Teil 39

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Mein Körper fühlt sich fremd an, alles ist so unendlich anstrengend, selbst die Augen zu öffnen, fällt mir schwer. Endlich gehorchen sie mir, ich liege in einem Raum mit einer weißen Decke und hellgelben Wänden. Rechts neben mir piept ein Monitor regelmäßig vor sich in, ich befinde mich im Krankenhaus und habe den Schuss überlebt. Wunderbar, mein Kopf funktioniert in den richtigen Bahnen. Allerdings kann ich die Beine nicht bewegen und der rechte Arm schmerzt etwas, also versuche ich, mich mit dem Linken aufzusetzen. Doch ich schaffe es nicht und werfe einen Blick nach unten. Schwarze verwuschelte Haare, die eindeutig zu Flos Kopf gehören und beide Arme liegen quer über meinen Oberschenkeln.

Er schläft tief und fest, und ich streichele ihm sanft über den Kopf, auf einmal tanzen kleine rote Punkte an der Decke, verwirrt sehe ich ihnen nach, bewege die Hand nicht mehr und es ist nur noch ein großer roter Punkt an der Zimmerdecke zu sehen. Etwas reflektiert das Sonnenlicht, so dass ich erneut die Hand bewege und die Lichtreflexe wieder erscheinen. Ich werfe einen Blick auf meine linke Hand und bleibe am Ringfinger hängen.

"Oh mein Gott", krächze ich leise, meine Stimme hört sich fremd an. Jede Bewegung ist Zuviel, ich lege die Hand zurück auf Flos Haare und er dreht sein Gesicht schlafend zu mir. Erinnerungsfetzen blitzen in meinem Gedächtnis auf, ich habe Tarik erschossen und danach Flos Vater, weil der auf uns gefeuert hat. Scheiße, was ist mit Toni?! Ich bekomme Panik und der Monitor fängt an, Alarm zu schlagen, indem er wild piept und blinkt. Flo reißt den Kopf hoch und sieht mich mit seinen wunderschönen grauen Augen überrascht an.

"Linda!"

Im gleichen Moment fliegt die Zimmertür auf, ein Arzt und zwei Krankenschwestern, sehen mich prüfend an.

"Oh Frau Heinrichs, willkommen zurück. Herr Milicaj, wir untersuchen sie kurz und danach können Sie wieder zu ihr." Er steht auf, wirft mir einen liebevollen Blick zu und verlässt das Zimmer.

"Sie haben über zwei Wochen im Koma gelegen, aufgrund des hohen Blutverlustes, war es notwendig. Nun zu Ihren Verletzungen, Streifschuss am rechten Arm, eine Kugel steckte in ihrem Zwerchfell und zusätzlich noch drei in ihrem rechten Bein, die uns am meisten Sorgen bereit haben, weil Sie dadurch sehr viel Blut verloren haben. Erinnern Sie sich an die Geschehnisse?"

"Ja. Wie geht es Toni?"

"Ich darf Ihnen eigentlich keine Auskunft geben, aber Herr Friedrich ist auf dem Weg der Besserung, ihr Verlobter kann Sie in ein paar Tagen mit dem Rollstuhl zu ihm bringen."
Mein Verlobter?! Was zur Hölle ist in den letzten Wochen passiert? Der Arzt untersucht mich und ich betrachte mein komplett eingegipstes Bein, zusätzlich klebt ein riesiges Pflaster auf dem Bauch und der rechte Arm ist mit einem dicken Verband verdeckt. Die Krankenschwester entfernt alle Elektroden von meinem Oberkörper und schaltet den Monitor aus.

"Wann kann ich nach Hause?"

"Wenn alles weiter so gut verläuft, spricht nichts dagegen Sie Ende der Woche zu entlassen."
Der Arzt verabschiedet sich und die Schwester stellt mir einen Becher mit stillem Wasser auf den Nachtschrank. Vorsichtig trinke ich einen Schluck, mein Mund fühlt sich an, wie eine vertrocknete Pflaume.

"Ihr Verlobter wird sehr glücklich sein, dass es Ihnen wieder besser geht. Er ist nicht von Ihrer Seite gewichen und vor ein paar Tagen stand er mit dem Ring hier, sehr romantisch", schwärmt sie und ich sehe mir den Ringfinger genauer an, ein großer roter Stein, umgehen von vielen kleinen helleren, glitzert verräterisch vor sich hin. Sie öffnet die Tür und Flo schließt sie leise mit gesenktem Kopf.

"Herr Milicaj, haben Sie mir irgendetwas zu sagen?", frage ich mit heiserer Stimme, er wirkt nervös und ich klopfe auf die linke Bettseite, er setzt sich und legt meine Hand in seinen Schoss.

Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt