Teil 10

1.5K 59 6
                                    

Halb drei, ich spüre meine Füße nicht mehr, außer Tom und den Männern von Toni haben alle schon Feierabend und wir sehnen ihn auch herbei. Ich poliere gerade die letzten Weingläser, Musik ertönt nur noch leise im Hintergrund, als in der Nische ein paar Gläser zerbrechen und kurze Zeit später, einer nach dem anderen in die Bar geschwankt kommt. Wir atmen alle erleichtert auf, unsere Betten rücken in greifbare Nähe. Aleks grinst wie ein Honigkuchenpferd und wedelt mit einem Bündeln fünfziger vor ihrer Nase.

"Da hat es sich aber ausgezahlt, dass ich meine große Klappe nicht gehalten habe."

"Aber sowas von Schätzchen. Ruf beim City-Taxi an, hier fährt niemand mehr", lacht sie und setzt sich auf den Barhocker neben Tom.

Jetzt wo ich alle bei vollem Barlicht sehe, brauchen die nicht nur ein Taxi, sondern einen Eimer gleich dazu. Ich schnappe mir mein Handy, schalte die Musik aus und rufe in der Taxizentrale an. Zwei Großraumwagen reichen, weil vor zwei Stunden bereits ein paar Gäste die Heimreise angetreten haben.

"Zehn Minuten Leute, es wäre nett, wenn ihr euch alle schon zum Ausgang begebt. Meine Herren begleiten euch gerne und sind beim Einsteigen behilflich", rufe ich in die betrunkene Männerrunde. Ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen, die Hilfe haben alle dringend nötig. Marin wird von seinem Bruder gestützt, der kaum noch gerade aus laufen kann. Flo setzt ihn auf einen Hocker an der Theke ab.

"Ich bin für die Rechnung verantwortlich", sagt er heiser vom Alkohol. Ich betätige die Kasse und da sie die letzten Kunden sind, finde ich sie sofort im System. Meine Augen weiten sich, bei dem hohen Rechnungsbetrag. Die haben es wirklich ordentlich krachen lassen.

"3150 Euro für alles", sage ich vorsichtig zu Flo. Er greift nach seiner Brieftasche und zieht eine schwarze American-Express-Karte raus, legt sie auf den Tresen und ich greife zu. Doch ich komme nicht dazu sie in das Lesegerät zu stecken, weil seine warme Hand sich über meine schiebt.
"Zweifelst du an meiner Zahlungsfähigkeit, Blondie? Ich helfe dir gerne beim Spülen", sein Blick wachsam und müde zugleich.

"Nein", sage ich nicht sehr überzeugend und ziehe die Hand unter seiner weg.

"Du hast mir Kaffee versprochen, erinnerst du dich", er schaut auf seine Rolex am anderen Handgelenk und seine Augen weiten sich bei der Uhrzeit.

"Wenn mein Bruder gleich im Taxi sitzt, bestehe ich darauf, egal wie spät es ist. Versprechen bricht man nicht", er sagt dass mit einer Stärke in der Stimme, dass es mir die Sprache verschlägt.

Aleks, die mittlerweile hinter der Bar neben mir steht, stößt mich mit ihren hohen Hacken an und wirft mir einen Blick zu, den nur beste Freundinnen verstehen. Der heißt, schnapp ihn dir.

"Die Taxen sind abfahrbereit, hier fehlen noch welche?!", ruft Tom vom Ausgang.

"Unser Stichwort! Los Marin, beweg dich", Flo tippt seinen Bruder an, der mit dem Kopf auf dem Tresen eingeschlafen ist. Stöhnend versucht der sich nun zu erheben, scheitert aber kläglich und verliert das Gleichgewicht.

"Warte, wir helfen euch", sagen Aleks und ich gleichzeitig. "Ich kann das allein", lallt Marin und reißt sich von seinem Bruder los und stürzt auf die Knie. "Au", jammert er theatralisch, Flo packt ihn von hinten, richtet ihn wieder auf, hakt ihn ein und ich gehe auf die andere Seite. Gemeinsam stolpern wir vor die Tür, die Tom uns aufhält.

"Das waren die Letzten. Feierabend", stöhne ich und sehe zu, wie Flo seinen Bruder ins Taxi schiebt und dem Taxifahrer erklärt, das alle nach Frankfurt-Nordend müssen. Ich beobachte ihn, wie er seinen Kopf zum Fahrerfenster hereinsteckt. Breite Schultern, knackiger Arsch und ziemlich gut in Form. Eine Figur zum dahin schmelzen. Er klopft auf das Dach und die Wagen setzen sich langsam in Bewegung.

Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt