Dark Rose Band 1 ~ Du und ich ~

Teil 28

"Hey aufwachen, wir sind da", sanft streicht Flo über meine Wange und ich öffne verschlafen die Augen. Stöhnend rutsche ich im Sitz hoch, fahre über die andere pochende Seite und zucke schmerzerfüllt zusammen. Er rutscht besorgt näher und sieht mich prüfend an.

"Alles okay, oder sollen wir lieber einen Arzt aufsuchen, nicht das du eine Prellung von dem Dreckskerl hast?! Allerdings bezweifele ich, dass hier in der Einöde überhaupt jemand ist, wo zur Hölle sind wir hier?!"

"Nein, schon gut. Ich pack gleich ein bisschen Eis drauf, du musst übrigens über die Brücke, dort ist der Parkplatz für das Hotel. Dieser hier, ist nur für die Burgbesucher."

"Äh, Linda, dieses klapprige Holzteil sieht nicht sehr vertrauenserweckend aus. Erst recht nicht mit einem Auto, was über zwei Tonnen wiegt."

Ich sehe ihn genervt an: "Wenn ich mit dem Mustang da rüber fahre, wirst du das doch wohl mit deinem SUV auch schaffen. Stell dich nicht so an und fahr einfach."
Flo legt den Gang ein und fährt im Schritttempo zu den Hotelparkplätzen. Er macht den BMW aus, die Innenbeleuchtung schaltet sich ein und ich werfe einen kurzen Blick in den Kosmetikspiegel. Entsetzt sehe ich meine Wange genauer an, sie schimmert dunkelrot und die Schwellung zieht sich fast über die ganze rechte Seite.

"Das sieht nicht gut aus", sagt Flo mit einem ernsten Seitenblick.

"Danke, das will ich jetzt hören", ich klappe den Spiegel zu, schlüpfe in die Schuhe, schnappe mir meine Tasche und steige aus. Flo öffnet den Kofferraum, kippt alle Tüten aus und wirft die Sachen in den Koffer. Schließt den BMW ab und hält mir seine Hand hin, die Burg wirkt nachts sehr unheimlich und wir nähern uns der schmalen Treppe, die hoch in das Hotel führt. Der Aufgang ist in ein warmes Licht getaucht, ich klingle und die Dame von der Rezeption hält uns die Tür auf.

Sie geht voraus und wir folgen ihr zur Anmeldung, ich fülle den üblichen Papierkram aus und verberge so die lädierte Gesichtshälfte. Während ich die Unterschriften leiste, bestelle ich eine Flasche Bourbon und Eiswürfel. Ich reiche ihr meine Kreditkarte und sie übergibt mir den Zimmerschlüssel. Wir durchqueren mehrere lange Gänge, bis wir endlich in der Suite ankommen.

Im Schlafzimmer falle ich ausgelaugt mit dem Rücken zuerst auf das große Kingsize Bett und schließe kurz die Augen. Flo stellt den Koffer ab, macht ihn auf und holt das Ladekabel für sein Handy raus, schließt es an und verschwindet mit den Kosmetiksachen im Bad. Kurze Zeit später höre ich die Dusche rauschen. Es klopf leise und ich lasse den Zimmerservice eintreten. Gebe dem jungen Mann noch ein Trinkgeld, was er mit gerötetem Gesicht annimmt.

In einem kleinen Schrank, neben der Minibar, befinden sich schöne Kristallgläser, ich nehme zwei raus, gieße großzügig den Whiskey ein und gebe einen Eiswürfel dazu. Die Flasche ist mit einer weißen Serviette umwickelt, die ich nun ausbreite und eine Handvoll von dem Eis darauf verteile, um sie mir gegen die Wange zu halten. Oh tut das gut, es schmilzt relativ schnell und ich wringe das Tuch über dem Kübel leicht aus.

Die Dusche rauscht weiterhin und ich ziehe mich aus, drücke leise die Tür zum Bad auf und mir schlägt eine große Dampfwolke entgegen. Flo steht mit dem Rücken zu mir und stützt sich mit beiden Händen an den Fliesen ab, das Wasser rinnt über seine angespannten Schultern und den gesenkten Kopf. Ich öffne die Duschtür und trete in den Wassernebel, umfasse seine Brust von hinten, er atmet schwer ein und aus, hält meine Hände fest und dreht sich um. In seinen Augen schimmern Tränen.

"Sieh dich an, und sag mir, dass es dir nichts ausmacht, dass ich die rechte Hand von einem Paten bin. Ich werde mit meinem Vater reden, so funktioniert es einfach nicht!", ich lege ihm einen Finger auf den Mund.

"Schlaf eine Nacht darüber, morgen sehe ich und die Welt schon besser aus", ich stelle mich unter den Wasserstrahl, der kochend heiß ist. "Bist du verrückt, wenn du dich kochst, wirst du auch kein anderer Mensch", ich greife um ihn herum und drehe die Temperatur runter. Schiebe Flo ein Stück zur Seite und lasse mir das Wasser über den Kopf laufen, er verlässt kurz die Dusche und kommt ein paar Sekunden später mit unseren Waschutensilien zurück. Was für ein Tag, ich verstehe Flo, aber ich sehe auch, wie sehr sein Herz an der Familie hängt und er nicht einfach alles aufgeben kann.