Teil 6

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Ich schrecke aus dem Schlaf hoch und gewöhne mich langsam an das gedimmte Licht im Flieger. Der Albtraum fühlt sich noch sehr realistisch an, mein Vater ist nun schon fast sechszehn Jahre tot, doch dieses Tattoo verfolgt mich nach wie vor in den schlimmsten Träumen. Das LKA hat den Fall wegen Mangel an Beweisen nach nur vier Wochen geschlossen, weil alle Spuren im Sand verlaufen sind. Stefanie Gundlach, war die damalige ermittelnde Kommissarin und ist seitdem eine sehr gute Freundin von mir. Sie besucht mich regelmäßig nach Feierabend, aber auch wenn etwas im Rotlichtviertel nicht stimmt.

Aleks rührt sich neben mir, wir landen in einer Stunde und ich streiche ihr vorsichtig, eine verirrte Locke aus der Stirn.

"Wir sind fast da, gönnen wir uns noch einen Kaffee?", flüstere ich.

"Ja, warum nicht", gähnt sie herzhaft und streckt sich im Sitz aus.

"Hast du überhaupt geschlafen? Du siehst echt scheiße aus."

"Nein, ich habe wieder diese Albträume, wie mein Vater in meinen Armen stirbt, der Unbekannte mit dem ungewöhnlichen Tattoo über die Mauer verschwindet, und ich versuche ihn zurückzuhalten. Aber ich stürze in ein schwarzes Loch und verliere ihn."

Mich schaudert es, wenn ich an diesen verhängnisvollen Tag denke und seither diese Träume mein Verfolger sind. Der Kaffee wird serviert, dazu ein paar Brötchen, Orangensaft und die Stewardess weist uns freundlich darauf hin, dass wir in fünfundvierzig Minuten in Frankfurt sind. Die ersten Lichter von Mainhatten sind am Horizont zu erkennen. Ein beruhigendes Gefühl wieder zuhause zu sein. Wir schaffen es ohne Stress mit dem Zoll durch die Kontrollen und als die Türen sich am Ausgang öffnen, sehe ich Tom schon.

Er wirkt angespannt und Aleks stupst mich kurz in die Seite. "Was ist ihm denn über die Leber gelaufen, oder hat er in eine Zitrone gebissen?!"

"Schätzchen es ist zwanzig nach acht, die Nacht war bestimmt anstrengend." Aber sehr überzeugend, hört sich das selbst in meinen Ohren nicht an.

"Wir bringen dich nach Hause und ich fahre direkt ins Rose."

Nachdem Aleks ihr Gepäck aus dem Kofferraum geholt hat, kommt sie noch einmal zur Beifahrerseite.

"Wenn es irgendetwas Neues gibt, ruf mich sofort an. Egal wann, du weißt, ich bin immer für dich", sie klettert halb ins Auto und zieht mich in eine kurze Umarmung.

"Danke Süße, leg dich hin, wir sehen uns morgen im Dark Rose. Ich hab dich lieb."

"Ich hab dich auch lieb, Schätzelein", sie wirft die Autotür zu und verschwindet ihn ihrem Hauseingang.

"War heute Nacht alles in Ordnung?", will ich von Tom auf dem Weg in die Innenstadt wissen.

"Ja. Aber du hast verdeckte Ermittler im Laden", antwortet er gereizt.

"Das ist nicht dein Ernst?! Was soll der Scheiß denn? Wir haben Hassan doch nicht abgemurkst. Das kläre ich gleich, fahr direkt in die Tiefgarage."

Drei Wagen von der Zivilpolizei stehen akkurat geparkt nebeneinander und ich wappne mich für einen anstrengenden Tag. Eigentlich wäre mir jetzt nach einer heißen Dusche und meinem Bett, aber das muss warten, denn es gibt Wichtigeres, was keinen Aufschub duldet. Schnellen Schrittes gehe ich in Richtung Aufzug und Tom hat Mühe, mir zu folgen. Er legt mir eine Hand in den unteren Rücken und schiebt mich sanft in den Lift.

"Linda, die vermuten, dass Hassan in Drogengeschäfte mit den Albanern verwickelt war. Außerdem stehen Großrazzien in allen Clubs, Kneipen und in den Bordellen an."

"Oh man, das kotzt mich jetzt schon an. Ich habe in den letzten Tagen nicht besonders geschlafen, musste mir einen arroganten Gigolo in New York vom Leib halten und nun ärgere ich mich mit Idioten rum, die Leute mit einer Machete abschlachten", stöhne ich. Der Lift gleitet auf und ich erkenne die Ermittler in der Bar aus zwanzig Meter Entfernung. Meine angespannten Nerven beruhigen sich etwas, nachdem ich den gewohnten Geruch einatme und Toni in der Bar entdecke. Ich gehe auf ihn zu, doch bevor ich ihn begrüßen kann, schiebt sich ein Typ einfach davor.

Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt