Die Schiebetüren der Bar gleiten auf und eine Horde Männer tritt ein. Ich begrüße jeden freundlich, der am Tresen vorbei kommt, und zähle erst achtzehn, schließlich kommen die letzten zwei lachend hinein und ich sehe überrascht in Marins Gesicht.
Neben ihm steht ein Mann, der deutlich größer ist und dessen graue Augen mich förmlich durchbohren. Mein Herz setzt einen Schlag aus, ich atme stockend ein und aus und wende mich schnell den Gläsern zu. Zitternd befülle ich sie mit Eiswürfeln, die klirrend hinein fallen, fülle den Whiskey drauf und traue mich nicht hoch zusehen. "Alles in Ordnung, Linda?", fragt Jule besorgt.
"Ich brauche kurz frische Luft und eine Zigarette. Schafft ihr es zehn Minuten ohne mich?"
"Klar, die Jungs schaffen wir allein. Der Rest ist versorgt, wenn was ist, bist du vor der Tür, oder?"
"Ja", ich bücke mich unter den Tresen, fische eine Schachtel Marlboro aus meiner Tasche und lege das Handtuch ab. Doch weit komme ich nicht, weil Marin an der Bar stehen geblieben ist.
"Du arbeitest hier?", fragt er erstaunt, doch ich nehme ihn überhaupt nicht wahr, sondern blicke wie gebannt in die grauen Augen, die mich von oben bis unten abscannen.
"Ja. Viel Spaß mit den Mädels, die freuen sich schon auf euch", sage ich und schaue mir den Mann neben ihm noch genauer an. Er ist über einen Kopf größer, viel muskulöser, trägt eine schwarze Jeans mit dem passenden engen T-Shirt, aus dem sich Tätowierungen schlängeln. Dazu schwere Boots, und er hat mit Marin außer dem leicht gebräunten Teint, nichts gemeinsam. Außer den Haaren, schwarz wie die Nacht, stehen sie in alle Richtungen ab und so sieht man das sie die eine oder andere Kneipe schon hinter sich haben. Dieser Mann bringt mich völlig aus dem Konzept.
"Du bist bestimmt der Bräutigam?", frage ich, nachdem ich die Sprache endlich wieder gefunden habe.
"Wenn es so wäre, bekomme ich dann alle Getränke umsonst?", fragt er mit tiefer Stimme und stechenden Blick. Ich schlucke nervös.
"Es liegt doch auf der Hand, dass ein so attraktiver Mann, wie du, der Bräutigam sein könnte", meine Schlagfertigkeit ist auch zurück.
"Touché Blondie."
Was zur Hölle?! Woher weiß er meinen Spitznamen?! Auf einmal werde ich nervös, wie zu meinen besten Teenagerzeiten und wische die schweißnassen Hände, an der Jeans ab.
"Hallo?! Seid ihr bald mal fertig mit eurem Smalltalk?", fuchtelt Marin mit den Armen zwischen uns hin und her. "Ich bin auch noch da. Flo, können wir jetzt zu den anderen?! Ich habe Durst, will nackte Möpse und schwingende Hüften sehen." Er macht die typischen Bewegungen und ich stöhne genervt, Marin kann es einfach nicht lassen den Macho raus hängen zu lassen.
"Moment, Brüderchen! Erst will ich Blondie's Namen wissen." Er sieht mir gebannt in die Augen und verzieht die Lippen zu einem anzüglichen Lächeln.
"Frag deinen Bruder", kontere ich. Marin ist so perplex, dass er anfängt zu stottern.
"Keine Ahnung, ich habe sie am Flughafen und in New York getroffen. Aber ihren Namen hat sie mir nicht gesagt. Sei bloß vorsichtig, die kann irgendwelchen Kampfsporttechniken."
Lächelnd schaue ich Flo an und Marin verschwindet zu den Nischen. Wir stehen mitten in der Bar, die Bässe wummern durch meinen Körper, keiner bewegt sich und ich versinke in dem Grau, seiner Augen. Er beugt sich ein Stück zu mir runter und ich rieche sein Parfüm. Hugo Boss – bottled, bei diesem Mann, passt es wie die Faust aufs Auge.
"Ich bin Flo, definitiv nicht der Bräutigam und jetzt verrate mir deinen Namen", sein warmer Atem streift mein Ohr und ich bekomme eine Gänsehaut, meine Brustwarzen stellen sich verräterisch unter dem Top auf. Was macht dieser Typ mit mir?
DU LIEST GERADE
Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~
RomanceLinda Heinrichs ist Chefin vom Edelbordell Dark Rose. Sie führt ein schillerndes Leben im Schein des Frankfurter Rotlichtviertels. Das Geschäft mit gekaufter Liebe, Lust, Leidenschaft und den verbunden Illusionen, bietet keinen Platz für Prinzessi...