film gefangen. Ich kann nicht glauben, dass all diese Menschen wirklich tot sind.

„Es ist zu viel passiert in den letzten Stunden." Draco schüttelt fassungslos den Kopf, dann scheint ihm ein Gedanke zu kommen. „Katie, du musst Potter von mir danken."

„Wofür?"

„Er hat mir das Leben gerettet. Vorhin stand der Raum der Wünsche in Flammen und Blaise und ich sind auf der Flucht auf einen dieser Schrott-Berge geklettert. Harry und Ron haben uns auf ihren Besen mitgenommen. Ansonsten..." Seine Stimme bricht zum Ende hin ab. „Goyle. Er konnte sich nicht halten. Er ist in die Flammen gestürzt. Er ist... tot."

„Das tut mir so leid." Ich drücke zärtlich seine Hand und sehe, wie eine einzelne Träne über seine Wange rollt. Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen.

„Ich konnte ihn nie wirklich leiden, aber das ist trotzdem... hart. Schließlich kannte ich ihn schon fast mein ganzes Leben lang. Deswegen hoffe ich sehr, dass es Luna gut geht."

„Du warst nie auf der Seite der Todesser, oder?", frage ich nun, denn ich will gar nicht daran denken, was Luna in der Zwischenzeit alles passiert sein könnte.

„Am Anfang ja. Aber das hat sich ziemlich schnell geändert." Es beruhigt mich, dass zu hören.

„Du hast Harry auch gerettet, nicht wahr? Auf eurem Anwesen. Du hast ihn nicht verraten."

„Hätte ich ihn verraten, hätte der dunkle Lord sie alle getötet. Nacheinander. Nicht nur Harry, auch Ron, auch Hermine. Und Luna und alle, die da unten im Keller gefangen waren. Ich konnte das nicht zulassen."

„Ich danke dir dafür." Ich glaube, ich habe noch nie jemandem ehrlicher gedankt. Im nächsten Moment verlassen wir die Treppe und sehen zwischen den Bücherregalen nach Luna. „Sie verkriecht sich meist in der hintersten Ecke."

Und tatsächlich finden wir sie hinter einem Stapel Bücher und Geröll auf ihrem Sitzkissen. Mir fällt ein übergroßer Stein vom Herzen, als ich sie endlich entdecke. Sie scheint unverletzt und sieht uns aus ihren großen Augen aus an.

„Was macht ihr denn hier?"

„Dich suchen. Du wirst von der ganzen Schule vermisst." Mit diesen Worten lasse ich Dracos Hand los und falle meiner besten Freundin zum zweiten Mal an diesem Tag um den Hals.

„Wieso?" Sie macht einen verwirrten Gesichtsausdruck, als ich mich von ihr löse.

„Sie... sie tragen die Leichen zusammen. Die Lebenden sollten sich in der großen Halle - oder das, was davon noch übrig ist - einfinden. Du warst nicht da."

„Ist Neville noch am Leben?", fragt sie mit ruhiger Stimme. Ich nicke, ich habe ihn vorhin wohlauf in der großen Halle gesehen.

„Gut. Er hat mir erzählt, dass er verrückt nach mir sei. Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Deshalb bin ich hier." Sie steht auf.

„Neville Longbottom?!", bricht es hinter mir eine Spur zu ironisch aus Draco heraus. Er fängt sich jedoch gleich wieder. „Entschuldige. Das ist... süß. Ihr... ihr passt super zueinander." Er nickt beschwichtigend.

„Du magst ihn nicht. Das ist in Ordnung. Man kann nicht alle Menschen mögen, das ist völlig normal. Es sei denn, es liegt daran, dass er ein Gryffindor ist. Das wäre ein banaler Grund. Zulässig, aber er sollte gerade in solchen Zeiten nochmal überdacht werden." Luna lächelt Draco freundlich an, er wirkt sichtlich verwirrt. „Aber wir sollten in die große Halle, nicht wahr?"

Ich wechsle einen Blick mit Draco. Er würde sich mit Luna arrangieren müssen. Diese läuft nun zielstrebig voraus, wir folgen ihr die Treppen wieder hinunter. Erstmals spüre ich auch meinen Unterarm wieder - ich lege meine rechte Hand auf das darum gewickelte Taschentuch, um den Schmerz zu unterdrücken.

„Tut es wieder weh?", fragt Draco besorgt, als er mein schmerzverzerrtes Gesicht bemerkt.

„Könnte schlimmer sein", lüge ich, obwohl ich weiß, dass er mir nicht glauben wird. Daher wechsle ich schnell das Thema. „Kommst du eigentlich mit in die große Halle?"

„Ich schätze, ich kann mich bei meinen Leuten nicht mehr blicken lassen, nachdem ich gegen sie gekämpft habe."

„Wohl wahr." Während ich das sage, schiebt Luna die Tür auf, die aus dem Turm hinaus führt. Und schon wieder wird uns einmal mehr bewusst, dass es noch nicht vorbei ist. Dahinter wartet schon der nächste Feind.

„Luna!", rufe ich angsterfüllt, als Bellatrix sie an sich zieht und das Messer, das zuvor noch in meinem Unterarm steckte, an ihre Kehle legt. Draco muss mich zurückhalten, nicht etwas Unüberlegtes zu tun.

„Da bin ich wieder", höre ich Bellas quietschende Stimme. Im nächsten Moment stehen wir auch wieder den beiden Todessern von vorhin gegenüber. Reflexartig ziehen wir die Zauberstäbe. „Lange Rede, kurzer Sinn. Es gab eine Planänderung unsererseits. Wenn ihr wollt, dass die süße Lovegood das hier überlebt, werdet ihr Zwei meinen Kollegen jetzt eure Zauberstäbe aushändigen und genau das tun, was ich sage, kapiert?"

Es steht drei gegen zwei und außerdem geht es um Lunas Leben. Wir haben keine Chance. Ich schiele hinüber zu Draco. Er nickt bloß, woraufhin wir widerstandslos unsere Zauberstäbe abgeben. Auf Bellatrix' Gesicht macht sich ein siegessicheres Grinsen breit.

„Und du, meine Liebe, wirst jetzt in die große Halle gehen und alle davon überzeugen, dass du alleine hergefunden hast und keine Ahnung hast, wo diese beiden sein könnten, verstanden?" Mit diesen Worten stößt Bella Luna ungehalten von sich weg, sodass diese stolpernd nach vorne taumelt. Ein letztes Mal dreht sie sich noch zu uns um, dann sind wir es, die weggeschliffen werden.

Hinter uns höre ich noch, dass Bellatrix einen leichten Gedächtniszauber auf Luna anwendet. Sie ist nicht blöd, das muss man ihr lassen.

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Forbidden - A Draco Malfoy Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt