n e u n u n d z w a n z i g

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~ Loving you is the most exquisite form of self destruction ~

Katies Sicht:

Ich verlasse den Raum der vorigen Unterrichtsstunde erstaunlich positiv gestimmt - endlich habe ich das erste Gespräch mit Ron seit der Trennung hinter mir. Und es lief deutlich besser als erwartet.

Nach Zaubertränke habe ich noch Zauberkunst. Jetzt bin ich eigentlich auf dem Weg zum Mittagessen. Zumindest bis ich in einem der Gänge abgefangen werde.

„Wilson." Draco greift meinen Oberarm und zerrt mich mehr oder weniger zur Tür vorm Raum der Wünsche. Seine Stimmung ist völlig anders als heute Morgen und trübt gleichzeitig auch meine.

„Ist alles in Ordnung? Könntest du mich eventuell mal loslassen?" Ich versuche erfolglos, mich seinem Griff zu entziehen. Eine Antwort erhalte ich auch nicht. Im nächsten Moment treten wir durch die Tür in den Raum der Wünsche, der unverändert vor uns liegt. Erst, als die Tür wieder vollständig geschlossen ist, lässt Draco von mir ab.

„Was sollte das?" Ich schaudere, seine Stimme ist eiskalt.

„Was sollte was?" Ich habe ehrlich keine Ahnung, wovon er redet.

„Zaubertränke-Unterricht. Ron. Ihr habt euch ja wahrlich gut amüsiert. Mir hätte persönlich nur noch das Popcorn gefehlt."

„Bist du etwa eifersüchtig?" Ich streiche mir über den Arm, dann werfe ich einen Blick auf ihn. Er starrt mich mit einer Mischung aus tausend Gefühlen an. Plötzlich habe ich fast schon ein schlechtes Gewissen wegen vorhin.

„Er ist dein Ex und ich mag ihn nicht."

„Aber ich mag ihn. Und wir sind Freunde. Komm damit klar. Würde ich noch was von ihm wollen, hätte ich ja wohl nicht Schluss gemacht."

„Vielleicht bereust du deine Entscheidung." Ich weiß nicht, ob er gerade eifersüchtig, verletzt oder einfach nur ein Arsch ist.

„Hör auf, mir solch absurde Dinge zu unterstellen. Ich sage doch auch nichts, wenn du dich mit Pansy triffst. Das ist doch genau dasselbe."

„Das ist was anderes", zischt er. Ich bin ehrlich, jetzt bin ich schon ein bisschen sauer auf ihn. Bis Mitte des fünften Jahres war er mit Pansy Parkinson zusammen. Woran es bei den beiden letztendlich gescheitert ist, weiß ich nicht, aber es ist exakt dasselbe Verhältnis wie meines zu Ron.

„Sie ist auch deine Ex." Ich verschränke fast trotzig die Arme vor der Brust, bleibe aber ganz ruhig. Es würde nichts bringen, ihn anzuschreien.

„Richtig. Nur, dass sie wohl eher auf dich als auf mich stehen würde."

„Oh." Daran ist es also offensichtlich gescheitert. Draco atmet nun einmal tief durch und scheint, sich wieder etwas zu beruhigen. Wir stehen uns eine Weile einfach schweigend gegenüber, bis er irgendwann das Wort ergreift.

„Ich schwöre dir, müssten wir die ganze Sache nicht geheim halten, hätte sich Weaslebee was von mir anhören können. Noch im Zaubertränke-Unterricht, das kannst du mir glauben."

„Kann ich dir vertrauen, dass du ihn nicht sofort umbringst, wenn du ihm heute über den Weg läufst?" Ich verziehe meine Mundwinkel zu einem unschuldigen Lächeln, er tut mir gleich.

„Versprechen tue ich gar nichts."

„In Ordnung. Aber, wenn du mich jetzt entschuldigst... ich habe Hunger." Ich will gerade gehen, als er mich schon wieder festhält.

„Hier geblieben. Ich habe auch Hunger... Und, dass du eines nicht vergisst: Du gehörst mir." Die letzten Worte haucht er in mein Ohr und setzt damit mal wieder meinen ganzen Körper unter Strom. Schon im nächsten Moment spüre ich seine Lippen an meinem Hals.

-

Schwer atmend rolle ich mich von Draco herunter, streiche mir die blonden Haare aus dem Gesicht und ziehe die Wolldecke, die auf der Matratze im Raum der Wünsche liegt, über uns beide.

„Wie spät ist es?", frage ich und versuche weiterhin, meinen Atem zu kontrollieren. Wenn sich Streitigkeiten immer so leicht aus der Welt schaffen ließen, würde ich das sehr begrüßen.

„14:10 Uhr", keucht Draco neben mir. In zehn Minuten geht der Unterricht weiter.

„Verdammt, wir werden sowas von zu spät kommen." Was mittlerweile definitiv nichts Neues mehr ist.

Als ich mich auf den Rand der Matratze setze und anfange, meine Bluse wieder anzuziehen und zuzuknöpfen, fällt mir das Gespräch mit Harry von vorhin ein.

„Draco? Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest." Nach dem letzten Knopf befreie ich meine Haare aus dem weißen Stoff, greife nach meiner Krawatte und wende mich wieder Draco zu. Er liegt zufrieden unter der Decke und beobachtet mich beim Anziehen.

„Ich bin gut im Bett?", rät er eine Spur zu selbstgefällig und beißt sich provokant auf die Unterlippe.

„Das auch. Aber... Harry und die anderen haben von dem Verschwindekabinett erfahren."

Dracos Stimmung ist plötzlich wieder eine völlig andere. Alle Farbe weicht auf einen Schlag aus seinem Gesicht, er sitzt nun kerzengerade im Bett und starrt mich entgeistert an.

„Das hier im Raum der Wünsche?" Für Draco Malfoy klingt er wirklich ziemlich verängstigt. Ich schüttle beschwichtigend den Kopf und spüre, wie er zumindest etwas ruhiger wird.

„Das bei Borgin & Burke's. Harry, Hermine und Ron sind dir und deiner Mutter vor Beginn des neuen Schuljahres gefolgt. Arthur Weasley kannte das Kabinett."

„Verdammt." Er fährt sich durch die ohnehin schon zerzausten Haare und lässt sich zurück in die weichen Kissen fallen. „Wie viel wissen sie noch?"

„Dass es ein Gegenstück geben muss. Sie haben nur bisher keinen Plan, wo es sein könnte und was du damit vorhast."

„Okay... das ist ungünstig, aber noch kein Todesurteil." Sein Blick ist starr zur Decke gerichtet.

„Was meinst du damit?"

„Wenn ich versage, hat das Konsequenzen. Das waren seine Worte. Und mit Konsequenzen ist meistens der Todesfluch gemeint. Mit einem Haufen Glück kommt man vielleicht noch mit einem Cruciatus davon, dann kannst du mich im St. Mungo's besuchen kommen. Aber wer weiß, vielleicht rächt er sich auch stattdessen an meinen Eltern..." Dracos Stimme ist unglaublich kühl, als er das sagt, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass ihn diese Drohungen ganz und gar nicht kaltlassen. Während er spricht, steht er auf und zieht sich in rekordverdächtiger Geschwindigkeit wieder seine Schuluniform an. Dann fällt sein Blick auf mich. „Du solltest besser gehen. Nicht, dass du zu spät kommst. Ich danke dir, dass du mir davon erzählt hast. Hältst du mich weiterhin auf dem Laufenden?"

„Ja, natürlich. Aber Draco..."

„Nein, ist schon in Ordnung. Ich bleibe hier, ein wenig Zeit aufholen. Offenbar hab ich davon ja nicht mehr viel", unterbricht er mich und verdreht die Augen.

„Draco, das ist wirklich nicht witzig. Vielleicht sollten wir uns mal überlegen, was wir machen, falls sie es tatsächlich herausbekommen sollten. Wir sollten uns zumindest darauf vorbereiten. Im Fall der Fälle..." Schon wieder werde ich unterbrochen.

„Katie, wir brauchen keinen Plan. Was wir brauchen, ist ein funktionierendes Verschwindekabinett. Und du hilfst mir am meisten damit, wenn du dafür sorgst, dass die anderen nicht rauskriegen, wo es steht. Es darf kein ‚falls sie es herausbekommen sollten' geben." Plötzlich erweichen seine Gesichtszüge. „Hör mir zu. So gern ich dir mehr sagen würde. Alles, was du weißt, könnte dich in Gefahr bringen und das würde ich mir niemals verzeihen. Du weißt schon jetzt mehr, als ich hätte preisgeben dürfen."

„Beantworte mir nur eine Frage." Ich stoppe ihn in seiner Bewegung und nehme sein Gesicht in meine Hände. „Vertraust du mir?"

„Mehr als jedem anderen", antwortet er und ich erkenne keine Lüge darin. Dann küsst er mich zum Abschied auf die Wange, wirft sich seinen Zauberumhang um und verschwindet hinter einem der Türme von nicht benötigten Dingen.

Ich mache mich kurz darauf auf den Weg zum nächsten Unterricht.

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Forbidden - A Draco Malfoy Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt