Katies Sicht:
„Ich bin gleich wieder da", rufe ich Luna und Hermine zu und renne los in Richtung Mitte der Nordseite, bis mich nur noch ein Gitter vom Einflug trennt. Ich weiß nicht mal, warum ich das hier tue, aber meine Intuition sagt mir, dass es richtig ist.
Als ich zum Stehen komme, erwische ich unseren Auswechselsucher gerade noch rechtzeitig. Er richtet die letzten Fäden seines schwarzen Umhangs, während er mit dem Besen in der Hand dem Gang hinaus aufs Feld folgt.
„Malfoy!", rufe ich und lehne mich gegen das Gitter. Er bleibt daraufhin stehen und sieht mich an. Ich erschrecke, als sich unsere Blicke treffen. Unter seinen Augen liegen tiefschwarze Schatten und er wirkt unheimlich nervös. Nun weiß ich, dass meine Intuition nicht ganz falsch lag. Er braucht das hier. „Viel Glück!"
„Danke, Wilson." Über seine Lippen huscht ein winziges Lächeln und er atmet noch einmal durch. Dann nickt er mir zu, schwingt sich auf den Besen und setzt seinen Weg aufs Spielfeld fort.
Ich begebe mich zurück zu meinem Sitzplatz. Als ich ankomme, befinden sich beide Sucher wieder in ihren Ecken.
„Wo warst du?", fragt mich Hermine, während ich mich wieder zwischen sie und Luna quetsche.
„Auf der Toilette." Sie richtet ihren Blick wieder aufs Spielfeld.
Diesmal dauert es keine zweieinhalb Stunden, bis der Schnatz entdeckt wird. Nicht einmal zwanzig Minuten sind vergangen, seitdem Draco eingewechselt worden ist. Als er sich in Bewegung setzt, sieht man die restlichen Spieler aufatmen. Die vergangenen Stunden waren anstrengend genug für alle.
Der Koldovstoretz-Sucher folgt Draco sofort, es gibt nur diesmal einen Unterschied. Draco kann genauso aggressiv Quidditch spielen, wenn er will. Und diesmal muss er es sogar.
Je schneller die beiden werden, desto ruhiger wird das Publikum. Wir alle halten den Atem an, denn einige Rangeleien der beiden später ist der Schnatz zum Greifen nah. Man hört beide Sucher in zwei unterschiedlichen Sprachen fluchen und sieht sie sich immer wieder von dem kleinen, goldenen Ball wegschubsen. Während Hermine zu meiner Rechten aufgeregt quietscht und Luna sich zu meiner Linken in meinen Ärmel krallt, drücke ich fest meine Daumen. Für Hogwarts. Für Draco.
Plötzlich verändert der Schnatz abrupt seine Flughöhe. Er fliegt nun tiefer und vor allem deutlich langsamer.
Und während sich der Sucher des gegnerischen Teams noch angestrengt seinen nächsten Zug überlegt, ergreift Draco seine Chance.
Er vollführt eine 360-Grad-Drehung um seinen Besenstiel herum, fliegt dabei unter dem nachdenkenden Koldovstoretz-Sucher hindurch und fängt gleichzeitig den goldenen Schnatz. Das Ganze geschieht wie in Zeitlupe und bis das Publikum den Ausgang des Spiels realisiert, hat sich der Gegner bereits umgedreht und starrt mit einem vernichtenden Blick auf den Ball in Dracos Hand.
„Hogwarts hat den goldenen Schnatz gefangen!", unterbricht die Stimme des Sprechers die entstandene Stille und das Publikum beginnt, erneut auszurasten. „150 Punkte! Damit gewinnt das Team aus Großbritannien! Herzlichen Glückwunsch!" Die letzten Worte werden von Jubel und Gekreische verschluckt.
Wir springen von unseren Sitzen auf und fallen uns in die Arme. Es ist ganz egal, wen wir da umarmen. Wir haben gewonnen. Hogwarts hat gewonnen.
Das Erste, was ich nach dieser ersten Trunkenheit des Sieges wahrnehme, ist Hermine, die Luna und mich mal wieder mit sich zieht.
„Kommt, ich will zu unserer Mannschaft in den Aufenthaltsraum!" Erst jetzt merke ich, dass das Feld leergeräumt ist.
Dass wir drei überhaupt noch vollzählig sind, nachdem wir uns durch die Menschenmassen auf den Tribünen zu unserem Team gekämpft haben, ist beachtlich.
Hermine drückt die Tür zum Aufenthaltsraum auf, darin herrscht Party. Das Team hat Draco hochgehoben, jubelt und grölt.
Harry sitzt wieder erwacht, aber noch ein wenig benebelt, auf dem Sofa am Rand und grinst uns schon von weitem zu.
„Wie geht es dir?", frage ich ihn sofort, als wir vor ihm stehen. Um seine Stirn ist ein Verband gewickelt.
„So schnell kriegen die mich nicht klein, auch wenn ich sagen muss, dass das Holz ziemlich hart war." Er grinst müde. „Wie auch immer, offenbar haben wir ja dennoch gewonnen. Wie lange hat das Spiel eigentlich gedauert? Ich hab irgendwann die Zeit aus den Augen verloren."
„Knappe drei Stunden."
„Puh, aber..." Harry wird von seinem besten Freund unterbrochen.
„Katie!" Kaum habe ich mich umgedreht, schlingt Ron schon seine Arme um mich. Ich erwidere seine Umarmung, er hat es sich mehr als verdient.
„Hey, Champion."
Bevor ich darüber nachdenken kann, hebt Ron meinen Kopf an und ich begegne seinem Blick, woraufhin er sich lächelnd und noch immer benebelt vom Siegesgefühl zu mir herunterbeugt und seine Lippen auf meine drückt.
Und ich stehe einfach nur wie angewurzelt da, während ich vor meinem inneren Auge ganz deutlich Draco sehe...
Dracos Sicht:
Die Blase, die mich bis eben mit unbegrenztem Glück und Unbeschwertheit umgab, zerplatzt in dem Moment, in dem ich Ron sehe, der Katie küsst. Autsch. Irgendwas in meiner Kehle schnürt sich zusammen. Wie bin ich eigentlich darauf gekommen, dass Katie der Kuss im Raum der Wünsche etwas bedeutet hat? Sie würde Ron niemals für mich verlassen. Das hätte ich eigentlich direkt wissen müssen.
Als ich meinen Blick mühsam von den beiden abwende, sehe ich meinen Vater im Türrahmen stehen. Mein Tag wird so nicht gerade besser.
„Lasst mich runter", knurre ich meinen Teammitgliedern unter mir zu und verschwinde schnellstmöglich hinter meinem Vater aus dem Aufenthaltsraum.
„Ich kann nicht verstehen, warum sie dich nicht von Anfang an eingesetzt haben." Mein Vater würdigt mich keines Blickes, es gibt nicht mal ein Glückwunsch.
„Aber Vater, ich hab den Schnatz doch gefangen." Ich habe das Gefühl, man kann es ihm nie recht machen.
„Natürlich, aber es hätte deutlich weniger Verletzte gegeben, hättest du gleich gespielt. Wer soll denn nun den Ausfall eurer Slytherin-Spieler ausgleichen?" Er schüttelt verständnislos den Kopf.
„Das weiß doch niemand, ob weniger verletzt worden wären. Dass ich den Schnatz so schnell gefangen habe, war doch bloß Glück."
„Eben nicht, Draco. Ich werde diese Madam Hooch kontaktieren..."
„Bitte nicht." Ich sehe ihn flehend an, es ist doch jetzt sowieso zu spät dafür.
„Mach' dir darüber keinen Kopf. Du solltest dir lieber nochmal die Tanzschritte für heute Abend ansehen. Der Ball ist wichtig, ein Malfoy macht dabei nämlich keine Fehler." Er wirft mir einen tadelnden Blick zu.
„Ja, Vater." Und damit ist meine Feierlaune endgültig zunichte gemacht.
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Forbidden - A Draco Malfoy Fan Fiction
FanfictionDer Sommer neigt sich dem Ende zu, für die 16-jährige Katie Wilson steht das sechste Schuljahr in Hogwarts an. Doch alle Welt spürt, dass nichts mehr so sein wird, wie es einmal war und dass sich dunkle Kräfte ihren Weg an die Oberfläche bahnen. Au...