Teil 11

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Ich parke den Mustang ordentlich neben dem Mini, schnappe mir die Tasche und meine Schuhe. Im Haus herrscht eine himmlische Ruhe, bis auf das leise Klappern von Geschirr in der Küche. Mein Handy fängt an zu klingeln, Toni ruft nur im Notfall zu dieser frühen Stunde an.

"Guten Morgen, wo brennt es denn?", gähne ich.

"Linda, heute gegen vier wurde eine Hure mit Überdosis vom Straßenstrich ins Kranhaus eingeliefert, aber es kommt noch schlimmer, sitzt du?!"

"Nein, was ist noch passiert?", frage ich mit klopfenden Herzen.

"Anna liegt ebenfalls verletzt im Krankenhaus, sie ist überfallen worden."

"Das kann doch nicht wahr sein. Sie hat doch mit den Straßenhuren überhaupt nichts zu tun. Geht es ihr gut?", ich reibe mir nervös über die Stirn.

"Den Umständen entsprechend so viel wie ich weiß. Ich treffe mich um neun mit Basti, das ist der Kollege von der Polizei, unser Informant vom Bahnhofsviertel. Wie war die Nacht?"

"Eigentlich ganz normal, bis auf die üblichen Verdächtigen, die zu betrunken waren um ins Rose zu kommen. Toni, ich bin wirklich müde, wir sehen uns um drei in meinem Büro."

"Okay, bis später, schlaf schön."

Ich gehe hoch zu Maria in die Küche, der Duft von frischem Kaffee und Brötchen liegt in der Luft, und sie summt fröhlich vor sich hin. Vorsichtig stecke ich den Kopf zur Küchentür rein, sie steht mit einem dunkelblauen Rock und weißer Bluse am Herd und brutzelt Spiegeleier in einer großen Pfanne. Mein Bett muss noch warten.

"Guten Morgen Maria", ich setze mich auf einen Stuhl vor die Küchentheke und sie fährt erschrocken zusammen.

"Dios mío Linda, nicht mich erschrecken", sagt sie in ihrem spanischen Akzent und einer Hand über ihrem Herz an der üppigen Oberweite. Ich muss lachen und erinnere mich an früher, als ich noch ein kleines Mädchen war. Sie hat fast immer einen Herzinfarkt bekommen, weil ich mich versteckt habe, wenn sie mich anziehen wollte.

"Ich hätte gern einen starken Kaffee, ein Brötchen und zwei Eier."

Ich liebe es, bei ihr in der Küche zu sitzen, weil meine Mutter stets darauf besteht das alle Mahlzeiten im großen Esszimmer eingenommen werden. Ich gähne und verdrehe innerlich die Augen, sie wollte immer das Vorzeige-Mädchen mit Uni-Abschluss in Business-Management und einem reichen Ehemann. Doch ich habe ihre Pläne gründlich versaut, kein reicher Mann, kein Uni-Abschluss, tätowiert am ganzen Körper und ab und zu gönne ich mir den ein oder anderen One-Night-Stand. In der Frankfurter-High-Society ist sowas nicht gerne gesehen, aber da scheiß ich drauf. Die Millionen auf dem Konto habe ich mir hart erarbeitet und bin niemanden Rechenschaft schuldig, für was ich sie auf den Kopf haue. Maria stellt gerade eine große Tasse Kaffee und den Teller mit den Spiegeleiern vor mir ab und lächelt mich liebevoll an. Da klingelt mein Handy schon wieder, die Nummer unbekannt.

"Linda Heinrichs."

"Hallo, hier ist Steffi. Ich weiß es ist noch früh und du liegst im Bett, aber es kam heute Nacht zu einem erneuten Zwischenfall." Ich zerteile mit der Gabel das Ei und das Gelbe fließt langsam auf den Teller.

"Das weiß ich schon, wieso rufst du mit unterdrückter Nummer an", ich klemme mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, reiße ein großes Stück vom Brötchen ab, tunke es in das Eigelb und stecke es mir in den Mund. "Ich bin gerade erst nach Hause gekommen, Toni hat mich vor zehn Minuten angerufen."

"Wie, du bist jetzt erst nach Hause gekommen?"

"Ich bin an der Bar eingesprungen, weil Stefan sich den Fuß gebrochen hat und ein großer Junggesellen-Abschied war, das hätte die Bar-Crew nicht allein geschafft", ich stecke mir noch ein Stück Ei in den Mund und kaue genießerisch.

Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt