d r e i u n d f ü n f z i g

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~ He wears the smell of blood and death like a perfume. There is fire in his eyes and ice in his veins. ~

Dracos Sicht:

Noch immer unter Schock lasse ich das Ravenclaw-Diadem liegen, vergesse sogar die Sache mit meinem Zauberstab und flüchte. Von weitem sehe ich, dass Harry das Diadem in die Flammen wirft und die Türen sich gerade rechtzeitig schließen. Irgendetwas sagt mir, dass es einer der Horkruxe ist und innerlich hoffe ich, dass es einer der letzten war.

Nun muss ich erstmal weit weg vom Raum der Wünsche. Dort drin passieren Dinge. Immer wieder. Manche wunderschön, manche einfach grausam. Trotzdem, Harry hat mir da drin gerade das Leben gerettet. Der Raum der Wünsche stand in Flammen und Harry hat mich gerettet. Verwirrt von der ganzen Sache beginne ich, wegzulaufen.

Zunächst renne ich nur ziellos davon, aber dann wird mir glasklar, was ich zu tun habe. Ich muss Katie finden. Ich muss sehen, ob sie wohlauf ist. Und ich muss ihr sagen, dass sie wegen Bellatrix in Gefahr ist. Deswegen bin ich hier. Nicht wegen meinem Zauberstab. Und schon gar nicht, um für den dunklen Lord zu kämpfen.

Mein Weg führt mich durchs halbe Schloss, hinauf die Wendeltreppe, die zu dem Raum führt, in dem ich letztes Jahr noch im Wahrsagen-Unterricht bei Professor Trelawney saß. Heute sind die Fenster zersplittert und die Tische umgeworfen.

Ich entdecke Katie erst nach einer gefühlten Ewigkeit zusammengekauert neben Ginny und zwei Ravenclaw-Mädchen auf einem Treppenabsatz sitzen und bleibe abrupt stehen, sobald ich sie sehe.

Ginny ist die erste, die mich bemerkt und erhebt als erste Reaktion den Zauberstab. Kein Wunder, auf meinem Unterarm brennt ja auch immer noch dieses Mal. Katie sieht nun auf.

„Draco", stößt sie meinen Namen mit einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung aus und kommt schwankend auf die Beine.

„Katie", höre ich mich selbst hauchen und kann es kaum erwarten, bis sie endlich auf mich zukommt und eine Stufe über mir stehen bleibt. Daraufhin schlingt sie wortlos die Arme um mich und ich höre sie erleichtert aufatmen. Ich tue ihr gleich. Ihr geht es gut. Sie ist okay.

Ich halte sie so fest ich kann und will sie am liebsten gar nicht mehr loslassen. Merlin, ich habe sie auch dieses Mal vermisst. Unser letztes Aufeinandertreffen ist auch schon wieder über einen Monat her. Aber wo sehen wir uns wieder? Im Krieg. Um uns herum liegt alles in Schutt und Asche, um uns herum sterben Menschen, es ist der schlimmste Alptraum aller Zeiten. Passend dazu fällt mir wieder ein, wieso ich sie gesucht habe.

„Katie, du musst mir zuhören." Ich packe sie an den Schultern und drücke sie leicht von mir weg, damit sie mich ansieht. Ihre Augen sind mit Tränen gefüllt und erst jetzt fallen mir die Kratzer und Schrammen in ihrem Gesicht auf. „Du musst auf dich aufpassen, okay? Bella ist hier und ich traue ihr nicht über den Weg. Sie hat verlauten lassen, dass sie sich rächen will. Wenn sie dich erkennt, haben wir ein Problem..."

Katie nickt bloß noch immer benommen und weicht meinem Blick aus. Ich merke, wie sehr sie mit den Tränen kämpft. Und genau in diesem Moment treffe ich eine Entscheidung und es ist mir völlig egal, dass uns hier Leute zuhören.

„Katie?"

„Ja?" Sie schaut noch immer nach unten, woraufhin ich sanft ihr Gesicht in meine Hände nehme. Dann sage ich etwas, das bisher noch keiner von mir gehört hat.

„Ich liebe dich." Überrascht hebt sie den Blick und aus ihrem Augenwinkel rinnt eine einzelne Träne. „Vielleicht sind wir morgen beide tot. Deshalb... ich musste es dir sagen."

Vorerst huscht bloß ein winziges Lächeln über ihr Gesicht und sie antwortet mit einem sanften Kuss. Verdammt, ich habe es vermisst, sie zu küssen, doch heute schmeckt sie nach salzigen Tränen, Staub und Blut. Ich spüre, dass ihre Lippe leicht eingerissen ist. Selbst hierbei werden wir also nicht vom Krieg verschont.

Wir legen so ziemlich alle Gefühle der letzten Monate und vergangenen Stunden in diesen Kuss und sind uns wohl beide bewusst, dass es nicht ausgeschlossen ist, dass das hier unser letzter Kuss für immer ist. Dieser Gedanke jagt mir einen eisigen Schauer über den Rücken. Ich würde es nicht ertragen, sie sterben zu sehen. Ich würde es nicht einmal ertragen, sie leiden zu sehen. Und doch spüre ich, dass uns noch viel schlimmeres durch diesen Krieg bevorsteht.

Als Katie sich zögerlich von mir löst, sehe ich, dass sie bitterlich weint. Sie weiß es auch. Dass es unser letzter Kuss sein könnte. Dass es noch lange nicht vorbei ist.

„Ich liebe dich auch, Draco, so sehr", kommt es endlich von ihr. Ihre Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, doch mein Herz macht einen Satz und auf meinen Lippen bildet sich mit Sicherheit ein dümmliches Grinsen.

Unser perfekter Moment wird jedoch dadurch zerstört, dass ihr Blick plötzlich über meine Schulter hinter mich fällt. Ich spüre, dass wahrscheinlich ihre Freunde hinter mir aufgetaucht sind.

„Pass auf dich auf, Katie", flüstere ich zum Abschied und verschwinde in der pechschwarzen Wolke, die wohl das einzig Coole am Todesser-Dasein ist.

Katies Sicht:

Ich stehe regungslos da und versuche, mich zu sammeln. Einatmen, ausatmen. Er lebt. Er lebt. Wir könnten beide heute sterben. Aber er lebt. Und ich lebe. Noch. Und er liebt mich.

„Ich weiß nicht, ob ich schockiert, angewidert oder gerührt sein soll..." Mein Blick wird langsam klarer und fällt auf Harry. Hinter ihm sind Ron und Hermine aufgetaucht.

„Katie, auf welcher Seite steht er?", fragt mich Ginny plötzlich, die alles mitgehört hat.

„Auf unserer...", sage ich leise. Ich weiß nicht, ob das mein Wissen oder doch nur meine Hoffnung ist. Aber das werde ich heute wohl noch herausfinden. Harry drängt sich nun an mir vorbei, er will offenbar zu Ginny. Er sagt ihr irgendwas davon, dass sie den letzten Horkrux gefunden hätten. Ich hoffe inständig, dass es stimmt. Beim Gehen macht Harry die Sicht auf Ron und Hermine frei. Sie halten Händchen. Innerlich muss ich schmunzeln - das hat lange genug gedauert. Das, was mir allerdings noch auffällt, ist Rons Gesichtsausdruck, der völlig anders ist, als erwartet. Er wirkt beinahe gerührt über die letzten Worte, die er von Draco aufgeschnappt hat.

„Dass du mich noch ansehen kannst", sage ich nun an ihn gewandt. Die Ironie in meiner Stimme ist kaum zu überhören, aber ich will wissen, wieso er mich nicht verurteilend ansieht, wie es sonst immer der Fall ist, wenn nur der Name Draco fällt.

„Katie, ich denke, wir sind quitt. Ich habe gerade Hermine geküsst. In der Kammer des Schreckens." Er drückt bei diesen Worten zärtlich ihre Hand und auf seinen Lippen liegt ein stolzes Lächeln. Und obwohl es in dieser Situation mehr als absurd ist, bildet sich auch auf meinen Lippen ein Lächeln.

„Das wurde auch Zeit."

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Forbidden - A Draco Malfoy Fan FictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt